05.07.2019: MANTAR, VALBORG - Erlangen - E-Werk

07.07.2019
 

 

Man würde unter dem Banner „E-Werk Sommerhits“ wohl kaum erwarten, eine Black Metal Doom Punk-Band anzutreffen. Zwei von dieser Sorte schon gleich doppelt so wenig. Weit gefehlt, denn im Erlangener E-Werk fand genau das am vergangenen Freitag statt. Während im Biergarten alles von Hip Hop über Charts hin zu Dubstep aufgelegt wurde, versammelte sich nach und nach eine Vielzahl schwarz gekleideter Menschen, die das Biergarten-Sommerbild auf eigene Art und Weise aufwertete.

Ab 20:30 Uhr begann die Sommersause dann mit VALBORG (aus dem Schwedischen für „Walpurgisnacht“) in der Clubbühne im zweiten Stock. Plötzlich gar nicht mehr so sommerlich anmutend tauchten die Besucher in einen dunklen, gut gefüllten Veranstaltungsraum ein, der mit etwas Nebel sogleich eine ganz andere Stimmung hervorbrachte. VALBORG besteht aus drei Musikern, stammt aus Bonn und existiert seit 2002. Das selbsternannte Genre der Band um Sänger und Bassist Jan Buckard lautet: „German Metal Monster. Categorization is difficult.”. Von MANTAR als „Deutschlands bestgehütetes Untergrundgeheimnis“ bezeichnet, machen VALBORG dem Underground-Flair alle Ehre.

Rohes Riffing, brachiale Simultangrowls und prägnantes Wording innerhalb der Songs führen dazu, der Show aufmerksam zu folgen. Mit Tracks wie „Ave Maria” oder „Werwolf” wird recht schnell klar, dass eine Liveshow der Band aus Schweiß, Geschrei und noch mehr brach liegend-schweren Akkorden besteht. Vor allem gut verständliche Zeilen wie „Meine Kotze verätze“ oder „Wahnsinniges Arschloch der Traurigkeit“ aus dem Song „Exodus“ (Endstrand, 2017) ließen mich ein kurzes Schmunzeln am Ende des Sets nicht zurückhalten. Das aktuelle Album der Band nennt sich „Zentrum“ und erschien am 17.05.2019 über Lupus Lounge.

 

 

„Wenn wir fertig sind, wird die Sonne nie wieder scheinen! Lasst uns ein bisschen Stress machen. Habt ihr Bock auf die alte Scheiße?“

Dieses Zitat von Hanno Klärhardt (Vocals, Gitarre) möchte ich an dieser Stelle für MANTAR (Türkisch für „Pilz“) sowie den Abend in Erlangen sprechen lassen. Das „two piece monster“ aus Bremen begeisterte mich bereits 2018 bei Rock im Park. Hört man sich die Musik ohne jegliche Vorkenntnisse auf Platte an, würde man eine vier-oder-fünf-Personen-Kombo erwarten. Tatsächlich aber kommen MANTAR zu zweit ohne Bass aus, lediglich Gitarre, Vocals und Drums werden auf der Bühne bedient. Erstaunlicherweise funktioniert das dank gutem Gitarrensound und wummernden Drums so gut, dass dieses Liveerlebnis durch die brillante Bühnenperformance nur noch weiter perfektioniert wird. Und performen kann diese Band wahrlich gut!

Es erscheint logisch, dass durch wesentlich mehr Platzangebot auf der Bühne mehr Bewegung entstehen kann, hier wurde mit Sicherheit jeder Quadratzentimeter der Clubbühnen-Bühne ausgenutzt. Mikrofonständer und Drums sind nach innen gerichtet, die Band performt also zueinander gedreht vom Publikum weg. Aufgelockert wird diese Ansicht vor allem durch Sänger und Gitarrist Hanno, der sich auch ab und an durch zu viel Gemoshe am Mikroständer oder der eigenen Gitarre kleinere Platzwunden verpasst. Alles für den Metal eben. Die Besucher dankten so viel Einsatz mit mehreren Moshpits und deutlicher mehr Bewegung als noch beim Supportact.

 

 

Verglichen mit VALBORG empfand ich den Sound als bauchiger und dennoch differenzierter, von zu wenig Bass konnte hier keine Rede sein. Man kann die „sounds of darkness“ mit Worten wie Rohheit, Brachialität oder Raserei beschreiben. Drummer Erinç Sakarya besticht außerdem durch gekonnt kraftvolle Bedienung seiner Kessel. Das alles in Verbindung mit ballerndem Strobolicht und etwas Nebel verlieh der Gesamtsituation noch ein wenig mehr Dramatik. Purer Hass in gut!

Wer MANTAR noch nicht kennt, sollte mit Schlachthymnen wie „Era Borealis“ (Ode to the Flame, 2016) beginnen. Auch Songs wie „Seek + Forget“ oder „Age of the Absurd“ (The Modern Art of Setting Ablaze, 2018) empfinde ich als recht bezeichnend für die Band. Live definitiv sehenswert, eine Empfehlung meinerseits.