16.06.2019: CODE ORANGE, DAGGER THREAT, ANGST, EXPOSURE - Köln - Luxor

18.06.2019
 

 

Erst SYSTEM OF A DOWN, jetzt SLIPKNOT: CODE ORANGE sind ein gern gewählter Toursupport für die ganz großen in der Metalszene. Dass die Band aus Pennsylvania da auch noch Zeit für einige Headline-Shows findet, freut natürlich jeden Anhänger, der nicht ewig tief in die Tasche greifen will.

Im Vorprogramm haben CODE ORANGE einige innerdeutsche Hochkaräter an Bord: EXPOSURE aus Mannheim, ANGST aus Hannover und DAGGER THREAT aus Hamburg sind die drei Kapellen, die den Abend mit jeweils halbstündigen Sets einläuten – und das an einem Sonntag. Aufgrund von Umzugsstress konnte ich als Autor dieser Zeilen die Liveshow der drei Supports leider nicht mitbekommen. Im Vorfeld war ich jedoch fasziniert davon, wie passend hier das Lineup zusammengestellt wurde. ANGST, die den 90s-Metalcore auch ganz groß schreiben und für mich die deutschen FOUNDATION sind, haben mit „Decay of all Purity“ gerade erst eine neue EP in den Startlöchern. Frühe HATEBREED-Fans sei diese ausdrücklich ans Herz gelegt. Und auch DAGGER THREAT haben mit „Gestaltzerfall“ gerade erst ihr Debütalbum über BDHW Records veröffentlicht und mit einigen Videoauskopplungen schon Aufsehen erregt – da gerade die Hamburger mit ihrer Dissonanz und einer ordentlichen Prise Stumpfheit und Chaos geradezu perfekt ins Vorprogramm passen, bin ich sicher, dass der Moshpit auch schon vor dem Hauptact zum Überkochen gekommen ist.

CODE ORANGE Moshpits sind allerdings eine Geschichte für sich. Wer eins der vielen This is Hardcore Livesets gesehen hat, der weiß, wovon ich spreche. Aber nicht nur in den Staaten sorgt die Band für solche Furore: Auch im Kölner Luxor schwingen vom Opener „My World“ an die Fäuste und die Beine durch den Raum. Im Vorfeld war ich angesichts der Location skeptisch, doch das Luxor macht heute eine ganz gute Figur. Dank der Emporen können auch kleinere Zuschauer geschützt dem Geschehen auf Bühne und im Pit zuschauen, die Toiletten direkt neben der Bühne sind an diesem Abend tatsächlich ausnahmsweise mal ein netter Bonus, weil sich die Moshpit-Verwundeten direkt an den Rand tragen und verarzten lassen können. Und das sind heute tatsächlich wieder einige. Vor der Bühne reagiert Brutalität und Bewegung, was auch von CODE ORANGE immer wieder gefordert und angeheizt wird – ob nun durch die Ansagen von Schlagzeuger Jami Morgan oder durch das stetige Geschubse und Angebrülle durch Bassist Joe Goldman und Gitarristen Eric Balderose. Hier wird kein Stillstand zugelassen. Das Publikum ist durchschnittlich sehr jung, aber auch einige ältere Metalheads sind daruntergemischt. Diese sind sichtlich etwas verdutzt von der Intensität, mit der die Show vorne von Statten geht. Sowohl von der „I Am King“ als auch von der „Forever“ werden die größten Hits gespielt – passend dazu ist die Lichtshow entweder blutrot oder giftgrün, so wie die Cover-Artworks. Als Light Engineer ist der Frontmann von HOMEWRECKER extra mit angereist. „The Mud“, „Kill the Creator“ und der Titeltrack von „I am King” sind nur einige Highlights in einem aus schnellen und teils für den Zuschauer überfordernden Taktwechseln und dampfwalzenartigen Moshparts gespickten Set. Einzig „Bleeding in the Blur“ fungiert als ausgedehnte Verschnaufpause, in der Reba’s Clean-Gesang frenetisch vom Luxor mitgetragen wird. Die letzte Chance zum Tanzen kündigen CODE ORANGE mehrmals an, von Zugaben hält die Band offensichtlich nix – „Forever“ krönt die Show letzten Endes und kitzelt aus dem Pit nochmal das letzte Quäntchen Energie raus. Ich würde angesichts des von Anfang an beeindruckenden, unermüdlichen Arbeitsethos der Band drauf wetten – bis CODE ORANGE zurück bei uns sind, wird es nicht lange dauern. Bleibt zu hoffen, dass dann vielleicht ein neuer Longplayer mit im Gepäck ist.