Plattenkritik

FRIENDSHIP - Undercurrent

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Info

Release Date: 14.06.2019
Datum Review: 04.06.2019
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Demise
2. Vertigo
3. Punishment
4. Lack
5. Abandon
6. Fiend
7. Plague
8. Garbage
9. Wrecker
10. Hatred

FRIENDSHIP - Undercurrent

 

 

Tiefschwarz, kein Licht, keine Hoffnung. Nur Schmerz, Wut, Hass. Verzweiflung. Willkommen in der Welt von FRIENDSHIP.

Nein, entgegen ihres Namens sind FRIENDSHIP nicht auf der Suche nach neuen Freundschaften. Im Gegenteil: Sie verkörpern maximale Ablehnung, puren Nihilismus, gegossen in eine Legierung aus wütendem Hardcore, Powerviolence, Doom und Sludge. „Demise“ ist mit seinen verstörenden Soundeffekten und dem langsam anschwellenden Rauschen dabei noch so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. Nein: vor der Apokalypse. „Vertigo“ leitet jene mit wirbelnden Drums und Gitarrenfeedback ein, bevor die Hölle losbricht: Gutturale Vocals, tief gestimmte Gitarren und konstant hohes Tempo zwischen Grindcore und D-Beat. Unterbrochen nur von einem kurzem, aber vernichtenden Breakdown. Und so geht es dann für die Dauer der restlichen acht Songs weiter. Wer auf Lichtblicke wartet, auf so etwas wie eine unterschwellige Melodie, auf ein winzig kleines Stückchen Hoffnung, der wartet vergebens. Ähnlich kompromisslos kennt man das sonst nur von den Geistesverwandten NAILS und FULL OF HELL. Oder von den D-Beat-Legenden TRAGEDY. Von denen haben sich FRIENDSHIP auch ihre – nun ja – zurückhaltende Informationspolitik abgeschaut. Keine Website, keine Auftritte in den sozialen Netzwerken, keine Angabe zu den Bandmitgliedern. Das alles würde aber auch nicht wirklich zur vermittelten Attitüde passen. Wäre heute Weltuntergang, die Japaner würden mit Freude den Soundtrack dazu liefern. Aber keine Angst: Es wäre schnell vorbei. Der gesamte Höllenritt dauert nur knappe 23 Minuten. Mehr Zeit brauchen FRIENDSHIP nicht, um nicht mehr als einen Haufen qualmender Asche zu hinterlassen. Kurz und schmerzhaft liest sich auch die Tracklist: „Punishment“, „Abandon“, „Garbage“ „Hatred“. Viel Interpretationsspielraum bleibt da nicht.

Trotz aller Negativität und Ablehnung übt „Undercurrent“ einen ziemlichen Sog aus. Natürlich klingen die Songs isoliert betrachtet nicht sonderlich variabel, darum geht es aber auch gar nicht. Es geht mehr um die Erfahrung, die das Album als Ganzes bietet. Den kurzen, heftigen Ausbruch, die fast schon primitiv anmutende Brutalität, die kathartische Wirkung. Das machen FRIENDSHIP nahe der Perfektion.

Autor

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Daniel

Autoren Bio

Musikverliebt und reisefreudig, meistens nett und umgänglich, mit einer Gefühlspalette von "Live your heart and never follow" über "Hold Fast Hope" zu "I want to smash my face into that god damn radio / It may seem strange but these urges come and go"