Plattenkritik

Tantara - Based On Evil

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Release Date: 24.08.2012
Datum Review: 21.08.2012

Tantara - Based On Evil

 

 

Da ich stumpf im Gemüt und schlicht im Verstand bin und bereits so geboren wurde, weder vernünftig denken, schreiben oder leben konnte, musste ich mir als kleines Kind eine Musikrichtung suchen, die zu mir passte. Schon früh entdeckte ich die Bay Area und dort ansässige Bands, die gemäß meiner pubertären Gefühle ihrer Gitarre einen/zwei/drei schruppten. So schruppte ich mit und entdeckte wegweisendes Riffgewichse, dass schnell, hart und auf den Punkt war. Viele Jahre später scheinen dann andere diese Bay Ära wiederzuentdecken (einschließlich einiger veraltender Heroen von damals) und es sprießen zielorientierte Riffgewitter wie Nacktschnecken nach Regenguss aus der Erde, die sich exakt wie ich damals vom Griffbrettgewichse weggewedelt fühlen. Manche haben auch noch so dermaßen bescheuerte Namen, dass Mann nicht weiß, ob Kamasutra, Happy-End-Thai-Massage oder einfach Suzuki’s letztes Aufbäumen mit einem weiteren Schrottauto gemeint ist:

TANTARA.

Warum nicht „TARTANA“, „LETARTARE“ oder TANATÜTATA“? Scheiß die Wand an, der Titel „Based On Evil“ bockt zumindest. Das dritte Album der Norweger (warum spielen Bands, wo es kalt ist, eigentlich Musik, die in warmen Regionen erfunden wurde?) lässt schon bei der Produzentenwahl aufhorchen, denn der früher bei den wegweisenden METALLICA-Alben (die BLIND GUARDIAN waren mir Latte) tätige Flemming Rasmussen taucht irgendwo im Nirwana des Internetgeplänkels der Band auf. Zum Glück hauchte der Däne „Based On Evil“ nicht diesen ultrafetten Basssound einer „Justice“ (der damals allerdings passte wie Arsch auf Eimer und im Mittelteil von „One“ alles zerfickte), sondern eher einen etwas zurückgenommenen Sound ein, der so in der Mitte von „Master“ und „Ride“ liegen dürfte. Etwas zu scharf betonte er die Snare, wobei das nach einigen Durchgängen so richtig schön old schoolig scheppert.

Das Quintett macht spielerisch alles richtig, es zockt leck mich fett und beherrscht den Standard der da wäre: Tempoverschiebungen, disharmonische Läufe, Soli und Thrash Metal in der Muttermilch. Dann wären da noch ein sich dauerhaft verausgabender Sänger, der sich anhört, als wolle er Taube zum Tinitus verhelfen und das gewisse Etwas, die Seele!

Und die ist einerseits gegeben durch progressive Auswüchse und andererseits durch leicht hektische Abhandlungen, die erahnen lassen, dass VEKTOR ihre Sporen im Sortiment von TANTARA hinterließen. Immer wieder wandern die Songs vom reinen Thrash Metal in Gitarrenregionen, wo sich Zeit gelassen, wo sich auf einen erneuten Angriff vorbereitet oder aber ein überstandener aufgearbeitet wird. „Mass Murder“ ist so ein kleiner Wichser, der dir alles abverlangt, der dich hin und her schaukelt und der dir ab der dritten Minute die Arschhaare vom unteren Rücken ausreißt. Scheiße, es ist gar nicht genug zu würdigen, was Per Semb (Abkürzung von per Siebenmeter auf norwegisch?) auf seinen sechs Saiten zaubert. Allerdings schafft er den Spagat zwischen exzessiver Finesse und straighter Songdienlichkeit, immer wenn er die Sonne zu sehr scheinen lässt, cremt er sich mit abknickenden Spannungsbögen ein und kommt wieder zum Thema.

Klasse Scheibe, fette Überraschung und für Thrash Metal Maniacs wie mich ein faustgroßes Zäpfchen, das kurz hinter den Mandeln explodiert. Für alle die, die jetzt mit "warum denn dann nur 8 Punkte" kommen: Weiß ich auch nicht...aber da kommt noch ein Überalbum.



Tracklist:
1. Based On Evil
2. Mass Murder
3. Negligible Souls
4. The Debate
5. Human Mutation
6. Trapped In Bodies
7. Prejudice Of Violence
8. Killing Of Mother Earth

Autor

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Clement

Autoren Bio

Ich fühle mich zu alt