Liebes Tagebuch: Bitte lass nicht zu, dass die behuetete Zunge beim Versuch zerbricht, breiige Praedikate wie "Poppunk" oder "Org-Emo" fuer das neue Album der MENZINGERS zu missbrauchen. Danke. Bitte. Faust aufs Herz.
Vier Alben - nun sind die tourfreudigen Scrantoner nicht bloss Mitglieder im Team Ü-30, sondern auch gewollt dem Sound von "After The Party" einen "erwachsenen" Touch zuzusprechen. Musikalisch ebenso wie inhaltlich, wenn es ums Weiterschauen, Andersdenken oder Zurueckblicken geht. Songs wie das stimmungsgeschwollene "Midwestern States" oder der Heartland-Rocker "Thick As Thieves" sind massiv und intensiv - aber doch zu 100% THE MENZINGERS. Die Gitarren - etwa bei "House On Fire" - sind geschmueckt und warm, dazu steuert die Stimme von Tom May vorbei an ihren alten Nachbarn von THE GASLIGHT ANTHEM. Anders im Opener "20's (Tellin' Lies)": Gestandener Rock'N'Roll, klare Message, kraeftige Chroere. "Lookers" erinnert an die post-"On The Impossible Past"-Ära: Landstrassenpunk, schlichte, windige Licks, Blick leicht gen Boden gerichtet. Prost. Mit angenehmer Percssion oder Effektpedal allerdings steuern die MENZINGERS durch ihr zehntes Jahr als Band und gehen in Sachen Songwriting und Produktion klar Sieger hervor. Dabei trauen sich weder "Cobra" noch "Charlie's Army" zu grosse Schritte und bleiben lieber in vertrauten Gefilden. Zwischen Indie und Punk sorgt "Bad Catholics" trotzdem fuer Hit- und "Black Mass" fuer Interludepotential. Gibt man "After The Party" auf seinem Weg in den Pit einen leichten Klaps auf die Kutte und laesst dem klanglichen Inhalt der Platte Raum und Zeit, so entwickeln sich wahre Hits. Hits, die vor allem live eine echte Wohltat im Set des Epitaph-Vierers bilden duerften. THE MENZINGERS haben keinerlei Muehe auf dem Nachfolger von "Rented World" Punk, gealtert und zugleich THE MENZINGERS zu sein. Leg dich wieder hin, liebes Tagebuch.