Es gibt wohl kaum ein größeres Horrorszenario, als wenn 3 von 5 Bandmitgliedern aussteigen und 2 Personen plötzlich als Band agieren sollen. So geschehen bei TIGERS JAW aus Pennsylvania im März des vergangenen Jahres. Ben und Brianna standen vor einem Scherbenhaufen, die Hälfte der Songs für „Charmer“ war zu diesem Zeitpunkt schon geschrieben. Die Band ganz das Zeitliche segnen zu lassen, kam für die Beiden nicht in Frage und so feilten sie weiter an den Songs für den Nachfolger von „Two Worlds“, welches im Jahre 2010 erschienen war. Zu guter Letzt konnten die Ex-Mitglieder noch dazu bewogen werden die Songs im Studio einzuspielen. Somit erscheint „Charmer“ dieser Tage mit 12 Songs in knapp 40 Minuten.
Geradlinig rockig und mit einem Hauch von Melodie versehen startet das Album mit dem Song „Cool“, eine solide Indierock-Nummer ohne wirklichen Höhepunkt, Tempo und Stimmung verharren fast den ganzen Song über auf einem Level. „Frame You“ meistert das schon besser, mehr Abwechslung was Gesang, Musik, Dynamik und Stimmung trifft. Bei „Hum“ erklingt das erste Mal die Stimme von Brianna an vorderster Front und formt zusammen mit der wirklich schönen Melodie eine eindrucksvolle Einheit. Für mich auf alle Fälle einer der Höhepunkte des Albums, zwar auch ein wenig langsam und träge, aber dennoch wundervoll verträumt. Der Titeltrack des Albums geht in eine ähnliche Richtung, jedoch gefällt mir der Gesang von Ben dann doch nicht so gut wie der seiner Bandkollegin. Vor allem die weniger melodischen und relativ straighten Songs klingen ein wenig eintönig und man hat manchmal das Gefühl, dass der Song vorüber geht ohne das wirklich etwas passiert.
So kann man festhalten, dass„Charmer“ 12 schöne und in aller erster Linie ruhige Indierock Songs enthält. Der Funke springt einige Male über, bisweilen fehlt jedoch auch der letzte Biss in den Songs, der notwendig ist, um so richtig in den Bann gezogen werden. Am besten Mal selber anchecken und sich ein eigenes Bild machen.
Tracklist:
1. Cool
2. Frame You
3. Hum
4. Charmer
5. Nervous Kids
6. I Envy Your Apathy
7. Slow Divide
8. Slow Come On
9. Teen Rocket
10. Softspoken
11. Distress Signal
12. What Would You Do