Der Check-In verlief glücklicherweise schnell und so konnten wir zeitig unser Lager auf dem riesigen Areal beziehen. Das Zelt stand, die PET-Flasche Karlsquell war noch kühl und so wurde erstmal entspannt und der beim Check-In erhaltene Festivalguide studiert. Aus diesem war zu entnehmen, dass es ab 15.30 Uhr ein Hauptevent an der Mainstage gab. Noch genügend Zeit, um die restlichen Gepäckstücke herbei zu schleppen. Die Organisatioren des Festivals, die Jesus Freaks International, hatten reichlich an Parkraum abgegrenzt und so gab es schonmal für dieses Problem eine Abhilfe. Pech: Wer spät auf den Parkplatz kam, durfte einer Rennbahn getreu um diese herum fahren und hatte somit einen längeren Fußmarsch vor sich. Macht aber nichts, denn für jene geplagten Autofahrer gab es das bequeme Gepäck-Shuttle. Dieses kursierte in regelmäßigen Abständen über das Parkgelände und sammelte sämtliche Bedürftige ein und fuhr sie bis vorne an den Checkerpoint des Parkplatzes, wo noch ein All-Day Ticket gekauft und das Gelände betreten werden konnte. Dafür musste man schonmal ein Lob aussprechen, da so das Anreisen sehr bequem gestaltet wurde. Wieder am Zeltplatz wurden schon die ersten Pläne geschmiedet. Ich entschied mich dafür, dass sgn. Hauptseminar, bei welchem es erst eine Stunde Musik einer Lobpreisband (also eine Band, welche ihre Musik Jesus Christus zur Ehre spielt) und eine Stunde Predigt eines Evangelisten zu begutachten gab, sausen zu lassen um erstmal gemütlich den Abend zu planen. Solange das Hauptseminar lief, gab es keine anderen Veranstaltungen. Lediglich die Futter- und Shoppingmeile war geöffnet. Die Predigt am Donnerstag bezog sich auf das schon genannte Thema You are not alone. Mehr kann ich dazu aber auch nicht berichten.
Die Abende waren mit reichlich Programm gefüllt. Auf vier verschiedenen Bühnen gab es von 18.00 Uhr bis spätestens 03.00 Uhr musikalisches Programm. Dazu gesellten sich die Angebote des Kunstrasens, wo Ausstellungen in sämtlichen Formen und Farben angeboten wurden. Diese beliefen sich auf künsterlische Darbietungen in Form von Gemälden, Theaterstücken, Lesungen und vieles mehr. Für die gemütlicheren Festivalbesucher gab es hinzu noch die Möglichkeit im Little Cambodia eine Hängematte zu konsultieren oder im Coffee Zelt das ein oder andere Bierchen zu schlürfen. Dort gab es ebenfalls ab 21.00 Uhr gemütliche Musik aus der Dose oder von einem Dj.
Für mich persönlich begann der Abend dann ab 20.15 Uhr im Marquee. Eine Bühne in einem Zelt, wo hauptsächlich Hardcore, Metal, Punk etc. gespielt wurde. Dort boten die deutschen PISTIS I.H.A ein solides Metal-Hardcore Brett. Das Zelt war bis zur letzten Nahtstelle gefüllt und die Stimmung richtig gut. Vor den regulären Konzerten gab es im Marquee, welches übrigens den Namen des vor Jahren geschlossenen HC/Punk Clubs in Hamburg trägt, einen Newcomer-Wettbewerb. Der Pit regte sich bei PISTIS IN HIM ALONE zünftig mit und die Band wurde tüchtig abgefeiert, da sie an diesem Abend ihr letztes Konzert spielten. Viel mehr habe ich mir aber nicht angeschaut, da fast zeitgleich im Saloon eine amerikanische Formation spielte, BANDANA genannt, welche sich Johnny Cash Cover auf die Fahne geschrieben hatte. Da war ich doch neugierig. Und entäuscht wurde in der Tat niemand. Es stimmte alles. Von den ersten Aufnahmen bis zum letzten Release (Hurt auf DVD) wurden alle Bereiche der Country Legende abgedeckt. Der Sound war super und die Stimme des Sängers imitierte perfekt den unfehlbaren Klang eines Johnny Cash. Zwischendurch bin ich mal zur Mainstage geflitzt, da dort die im Vorfeld hoch gelobten LAST TUESDAY spielten. Ihr Mix aus Skate Punk, Rock 'n' Roll und eine ganz kleine Briese Emo hörte sich sehr gut an. Stellenweise erinnerte mich das Ganze an alte Blink 182 Zeiten und Sänger Carl erinnerte mich doch sehr an Johnny Knoxvil. Das Album Resolve der Band aus Harrisburg, Pennsylvania, USA wurde übrigens von Joe Marlett (Blink 182) und Matt Thiessen (Sänger bei RelientK) produziert. So sprang ich den ersten Abend von einer Bühne zur anderen.
Am Freitag begann der Morgen mit einer kleinen Magenverstimmung, die sich aber dank der liebevollen Pflege meiner Madame schnell erledigte. Morgens konnte man im Saloon für schlappe fünf Euro ein American Breakfast nach all-you-can-eat Manier einnehmen, wessen sich scheinbar auch alle Besucher bedienten. Ab 11.00 Uhr öffneten dann auch die Theken und man konnte sich den ersten, anständigen Kaffee einverleiben. Vorher ging es bereits ab 09.30 Uhr an der Mainstage mit dem sgn. Mornin' praise, mit der Band ON A SUNDAY, los . Der Mornin' praise ging eine dreiviertel Stunde und war dazu gedacht, dass gläubige Besucher (und das waren einige) den Tag mit Jesus beginnen konnten. Nach dieser Zeit ging es an verschiedenen Orten in gleicher Gangart weiter, nur boten nun mehrere Bands verschiedene Musikrichtungen an. So war für jeden etwas dabei. Später, ab 15.30 Uhr, gab es wieder das Hauptseminar an der Mainstage. Paddy Preneux, ein 'berühmt' / beliebter Prediger aus der Jesus Freaks Bewegung, predigte über das Thema des Freakstockes. Begleitet wurde er von der Lobpreisband OBADJA, welche mit ihrem Heartcore vielen Festivalbesuchern aus der Seele sprachen. Dieses Programm ging wie gewohnt bis 17.30 Uhr. Zu dieser Zeit begannen auch die Aufführgen auf dem Kunstrasen und der Newcomer Contest im Marquee.
Was die Konzerte des Freitag Abends an ging, war Stress angesagt. Zeitweise spielten drei Bands an verschiedenen Orten gleichzeitig (THE SPIRIT THAT GUIDES US auf der Mainstage, SACRIFICIUM im Marquee und THE RODEO FIVE im Saloon). So musste man sich halt entweder für Screamo-Emo, brachialen Deathmetal oder für Rock 'n' Roll aus Hamburg entscheiden. Bei THE SPIRIT THAT GUIDES US und SACRIFICIUM hatte ich kurz hineingehorcht und ein paar Fotos geschossen. Da THE RODEO FIVE ihr ebenfalls letztes Konzert auf dem Freakstock spielten, dieses auch noch zwei Stunden ging und ich danach noch mit den Jungs zu einem Interview verabredet war, schaute ich im Saloon vorbei. Noch nicht einmal komplett durch die Schwingtür gelaufen war ich bereits derart überrascht, wie viele sich in das Zelt quetschten, um die Cowboys rund um ex-Unreal Sänger Marcus Bender zu sehen.
Nach einer kleinen Pause und dem Soundcheck betraten die fünf die Bühne und legten los. Sofort tanzte der Mob auf dem Bretterboden und die Stimmung kochte. Schade, dass Bierflaschen, ein Maschendrahtzaun vor der Bühne und die Revolverschüsse fehlten. Aber auch so, nicht zuletzt dank des genialen Outfits der Band, fühlte man sich in einen staubigen Saloon irgendwo in Arizona versetzt. Klasse Show, super Party. Und das volle zwei Stunden lang. Gespielt wurde einfach alles. Von den ersten Aufnahmen über die Demo EP bishin zu neuerem Kram. Die Hits waren Songs wie The Sea, Jesus Rock 'n' Roll, Don't be a Bore, Rock Machine uvm. Diese und mehrer Songs könnt Ihr Euch übrigens auf der Homepage von THE RODEO FIVE downloaden.
Da zeitgleich THE SPIRIT THAT GUIDES US spielten, verschwand ich zeitweilen zur Mainstage, um einen Blick auf die Holländer zu riskieren. Doch schon das vier Jahre alte Intro ließ vermuten, dass der selbe Kram wie schon anno 2002 gespielt werden wird. Ganz so schlimm war es nicht, doch viele Tracks waren aus der The Sand The Barrier entnommen, womit die Band auch für ihren Gig auf dem Festival geworben hat. Fairerweise muss ich sagen, dass ich auch nicht alles gesehen habe. Vielleicht kamen die neuen Kracher ja in meiner Abwesenheit. SACRIFICIUM hingegen gingen ordentlich zur Werke und bolzten ihr komplettes Werk Escaping The Stupor (Black Lotus Records) Richtung Publikum und legten noch den ein oder anderen Klassiker nach. Der Hit des Tages allerdings wartete ebenfalls im Marquee Zelt auf die neugierige Masse. EXTOL aus Norwegen luden zum Tanz. Welch ein Metalabend. Und dieser war mit EXTOL ganz klar am Höhepunkt angekommen. Die Norweger spielten ihr Set solide herunter und trotz der Fußverletzung des Frontmannes konnte die Stimmung nicht getrübt werden. Sämtliche Haare flogen durch die Menge und der Pit regte sich ordentlich. Leider konnte ich auch diesem Konzert nicht weiter beipflichten, da THE RODEO FIVE warteten. Das Interview findet ihr ebenfalls hier auf allschools.net. Bevor ich es vergesse: Den Abend im Marquee eröffneten übrigens die Jungs & Mädels von SUSPEKT aus Berlin. Dreckiger Dosenbier-Deutschpunk. Sorry an Drummer Tobi, dass ich keine Fotos machen konnte.
Am Samstag ging der Vormittag ähnlich ins Land wie der Freitag. Dieses mal besuchte ich von 10.45 Uhr bis 11.45 Uhr die Lobpreis Band RAPID RASCALS. Sie spielten eine Mischung aus dreckigem Punk und Hardcore. Leider viel zu kurz, war ihr Set beendet und so schlenderte ich noch bis zum verabredetem Mittagessen die Shoppingmeile entlang. An diesem Tag besuchte ich noch ein Seminar und bereitete mich danach schon mental auf mein persönliches Highlight vor. NO INNOCENT VICTIM und davor TODAY FOREVER. Beide Bands (Facedown Records & Guideline- / Strikefirst Records in den USA) waren unter den HC Kids hoch gelobt und sind auch bei nicht-Freaks bekannt. NO INNOCENT VICTIM waren schonmal in Europa unterwegs. Dies war 1999, zusammen mit AGNOSTIC FRONT. Das Wetter, welches bis zu diesem Zeitpunkt recht launisch war, schlug nun in Platzregen und stürmigen Windböen um. Genau richtig, um sich im gemütlichen Coffee Zelt die Zeit mit netten Gesprächen und Bierchen um die Ohren zu schlagen. Irgendwann fuhr dann auch der gemietete Bus von NO INNOCENT VICTIM vor und gerade im dichtesten Regen stieg Gitarrist Tim aus dem Bus. Was für ein Empfang. Nichts desto trotz war die Stimmung den Tag über gut und gen Abend drengten sich die Massen ins Marquee Zelt. Den Anfang machten WHISKEY KILLS, eine Indi-Punk-Rock Band aus Wuppertal. Ihr Stil ähnelte sehr dem von alten Nirvana und ihre Bandbeschreibung im Festivalguide traf mitten ins Auge: Wuppertal, eine Band, drei Brüder, fragwürdige Kindheit, Agressionen, Emotionen, Ventil Musik, heiser geschriene Stimmbänder, rotzig verzerrte Gitarrenriffs, prügelndes Schlagzeug...Whiskey Kills. Nett anzusehen waren sie. Vor allem das große Finale, wo der Sänger mit voller Hingabe in das eigens vom Festival gestellte Schlagzeug sprang. Lustig, nur nicht für die Organisation und letztlich Band: Es brachte ihnen ein Zutrittverbot für den Backstagebereich ein.
Die Band danach, DESCEND TO RISE, habe ich leider verpasst. Schade, da ich gehört habe, dass die Jungs aus Freiburg ziemlich gut gewesen sein sollen. Nicht weiter tragisch, da die Band am 21. Oktober in Bochum spielt. Dann, 21.15 Uhr Ortszeit, begannen TODAY FOREVER sich auf ihr Konzert vorzubereiten. Welch eine Vorfreude sich breitmachte. Doch diese wurde auf eine längere Probe gestellt, da ein derartiger Sturm über das Gelände donnerte, welcher die Organisation dazu bewegte, auf dem gesamten Gelände ein Spielstopp zu verhängen. Als dieser wieder aufgehoben war, ging es endlich los. Schnell Backstage gerannt, einige Fotos geschossen und nichts wie ab in den Pit. Der charismatische Sänger Christian geizte nicht mit Showeinlagen. Einfach spitze, wie er und die gesamte Band sich an ihrer Musik erfreut. Im Pit war richtig Zunder und das Mikro wurde zum begehrtesten Objekt der schreienden Menge. Ein super Gig. Dann, nach einer Umbauphase, betraten die Ikonen der christlichen Hardcore Musik die Bühne. NO INNOCENT VICTIM stimmten sich aufeinander ab und legten gleich mit Set Apart los. Herrschaftszeiten, endlich wieder eine live Performance der Kalifornier mit u.a. Sänger Jason Moody, Künstler Dave Quiggle und Facedown Chef Jason Dunn. Hätten NO INNOCENT VICTIM ein paar ältere Kracher dazu gelegt, hätte sich das Auf- und Abbau Team von Freakstock die Abmontur des Marquee Zeltes sparen können. Was für ein Konzert. Von Anfang an ist die komplette Masse gemeinsam abgegangen. Ein allumfassendes Konzerterlebnis für jedermann und eine Stimmung wie ich sie bisher selten erlebt hatte. Leider, wie schon gesagt, hätten es ein paar Knaller mehr sein können. Songs wie Pro-Kill und No Compromise wurden schon vermisst. Aber wen kümmerts? Nach dieser Euphorie kommen die Jungs sicher wieder und bekommen dann hoffentlich auch mehr als nur eine Stunde zugesprochen. Als Zugabe wurde, fast wie selbstverständlich, der Gassenhauer Stand gespielt. Spätestens jetzt tropfte es von der Decke, und das war sicherlich nicht der Regen. Absolut geiles Konzert und völlig erwartungsgerecht. Danach kamen noch eine Formation namens THE KNIGHTS OF THE NEW CRUSADE. Eine Garagen-Kombo aus Amerika, welche in stilechten Ritterrüstungen die Bühne betraten. Ihre Musik war rotzig-rockig und ihre Texte einzig und alleine dem gewidmet, der dieses Festival möglich gemacht hat: Jesus Christus.
An diesem Abend hatten sich all meine Erwartungen in das Line Up des Marquees erfüllt. Leider kann ich nichts zum Line Up der Mainstage, des Rocket Clubs oder des Saloons vom Samstag sagen. An der Mainstage spielten neben WAITING FOR STEVE auch noch THE VIOLET BURNING, DEEP INSIGHT, TOELZ, JOHN MARK MCMILLIAN und OBADJA. Der Sonntag dann war völlig regnerisch und jeder freute sich nach der nassen Nacht auf ein warmes Bett.
Bis zum nächsten Jahr, zum Freakstock Festival 2007 in Gotha am Boxberg.
Daten & Fakten:
Freakstock Festival 03. August bis 06. August
Gotha, Boxberg Galopprennbahn
5.500 Besucher
http://www.freakstock.de
URLs der Bands:
http://www.pistiscore.com
http://www.noinnocentvictim.com
http://www.todayforever.net
http://www.therodeofive.com
http://www.descendtorise.de
http://www.crusadenow.com
http://www.sacrificium.de
http://www.extolweb.com
mehr siehe freakstock.de