Anscheinend gehen mit dem Schreib- und Aufführungsprozess von harter Musik gewisse Probleme einher. Denn wie sonst wäre es zu erklären dass Daryl Palumbo mit HEAD AUTOMATICA, der Popmanifestation seines musikalischen Genies, öfter und vor allem regelmäßiger deutsche Landen beehrt als mit seiner Initialcombo GLASSJAW? Vielleicht ist der exzessive Gebrauch von Powerchords und Blastbeats auf Dauer für Stimmexzentriker wie Palumbo aber auch einfach nicht ausreichend. Obwohl GLASSJAW, deren grandiose Songs vielen der Anwesenden offensichtlich noch gut im Ohr sind (man beachte nur die T- Shirts…) noch nicht offiziell auseinander gegangen sind wird beim Auftritt von HEAD AUTOMATICA die Angst vor dem endgültigen Aus deutlich reduziert. Denn was diese Dandy- Dünnhemden in etwas mehr als einer Stunde an musikalischem Tsunami aus ihren trendy Frisuren geschüttelt haben lässt uns GLASSJAW (beinahe) vergessen.
Nach kurzer Einstimmung durch einen Dj aus HEAD AUTOMATICAs Künstlerkollektiv stolzieren die pop- esken Fünf auf die Bühne um Hit für Hit die leider nicht sehr zahlreichen Besucher durch pathetisch- diabetische Melodien von sich zu überzeugen. Daryl Palumbo wirbelt lässig über die Planken, Gitarrist Craig Bonich schrammelt sich entspannt aber kraftvoll durch ein von Schlagzeuger Larry Gorman geführtes Set, welcher trotz Schlichtheit virtuos zu betonen weiß. Das Publikum feiert, hüpft und klatscht, während Daryl Palumbo mit seltsamen Ansagen Unsicherheiten schürt die er durch spaßige Rockstareinlagen wieder zerstreut. Da werden Besucherinnen schon mal ihrer Sonnenbrillen beraubt oder Digitalkameras entwendet. Aber wer kann schon behaupten individuelle On- Stage Bilder von HEAD AUTOMATICAs Mitgliedern zu haben, vom Sänger höchst selbst geschossen? Da gibt man schon mal gerne sein teures Spielzeug aus der Hand. Neben „Graduation Day“ und „Lying Through Your Teeth“, die gleich aufeinander folgen besteht das Set aus einer guten Mischung von Schunklern, Hopsern und Klatschern. Jeder Song mit seinem kleinen Hightlight, gefühlsechtem Live- Gefühl ohne zu viel Perfektion als das Unbehagen aufkommen könnte. Teilweise hat man sogar das Gefühl HEAD AUTOMATICA spielen sich so richtig schön in Rage um dann mit einem Augenzwinkern und charmantem Zunicken ein Lächeln zu erzwingen. Für den letzten Song haben sich die Herrschaften dann noch etwas ganz Besonderes ausgedacht um die Zuschauer von Zugabe- Rufen abzuhalten. In Endlosschleife zirkuliert pro Instrument eine Sequenz in der jeder Musiker eine Art kleines Solo spielen darf. Jeder lässt sich noch mal kurz abfeiern bevor Daryl Palumbo als erster hinter der Bühne verschwindet.
Nach ihm geht Gitarrist, und Bassist Jarvis Morgan Holden (Ex- Give Up The Ghost) nimmt die Ausfahrt gen Publikum bei der er sich die Schultern klopfen lassen darf. Ganz klar gewonnen hat den Solo- Contest Drummer Larry Gorman der hier zum letzten Mal für diesen Abend beweist dass er hier das Heft in der Hand hat. Wir klatschen begeistert, schauen noch ein paar Sekunden auf die Bühne und müssen dann kurz lachen als die Lichter angehen. Vorbei der Zauber eines grandiosen Konzerts.