Angenehm fiel mir an der diesjährigen HATEBREED-Tour sofort das Datum des Gigs in Chemnitz fest, konnte die ehemalige Karl-Marx-Stadt doch einen der wohl begehrten Wochenendstermine auf der Habenseite verbuchen.
Also nichts wie hin zum Südbahnhof, einer mir bis dato völlig unbekannten Location. Nach kurzem Suchen war auch ein geeigneter Parkplatz gefunden, so dass es endlich losgehen konnte. Naja, fast zumindest. Denn zunächst hieß es ca. 25 Minuten anstehen. Nachdem wir also bereits eine Weile angestanden hatten dröhnten aus dem Südbahnhof bereits die erste Songs des Openers 12 TRIBES, was das warten nicht wirklich kürze anmuten lies. Für einigen Gesprächsstoff sorgte dabei ein neben dem Einlass befindliches Plakat, auf dem klar gemacht wurde, das Aktionen übertriebener Härte und Nazis an diesem Abend nicht toleriert werden würden. Ob dies auch wirklich so durchgezogen wird? Ich war gespannt. Naja, nachdem wir endlich an der Reihe waren durften wir uns zunächst einer intensiven Körperkontrolle unterziehen, welche ich das letzte mal mit 18 bei einem ÄRZTE-Konzert mitgemacht hatte. Nun gut, was solls. Nichts wie rein also und 12 TRIBES erstmal von hinten bestaunt, denn nach vorn durchzukommen war kein leichtes unterfangen, war der Abend doch, wie so einige andere Konzerte der Tour, restlos ausverkauft wie ich später erfuhr.
Der Sound war durchaus druckvoll und kräftig, wenn auch ein wenig dumpf. Nach einigem Gedrängel schaffte ich es endlich auch in den Graben um die ersten Fotos zu knipsen. Sofort kam daraufhin die Schelte seitens der Security, dass es nur gestattet sei, während der ersten drei Songs vorn zu Fotografieren und das Blitzlicht in Richtung Band völlig tabu sei. Mein Protest, dass so gute Fotos bei den bestehenden Bedingungen schier unmöglich sind (entweder war die Bühne fast vollständig abgedunkelt oder aber alle Scheinwerfer strahlten mit voller Kraft Richtung Publikum) prallte dabei auf eine Wand von Desinteresse. Nun gut, 12 TRIBES jedenfalls waren daraufhin auch schon fertig. Bei den wenigen Songs, die ich aber sehen konnte sprangen die mir bis dahin völlig unbekannten fünf Herren aus Ohio nur so auf der Bühne herum. Wirklich sehenswert, wenn auch die Songs ein wenig an Kraft vermissen ließen.
Naja, jedenfalls gönnten ich und meine Begleiter uns im Anschluss erstmal etwas zu trinken. Und hier war auch schon ein weiteres großes Manko an diesem Abend. Die völlig überforderte Bar ließ erneut den durstigen Biertrinker von Welt schier ewig warten. Noch dazu musste ich für eine große Sprite(0,5l) ganze fünf Euro löhnen! Eine absolute Frechheit, für den Rest des Abends blieb ich jedenfalls lieber durstig. Nach einer mehrminütigen Pause ballerten schließlich UNEARTH die erste Akkorde los und sofort entbrannte ein Feuer im Publikum, bei dem man leicht hätte glauben können, die Metaller seien der Headliner des Abends. Dynamisch und voller Spielfreude präsentierten die Herren um Sänger Trevor Phipps einen Querschnitt aus alten und neuen Songs, wobei der Schwerpunkt natürlich auf den Tracks des neuen Albums lag. Nachdem auch der letzte Mattenschwinger schließlich schweißgetränkt war, war der Gig auch schon wieder vorbei. Sehr solides Set jedenfalls, zwar nicht der Überflieger, aber immerhin die für mich beste Band des Abends.
Nach einem Komplettumbau der Bühne und einem erneuten Soundcheck beendeten HATEBREED schließlich die Pause und donnerten sofort los ohne dabei gefangene zu machen. Der Südbahnhof platze nun komplett aus allen Nähten und weit über die Hälfte der anwesenden Leute bewegten sich zeitweise zu den Songs, die zunächst vorwiegend der Rise of brutality und der Supremacy-Platte entstammten. Auffällig war hierbei der Sound, der nochmals um einiges lauter und drückender schien. Lediglich die Leadgitarre und die Basedrum waren ein wenig zu leise gedreht, was jedoch nicht all zu sehr ins Gewicht fiel. Abgefeiert wurden HATEBREED jedenfalls wie kaum eine andere Band. Hunderte von Fäusten waren ständig gen Himmel gestreckt und kaum ein Wort wurde nicht lautstark mitgegröhlt. Nun muss ich aber dazu sagen, dass ich selbst mir zwar hin und wieder recht gerne die ein oder andere HATEBREED-CD anhöre, ich mich aber nicht unbedingt als Fan bezeichnen würde. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Jungs um Jamey Jasta zwar durchweg gute Songs schreiben, jedoch mit der Zeit nicht wirklich etwas Neues zu sagen haben. So war mir die Bühnenaction des Fünfers auch, nun wie soll ich sagen, etwas zu einstudiert. Bewegung war besonders am Mikrofon ständig auszumachen, jedoch konnte dies nicht über das Gefühl hinwegtäuschen, dass da oben eben ein Job erledigt wird. So wurde die Zugabe auch gewohnt mit ausgewählten Songs erledigt und schon um 23.30Uhr gingen die Lichter wieder an. Rückblickend kann man den Abend wohl als gelungen bezeichnen. Der Sound war erwartungsgemäß auf oberem Level und die Massen hatten ihren Spaß, für mich war es jedenfalls ganz okay.