27.02.2007: Mute Math - Köln - Gebäude 9

27.02.2007
 

 


Aber zum Glück enttäuschten MUTE MATH meine Erwartungen. Darren King, Drummer und Soundtüftler, betritt mir festem Schritt die chaotisch vollgestellte Bühne und platziert seinen Körper nervös, aber nicht unsicher, hinter dem minimalistisch ausgestatteten Schlagzeug. Hektisch bindet er sich Kopfhörer um und nimmt seine Stöcke in die Hand. Währenddessen beziehen auch die anderen Mitglieder der Band zügig Position, und besonders Sänger und Keyboarder Paul Meany fällt durch verschmitztes Grinsen auf. Plötzlich ein Beat, Bass, Gitarre, Keyboard – und Druck, jede Menge Druck. Bauch, Beine, Trommelfell, und Atemwege drohen für eine Sekunde nachzugeben, und dann ist er da, der pastorale Rhythmus, so erdig wie der Boden in John Lee Hooker `s Vorgarten. Ein musikalischer Blitzsieg für die Band aus New Orleans. Teile der ersten Reihen stampfen und springen, hingerissen von Paul Meany `s Stimme die sich beinahe unbewusst durch den hypnotischen Saum zum musikalischen Ausbruch schraubt: Taumelnde Beats potenzieren sich zu einem wahren Gewitter, der Bass mäandert in geschickten Schlenkern um die von der Gitarre und ihren Effekten untermalten Melodie bis diese urplötzlich im Auge des Sturms wieder zur Ruhe kommt um den Blick auf Soundlandschaften aus gemeinstem Pop, Alternative Rock und Elektro freizugeben.

MUTE MATH bewegen sich in ihren Gesten zwischen unbeherrschtem Vorstoß und zurückhaltungsvoller, melancholischer Bedachtsamkeit. Man könnte auch sagen: Sie sind das fleischgewordene Tourette- Syndrom des Alternative- Elektro- Pop.

Bei all der wunderbaren, aber immer irgendwie zugänglichen Verschrobenheit bleibt der Zuhörer nie auf sich allein gestellt. Paul Meany läd bei „Control“ zum Mitsingen ein, und das Ganze klappt hervorragend. Beeindruckend ist auch, wie Trommeln und eine umgebaute Keytar ins Publikum gegeben werden und trotz chaotischer Szenerie ein einheitliches Klangbild zusammen mit der Zuschauerschaft auf die schwarze Bühne gepinselt wird. MUTE MATH sind sich für nichts zu Schade, was zählt ist der Song, der Impuls und das schönste rampensäuische Gehabe. Sänger Paul malträtiert sein Keyboard mit Tritten, springt auf und über sein Instrument in Richtung Darren, der wie ein zuckendes Uhrwerk seine Trommeln bearbeitet. Nach gut eineinhalb Stunden und zwei (!) Zugaben ist es vorbei mit flirrendem Bombast und transparenten Soundwänden, und MUTE MATH hinterlassen glückliche Gesichter und erschöpfte Körper. Und das ist besser als seine Erwartungen bestätigt zu wissen.