Und dabei hat Deathwish Inc. sich so viel Mühe gegeben. Album-Streams mit watermarked-Kennzeichnung und IP-Adress-Kennung. Wer also nach Genuss des Presse-Streams von „Parting The Sea Between Brightness And Me“ seinen Rechner runterfährt, gerade in einer WG, der las schnell: „This Stream belongs to another IP-Adress“. Oder so. Ist ja auch egal. Zum Glück ist die Platte so gut, dass man sie gleich mehrmals hintereinander in sich schaufelte. Und was bleibt?
TOUCHE AMORE waren auf einmal die Kings der Statusnachricht. „I’m Losing Sleep, I’m Losing Friends“ – oder „Love/ Hate Love with the city I’m in“. Frustration so ehrlich und treffend auf den Punkt gebracht, dass man nur mit musste. Zu Recht: „..to the beat of a dead horse“ war mit seiner kurzen Spielzeit so atemberaubend wie auch einnehmend, so kurz wie auch voller Wucht. Und oben drauf Gastauftritte von THURSDAY’s und MODERN LIFE IS WAR’s Front. Was soll da noch kommen?
Der verdiente Erfolg? Es erinnert gerade alles ein wenig an die gute alte „Hype“-Welle. Viele werden diese Platte schon aus Prinzip scheiße finden müssen weil sich im Grunde jeder drauf einigen wird. Die angekündigte (MEGA-)Tour mit LA DISPUTE wird, ich wette gerne, bis auf höchstens 2 Ausnahmen komplett ausverkauft sein, die Pre-Orders von „Parting The Sea Between Brightness And Me“ beliefen sich nach 10 Minuten bereits auf 1000 Exemplare – Tendenz natürlich steigend. Aber was erwartet man auch von einer Band, die schon auf ihrer ersten Tour einfach alles richtig gemacht hat? Sympathisches Auftreten, Interesse an den Gebieten in denen man tourte, Publikumsnähe, Spaß an Existenz auf Bühne und davor und überhaupt: Ein wenig süße Euphorie. Man muss sie einfach mögen.
Auch auf „Parting The Sea Between Brightness And Me“ ändert sich das kein Stück. 13 Songs, 20 Minuten und echte Spielfreude. So blöd das klingt. Aber gerade Songs wie „Crutch“ entwickeln mehr Melodik als der Vorgänger, ebenso spielt man textlich halb-ironisch und dreiviertel zerrissen auf sein Drum-Herum an. So dürfte „Uppers/Downers“ die Antwort auf alle je getätigten TOUCHE AMORE Status-Nachrichten sein, während „Method Act“ wiederum genau das ist, was man als Fan hören möchte. “Have you ever wondered why I always drive alone?“ - tragisch eingeleitet, intensiv beendet. TA verlieren weiterhin keinen Gedanken an unnötige Experimente. Viel eher geht man auf Nummer sicher und traut sich nur, was ganz sicher angenommen wird. Das ist auch völlig okay. Anders müsste man wohl an das herzzerreißende Piano-Stück „Condolences“ verzichten, welches an Traurigkeit ohne Zweifel den intimen Höhepunkt erreicht. „Amends“ schließt als der absolute Überhit diese Platte und verlässt den Hörer vor allem mit dem Gefühl eines (für den jetzigen Zeitpunkt) modernen Klassikers des Hardcore beigewohnt zu haben. Man darf gespannt sein, wie die Fanschaar, das arrogante Autorenpack, Deathwish und die „Szene“ in den nächsten Jahren über TOUCHE AMORE denken, für den jetzigen Zeitpunkt sollte man aber einfach tun, was dieser Platte zusteht: Sie absolut und zu Recht lieben und die Tour im Sommer vollends genießen.