Royale Madness. Guter Bandname zunächst mal, auch wenn mir seit einem weithin bekannten „Burger-Dialog“ aus einem (ebenfalls weithin bekannten) Tarantino-Streifen das Wort „royale“ nicht mehr ohne leicht süffigen Ausdruck von der Lippe gehen will. Besagter Dialog kann übrigens in leicht abgewandelter Form nahezu perfekt als Aufhänger für dieses Review verwendet werden:
"Und weißt Du, wie die einen Bastard aus The Clash und Maximo Park mit ProgPunkNoiseRapRockChaos-Einflüssen in Schweden nennen?“ - “Die nennen ihn nicht einen einen Bastard aus The Clash und Maximo Park mit ProgPunkNoiseRapRockChaos-Einflüssen?“ - „Nein, Mann, die haben das metrische System. Die wissen gar nicht, was ProgPunkNoiseRapRockChaos ist.“ – „Wie nennen die ihn?“ – „Die nennen ihn Royale Madness."
Kurzum, Royale Madness sind großartig und schwer zu beschreiben. Die Bandinfo bricht ihren Sound auf „Indie-Noise“ runter, ich könnte mich am ehesten auf „Punk-Prog“ einigen. Denn Punk sind sie, das machen allein die Längen der Stücke klar – keiner der zwölf Songs auf In The Frame erreicht die magische Drei-Minuten-Grenze. Diese Jungs sind rau, sie sind rotzig und – das ist das eindrucksvolle – musikalisch beeindruckend: In The Frame ist randvoll mit Synkopen, Breaks, verrückten Harmonien, schrägen Skalen und gegenläufigen Beats.
Doch Royale Madness tappen nicht in die Prog-Falle und ermüden nicht mit weitläufigen Soloteilen (wie auch, bei den kurzen Songs?), denn die vier sind auch noch extrem unterhaltsam, und das musikalisch wie textlich. Christian Rimmerfeldt verdient für seine stimmliche Leistung auf In The Frame einen Orden, von Gesang über Geschrei bis hin zum charakteristischen Rumgelaber zwischen den Parts beherrscht er alles geradezu perfekt. Drummer (und Produzent) Ismail Malikov müsste eigentlich für sein unglaublich sicheres und innovatives Getrommel ebenfalls so einen Orden bekommen.
In The Frame hat sozusagen keine Schwachpunkte (dem ein oder anderen könnte Rimmerfeldts andauerndes Gequatsche auf den Zeiger gehen), dafür dermaßen viele Höhepunkte, dass die Entscheidung für die Erwähnenswerten schwer ist. Ausnahmslos alle Songtitel sind zitierenswert, ich beschränke mich auf „If It Ain’t Dead Can I Keep It?“ (der furiose Break-Beat-Opener) und „I May Be Over The Top But Over The Top Is Where I Wanna Be“ (der Schlusstrack: ein Highspeed-Fiedel-Kracher). Ebenfalls besonders wertvoll: Die Partyhymne “Homo” sowie das grandiose Gesangssolo am Ende von “Jilted Generation”.
Für wen ist also In The Frame? Ich meine: für jeden. Es ist die perfekte, wilde Party-Platte, nach der wir immer suchen, aber auch der Soundtrack fürs betrunken nach Hause wanken, damit man nicht einschläft. Royale Madness eignen sich außerdem um Punker musikalisch zu sozialisieren und könnten es sogar schaffen, den eingefleischten Prog-Fan und seine von Dream Theater und Pain Of Salvation latent genervte Lebensabschnittspartnerin gemeinsam vor eine Stereoanlage zu locken.
Fazit: Royale Madness sind Gott. In The Frame ist Jesus. Die Erlösung ist da. Da kann man sogar mal auf Extra-Käse verzichten.
Tracklist:
1. If It Ain't Dead Can I Keep It?
2. Never Ever Trust A Hippie
3. I Crave The Taste Of Blood
4. Homo
5. Hitz On The Ritz
6. Baby, Let's Look For Some Other Freaks
7. She's Mad, She's Mean, Got No Sense Of Humor
8. How Does That Grab 'Ya, You Highflying Moron
9. Please Play My Song On The Radio
10. Girl In A Satin Dress
11. Jilted Generation
12. I May Be Over The Top But Over The Top Is Where I Wanna Be