Es überraschte schon sehr, als TITLE FIGHT im Juli ihr neues Album via Tumblr ankündigten. Passte es doch eigentlich so gar nicht in die bisherige Arbeitsweise der Band aus Kingston, die immerhin stolze sieben Jahre brauchte, um ihr Debüt Album Shed herauszubringen. Doch dann ging plötzlich alles ganz schnell: unzählige kleine und große Touren (u.a. als Support von RISE AGAINST) und zwischendurch die raschen Aufnahmen zu Floral Green. Man könnte diesen Tempowechsel sicherlich als “Schenkt-uns-endlich-unsere-verdiente-Aufmerksamkeit“-Schrei an die Musikszene betrachten, aber das haben sie eigentlich gar nicht mehr nötig, denn kaum ein neues Release wurde sehnsüchtiger erwartet - wenn auch mit einigen Zweifeln.
Der erste Song, den man von Floral Green zu hören bekam, war "Head In The Ceiling Fan". Ein Song, der zwar auf der einen Seite irgendwie wie eine logische Fortsetzung von Shed klang, auf der anderen Seite aber so gar nicht nach TITLE FIGHT klingen wollte. Die Fans teilten sich schnell in zwei Lager: hoffentlich wird das ganze Album so klingen / hoffentlich ist das nur ein Ausrutscher. Dann, ein paar Wochen später, wurde "Sympathy" gestreamed und es waren wieder alle glücklich. Mit einem Song, der ohne Weiteres auch auf dem Vorgängeralbum einen Platz gefunden hätte, rechnete zu diesem Zeitpunkt wohl niemand. Wieso das an dieser Stelle noch einmal so beleuchtet wird? Ganz einfach; denn genau diese beiden Seiten machen Floral Green letztendlich aus.
Lieder, die ausschließend aus markanten Tempowechseln bestehen, waren zwar spätestens seit Shed passé, mit dem Nachfolger kommen nun aber die sehr langsamen, melodischen und fast schon shoegaze-lastigen Titel hinzu. Man könnte also von einer permanente Entwicklung sprechen. Eine Entwicklung, die nicht nur die Band selbst, sondern eben auch Floral Green betrifft. Beginnt man noch mit etwas schnelleren Liedern, die an die Kingston EP erinnern, wird das Album spätestens ab dem bereits beschriebenen "Head In The Ceiling Fan" spürbar langsamer und “softer“, bis es dann spätestens bei "Lefty" seinen Höhepunkt erreicht und die endgültige Verbeugung vor den 90ern feiert. Dass sie mit diesem Lied mal eben den besten Song der Bandgeschichte geschrieben haben, ist da wahrscheinlich eher zweitrangig.
Lyrisch bewegt man sich wie gewohnt zwischen Alltagsproblemen und dem Erwachsen werden. So wünscht man sich beispielsweise in "Sympathy" keine Sympathie (wie vielleicht angenommen) – sondern versucht viel mehr nur „jemand“ zu sein und etwas zu erreichen. In "Numb, But I Still Feel It" versucht man verzweifelt Gefühle (für ein Mädchen?) loszuwerden. Das ist stimmig und passt sehr gut in das Gesamtkonzept.
Wenn man nun bedenkt, was für einen weiten und steinigen Weg TITLE FIGHT bis hierhin gegangen sind, wie viele Platten sie schon herausgebracht haben, wie viele Shows sie gespielt haben und wie viel Herzblut sie in das alles gesteckt haben, so kann man ihnen zu Floral Green nur gratulieren. Sie sind (endlich) angekommen.
Tracklist:
01 – Numb, But I Still Feel It
02 – Leaf
03 – Like A Ritual
04 – Secret Society
05 – Head In The Ceiling Fan
06 – Make You Cry
07 – Sympathy
08 – Frown
09 – Calloused
10 – Lefty
11 – In-between