Escape The Fate sehen auf ihren Tourplakaten irgendwie albern aus. 80's Glamrock Style aus zu kleiner Lederjacke mit verwaschenen, ärmellosen Bandshirts, toupierte Haare, allerhand Nietengürtel, ordentlich viel Eyeliner, schwarzer Nagellack und dazu einen lasziven, neckischen Blick. Nicht unbedingt ein Plakat, von dem man auf ein ordentliches Konzert schließen könnte. Viel mehr auf eine szenetypische Modenschau.
Diesem Klischee wird aber zunächst einmal nur das Publikum gerecht. Vor der Essigfabrik haben sich im strömenden Regen schon weit vor Einlassbeginn die Fans der Band postiert. Das Konzert war mehrere Wochen zuvor hierher verschoben worden. Zu Recht, denn schon jetzt ist auszumachen, dass die wartende Menge nie ins Underground gepasst hätte. Das Publikum ist, wie erwartet, recht jung. Vor der Halle warten schon jetzt Mütter und Väter, teils in Autos mit ausländischen Kennzeichen, auf die Beendigung der Show. Der Einlass geht zügig voran und ehe man sich versieht, sind die ersten Reihen vor der Bühne gut gefüllt. Support sind Deaf Havana aus England. Die aufgedrehte Truppe gibt eine gute halbe Stunde lang alles. Eine poppige Aufmachung der Marke Post-Hardcore. Mit recht simplen, aber eingängigen Melodien, haben sie die Menge schnell um den Finger gewickelt. Den Track “Friends Like These…“ können sogar einige schon kräftig mitsingen. Ein gelungener Einstand.
Der Umbau für Escape The Fate dauert schier eine Ewigkeit. Kein Grund für das Publikum, von seinen Plätzen zu weichen. Warum auch, lohnt es sich bei den recht hochangesiedelten Preisen für T-Shirt und Co für manch Einen nicht mal zum Merchandisestand zu gehen. Das Gerangel um die besten Plätze ist mal wieder kaum zu ertragen. Als Escape The Fate aus den Staaten dann endlich die Bühne betreten, ist der Jubel ohrenbetäubend. Ja, die Menge kennt die Band. Ganz im Gegensatz zu mir. Erst beim Track “Something“ kommt das das-habe-ich-doch-schon-mal-gehört-Gefühl auf. Eine durchaus gefühlvolle und schöne Nummer die Frontmann Craig, ehemaliger blessthefall Sänger, und seine Mannen da zum Besten geben. Die Soundqualität ist essigfabriktypisch mal wieder im Mittelfeld anzusiedeln. Die Band hat eigens einen Fotografen und Kameramann mitgenommen, man zeichnet das Konzert auf. Elemente aus den Aufnahmen sollen auf einer DVD veröffentlicht werden. Die Bilder aus Köln dürften lohnend für die DVD sein, ist die Halle doch sehr gut gefüllt und stets in Bewegung. Live wirkt die Band herzlich wenig nach den Szene-Bubis vom Plakat. Trotz ihrem recht professionellen Auftreten merkt man, dass sie noch recht jung zu seien scheinen. Um eine Zugabe ist die Band am Ende des Sets nicht verlegen. “Situations“ heißt es da. Und so allmählich geht mir ein Licht auf – die Jungs haben bereits im Frühjahr beim Give It A Name performt. Darauf hätte man auch früher kommen können. Nur haben sie damals keinen so guten Eindruck hinterlassen wie am heutigen Abend. Durchaus eine Überraschung!