Hi Chris, danke erstmal für deine Zeit und Gratulation zum neuen Album. Wie waren denn bisher so die Reaktionen, seid ihr zufrieden?
Ja wir sind ziemlich zufrieden mit dem neuen Album, die Reaktionen waren größtenteils positiv.
Ich habe GRAVE DIGGER damals mit der "Tunes Of War" kennengelernt und war total begeistert, die ist auch heute noch mein Lieblingsalbum von euch. Daher fand ich es sehr cool, dass es jetzt mit "Fields Of Blood" noch ein drittes Schottlandalbum gibt. Soweit ich weiß war das ja ursprünglich nicht als Trilogie geplant. Wann wurde euch denn klar, dass ihr eine Trilogie draus machen wollt?
Ich war vor zwei Jahren mit meiner Familie in Schottland, mein Sohn war damals zwölf und ich hab ihm dort die ganzen Sachen gezeigt und von der Geschichte erzählt. Und da hab ich dann gemerkt, eigentlich hab ich da nochmal richtig Bock drauf, weil mich das Thema so fasziniert. Und dann ist die Entscheidung noch in Schottland gefallen, ich hab Axel (Gitarrist) angerufen und gesagt: "Hör mal, die Geschichte ist noch nicht auserzählt, wir müssen da nochmal einen draufsetzen. Bereite dich darauf vor, dass es noch ein drittes Schottland-Album geben wird.
Habt ihr denn zum Thema schottische Geschichte jetzt alles gesagt oder glaubst du da könnte nochmal was kommen in der Richtung?
Das ist schwierig, natürlich gäbe es da noch viel mehr, aber für uns ist das Thema eigentlich jetzt ausgereizt. Was uns fasziniert haben wir jetzt nochmal rübergebracht und ich persönlich glaube nicht, dass es dazu nochmal was geben wird. Zumal wir jetzt durch die Corona-Zeit ein ganzes Jahr verlieren, besonders was den Live-Sektor angeht. Wenn es irgendwie geht wollen wir nächstes Jahr 40+1 feiern, wo wir dieses Jahr ja eigentlich den vierzigsten Geburtstag feiern wollten. Wir wollen einige Special-Shows spielen und es wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile gehen, dass wir uns mit diesem Album beschäftigen. Und fürs nächste Album ist etwas anderes geplant, daher denke ich erstmal nicht, dass noch ein Schottland-Album kommt.
Die "Tunes of War" ist damals ja auf Tomi Göttlichs (Ex-Bassist) Mist gewachsen, die ist ja quasi vertonter Geschichtsunterricht. Auf "The Clans Will Rise Again" haben wir uns dann mehr mit Mythen und Legenden der Highlands beschäftigt und das neue Ding hat nochmal einen anderen Ansatz. Wir waren ja in Schottland im Museum und da saß ein alter Museumswärter in der Ecke und der hat geschlafen. Da ging dann meine Fantasie los und ich hab mir gedacht, der gehört bestimmt einem Clan an und reist in seinen Tagträumen in seine eigene Vergangenheit. Ich hab ihn dann Edward McLean vom Clan der McLean genannt und mir vorgestellt, wie der in seine eigene Vergangenheit reist und dort die ganzen historischen Persönlichkeiten, William Wallace, Robert the Bruce, Mary usw. trifft und diese Geschichten aus einer Perspektie erzählt.
Du sagtest ja schon ihr habt für die kommende Tour, die dann nächstes Jahr hoffentlich auch stattfinden kann, Specials geplant? Ihr könnt ja problemlos einen Konzertabend mit eurer Schottland-Trilogie füllen, wird darauf auch der Schwerpunkt liegen, ähnlich wie damals bei der Show für die "Tunes of Wacken" DVD?
Ja, wir haben da schon was geplant was die visuelle Umsetzung der Schottland-Trilogie angeht und das wird bei dem ein oder anderen Konzert auch zum Tragen kommen, das wird bestimmt ne schöne Geschichte.
Bei euch wechseln sich Konzeptalben und "normale" Alben ja in unregelmäßigen Abständen ab. Habt ihr schon Konzepte und Themen im Hinterkopf, die ihr zukünftig gerne mal auf einem Konzeptalbum behandeln möchtet oder ist jetzt erstmal wieder ein konventionelles Album mit Einzelstücken dran?
Das nächste Album wird auf jedenfall auch wieder ein Konzeptalbum. Die Idee steht schon und wir sind auch schon mit dem Cover-Artist zugange. Da sind wir schon relativ weit und ich denke, dass wir die Pause nutzen werden und im September und Oktober anfangen Songs zu schreiben. Und dann werden wir halt sehen, wenn wir kommendes Jahr nicht spielen können, werden wir halt nächstes Jahr im Spätsommer ein neues Album auf den Markt bringen.
Zum nächsten Album willst du vermutlich noch nichts verraten, aber mal grundsätzlich gefragt: Wollt ihr bei euren Konzeptalben denn eher im historischen bzw. mythologischen Sektor bleiben oder könnt ihr euch auch was futuristisches vorstellen. LORD VIGO haben ja z. B, letzthin ganz gut bewiesen, dass traditioneller Metal und SciFi durchaus gehen.
(Lacht) Den Reaper durchs All fliegen zu lassen ist jetzt keine Vorstellung die ich so habe. Ich denke wir werden bei den klassischen Themen bleiben, futuristische Sachen oder die deutsche Geschichte werden wir eher nicht aufarbeiten. Aber wir haben wie gesagt schon eine konkrete Idee die wir umsetzen werden. Zu gegebener Zeit dann mehr dazu.
Gibt es denn auch irgendwelche Tabuthemen oder sachen wo ihr sagt: Hey, das würden wir eigentlich gern mal machen aber da gehen die Fans vermutlich nicht mit. Oder macht ihr grundsätzlich worauf ihr Bock habt.
Wir machen eigentlich worauf wir Bock haben. Zu der GUN-Records-Zeit war es so, dass man uns gesagt hat "Ihr müsst jetzt mal weiter Konzeptalben machen, das läuft super." Die "Tunes of War" war eben ein riesiger Erfolg und dann "Knights Of The Cross" und dann am besten noch eins, bis wir der Sache dann irgendwann überdrüssig wurden. Es hat etwas gedauert bis wir dahingehend wieder Lunte gerochen haben und ich denke, dass wir mit "Fields of Blood" nochmal einen coolen neuen Ansatz gefunden haben dem wir auch weiter verfolgen werden. Ich denke das neue Album zeigt, dass wir es noch drauf haben und das nächste Album wird den Fans sicher auch gefallen.
Würdest du sagen es ist schwieriger für ein Konzeptalbum zu schreiben oder eher für ein reguläres Album? Oder hält sich das die Waage?
Für ein Album mit "normalen" Songs wie "Return Of The Reaper" oder "Healed By Metal" muss man halt in der Stimmung sein, wenn einen Konzeptalben z. B. grade mal ankotzen und man eher wieder back to the roots will. Im Moment haben wir aber einfach wieder Bock auf Konzeptalben. Man wird sehen, was danach passiert.
Wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Noora von BATTLE BEAST? Die Dame ist ja auch aktuell ziemlich präsent was Gastbeiträge angeht.
Wir wollten eine Art Sequel zu "The Ballad Of Mary" machen und hatten ursprünglich eigentlich Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY im Auge. Die hatte aber leider keine Zeit und dann haben wir überlegt, wer denn noch passend wäre. Mir ist dann der Song "Black Ninja" von BATTLE BEAST eingefallen und da haben wir sie einfach kontaktiert. Es ging dann auch alles recht schnell und letztes Jahr im November habe ich sie nach einer Show abgeholt, wir sind zu Axel ins Studio gefahren und haben den Song aufgenommen. Sie singt einfach geil und hat eine außergewöhnliche Stimme, das hat einfach super gepasst.
Rein aus Interesse: Wenn Alissa White-Gluz Zeit gehabt hätte, hättet ihr sie singen oder shouten lassen?
Nee, sie hätte schon singen müssen.
Ihr geltet ja als stilistisch ziemlich konstante Band, aber letzthin wagt ihr doch auch das ein oder andere Experimenet. Auf dem letzten Album war da ja der "Zombie Dance" und auf der Neuen fand ich "Lions Of The Sea" und den Anfang von "My Final Fight" auch ungewohnt fröhlich. Ist es euch in den letzten Jahren wichtiger geworden, sowas auch mal unterzubringen den gewohnten Pfad ein wenig zu verlassen?
Das ist in erster Linie einfach so passiert. Ich find es aber lustig, dass wir so oft auf "Lions Of The Sea" angesprochen und teilweise mit SABATON verglichen werden. Nur weil man mal "Ohohoho" macht ist man doch nicht gleich SABATON. Es geht in dem Song um die Wikinger unter Harkon, die immer wieder in Schottland einfallen und die Schotten schlagen auf See zurück. Das ist halt ein Seefahrer-Song, da musste man einfach auch "Ohohoho" machen. Ich hatte diese Leitmelodie im Kopf und habe die dann Axel vorgespielt, der fand es geil also haben wir einen Song draus gemacht.
Kommen wir zur derzeitigen Situation. Die betrifft natürlich auch in besonderer Weise tourende Bands. Wie geht ihr allgemein mit der Lage um? Du sagtest ja schon ihr schreibt bereits an neuem Material, aber finden außer dem Promokram für "Fields Of Blood" derzeit überhaupt Bandaktivitäten statt? Oder sitzt ihr mehr oder weniger auf heißen Kohlen und wartet, wie sich die Situation entwickelt und dass es wieder auf die Bühne gehen kann?
Es ist ja im Moment so, dass wir noch viel Arbeit haben was das neue Album angeht. Außerdem spielen wir in vier Wochen eine Open-Air-Show in der Schweiz, südlich von Bern, noch steht sie jedenfalls. Da muss man jetzt natürlich auch tatsächlich mal wieder Proben nach einem halben Jahr, wir wollen schließlich auch neue Songs spielen (lacht). Ansonsten mache ich grade einen Song für MOTORJESUS fertig, über fehlende Arbeit kann man sich also nicht beschweren.
Viele Bands haben ja seit Anfang der Krise Streaming-Konzerte gegeben und seit kurzem gibt es ja auch immer mehr Auto-Konzerte. Aus der Metalszene haben da ja z. B. DORO und BEYOND THE BLACK schon was gemacht. Ist sowas für euch auch vorstellbar?
Im Endeffekt ist das ja nichts, da kann man auch ne CD einlegen. Man sieht ja auch nichts wenn ein paar Autos vor dir stehen, höchstens über die Leinwände. Was macht ein Heavy-Metal-Konzert denn aus? Das ist die Energie, das Zusammensein, das gemeinsam Singen, das gemeinsam Party machen. Eine Band lebt von der Energie des Publikums und umgekehrt. Wie soll bei einem Autokonzert Energie fließen und beim Streaming, da ist es ja im Endeffekt noch schlimmer. Da sitzt dann irgendwer in Unterhose mit ner Kanne Bier vor dem Fernseher und schaut sich eine Band an, die vollkommen unpersönlich in irgendeinem leeren Club spielt, da kommt ja nichts zurück. Für mich macht das keinen Sinn, da warte ich lieber noch, auch wenn es zwei Jahre dauert.
Finanzen sind natürlich auch ein wichtiger Aspekt. Wie läuft es denn mit Merch-Verkäufen, habt ihr da ein Auge drauf und hast du das Gefühl die Leute kaufen da aktuell vermehrt online um die Bands zu supporten?
In der Regel verkauft man ja live und das ganze Live-Business ist halt das, was jetzt fehlt. Ob es die Leute sind, ob es die Gagen sind oder eben das Mechandise. Das sind alles Einnahmequellen, die jetzt fehlen und extrem schwer zu kompensieren sind. Und wenn sich der Staat da nicht bald mal was einfallen lässt, dann werden die Clubs sterben, dann werden die Promoter sterben und irgendwann wird es dann eben auch schwierig für die Bands, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Ihr habt ja nun schon viele Jahre Erfahrung im Musikbusiness. Wie glaubst du wird sich die Krise allgemein auf die Szene auswirken. Also mal abgesehen vom finanziellen Aspekt der natürlich für viele Bands fatal ist. Glaubst du die Zwangspause kann sich auch positiv auf die Kreativität auswirken? Ich höre ja sehr oft die These, dass es dann nächstes Jahr eine ganze Flut von Veröffentlichungen geben wird weil jetzt halt alle Bands Zeit zum Komponieren haben.
Es muss natürlich auch Plattenfirmen geben, die das alles veröffentlichen. Klar wird es jetzt Bands geben, die zu Hause sitzen und Songs schreiben, wir werden sehen. Eine Prognose kann ich da leider nicht abgeben. Ich hoffe, dass es irgendwann wieder mit dem Live-Business losgeht und nächstes Jahr zumindest die großen Festivals stattfinden können. Ich glaube noch eine Saison ohne Konzerte wird die Szene ganz schwer überleben, egal ob es jetzt um Popmusik oder Heavy Metal geht. Es geht dabei eben auch um die Leute, die in dieser Industrie arbeiten und wenn das jetzt nicht mehr funktioniert, dann wird es irgendwann ganz, ganz bitter.
Es wird sicherlich nicht leicht. Ich drücke euch aber ganz fest die Daumen, dass der Live-Sektor demnächst wieder anläuft und auch eure Show in der Schweiz stattfinden kann. Danke dir erstmal für das Interview, das letzte Wort gehört dir.
Das ist ganz einfach, die Leute sollen gesund bleiben, Masken tragen und Abstandsregeln einhalten, damit wir diese Kacke auch bald wieder loswerden und alle wieder zusammen feiern können irgendwann.