12.04.2013: Silverstein, Funeral For A Friend, The Tidal Sleep - Hamburg- Markthalle

12.04.2013
 

 


Gehen zwei Redakteurinnen auf eine Show, kommt was ganz Spannendes dabei heraus. So gehen Marlene und Jule heute back to the roots, bekommt jede Band ihr Zückerchen und der Mischer aufs Maul.

Man fühlt sich geschmeichelt ob der Tatsache, am Einlass zwecks Alterskontrolle nach dem Ausweis gefragt zu werden. Einigkeit herrscht über das Publikum: Es ist komisch. Nicht im negativen Sinne, doch sehr bunt gemischt. Da sind Eltern, die ihre Kids begleiten (müssen), Grufties, Emokids alt, Emokids neu, testosteronüberflutete Kerle im Frauenschläger und Indiemädchen. Huch! Die Hamburger Markthalle erhält einmal mehr eine positive Bewertung ob ihrer Fähigkeit gute Sicht auf die Bands bei gleichzeitiger Möglichkeit zu moshen oder der Prügelei eben zu entgehen und genießen zu können.

Pünktlich um 18:45h (!!!) starten THE TIDAL SLEEP unglaublich laut. Da hat einer gut aufgedreht.
Marlene: Es gab wirklich einige Konzertbesucher, die nur für diese Band in der Markthalle waren und bei FUNERAL FOR A FRIEND und SILVERSTEIN gelangweilt im Vorraum Bier tranken. Mich haben die sympathischen Jungs überrascht, aber nicht gänzlich überzeugt. Sie haben definitiv gute Momente in ihren Songs und bei ihrer Show, aber die müssen sie für meinen Geschmack noch in ein besseres Umfeld verpacken.
Jule: Kannte ich vorher nicht. Nach kurzem Check des Merchangebotes bekamen sie von mir aber sofort die volle Punktzahl für gutes Artwork. Ebenso war die Show. Eine junge Band, die noch Feuer unterm Arsch hat, zeigen möchte, was sie kann. Da ist sicherlich noch Luft nach oben, aber die Basis taugt. Ist Emocore nun wieder Trend auch bei den Band frischeren Jahrgangs? Die Fußstapfen in die sie treten möchten sind ziemlich groß aber sie sind auf dem richtigen Weg. Was diesen Weg bestätigt, ist die Tatsache, dass sie heute Tapes (!!!) anbieten, deren Reinerlös an eine Skateschule in Afghanistan geht. Das nenne ich richtigen Weg.

Umbau, Bier, Kaffee, Cola und los geht es mit FUNERAL FOR A FRIEND.
Marlene: Nur bei den älteren Songs wie "Juneau" sprang ein kleiner Funke über. Gezündet hat das Ganze bei mir aber nicht, der wirklich grottenschlechte Sound und die wenig überzeugende Performance der Band waren Schuld. Schade, hatte ich mich doch eigentlich auf ein erinnerungsweckendes Konzert gefreut.
Jule: Wie alt sind die eigentlich? Dafür kann der Sänger aber noch ganz gut springen und sich auf das wesentliche konzentrieren. Das Publikum taut auf und schiebt sich vor der Bühne sachte durch die Gegend. Defintiv machen FUNERAL FOR A FRIEND Spaß. Mehr Spaß würde es machen, wenn der Sound nicht so eine bassige Matschepampe wäre, dessen Rückkopplungen einem den Schädel zuermalmen wollen. Und ja, die alten Songs, defintiv das Beste daran. Vielleicht zeugen die neuere Songs doch vom Alter. Man will doch tanzen und mit dem Publikum alles mitsingen. Ich bin wieder kurz nach Abitur und habe keine Ahnung, freue mich aber.

Uhrenvergleich: Es sieht so aus, als kämen wir heute alle vor 23h ins Bett. Schneller Umbau und weiter gehts mit SILVERSTEIN.
Jule: SILVERSTEIN habe ich das letzte Mal vor fast 10 Jahren gesehen. Damals schob ich dem grausam, arschfaulen Frankfurter Publikum die Schuld in die Schuhe, dass das Konzert so unmotiviert rüberkam. Heute ist es genau umgedreht. Das Publikum feiert, aber die Band zeigt eingeschlafene Füße auf der Bühne. Shane Told scheint das Singen verlernt zu haben und grunztkratzt sich durch die Songs. Der alte Emoanteil der Songs verkommt so zu einem wahrhaftigen Trauerspiel. Der Sound ist immer noch zum Weinen. Als zur Zugabe die Akkustikgitarre auspackt wird, fällt mir ein, dass ich ganz dringend eine Zigarette brauche und hier ist Rauchverbot.
Marlene: Sie können es einfach immer noch! Und Fans wachsen ihnen auch genug nach, wie ein Blick ins Publikum verrät. Die meisten Konzertbesucher sehen aus als wären sie um die 16 Jahre - genau so alt, wie ich es damals war, als ich mit dieser Band anfing. Verlernt haben SILVERSTEIN nichts und sie können mich nach wie vor überzeugen. Und bei ihrem Auftritt kamen dann auch die guten Erinnerungen wieder bei Songs wie "My Heroine", "Bleeds No More" und "Call It Karma".

21:50h. Alles aus. Dem Jugendschutzgesetz wurde gedient. Sehr schön. Draußen regnet es, wir wollen Gummistiefel und freuen uns heute Abend noch andere schöne Pläne zu haben.