Ziemlich mieser Sound sollte den Konzertabend bestimmen, der die legendäre Hardcore- und Skaterock Band GANG GREEN in den Magazinkeller des Bremer Schlachthofs lockte. Die Tatsache, dass diese Lokalität ohnehin nicht als akustisches Paradebeispiel verschrien ist und dass GANG GREEN sich ebenso wenig als filigrane Profimusiker einen Namen gemacht haben, ließ diesen Sachverhalt allerdings eher zweitrangig erscheinen. So wurde der Auftritt der als Vorband angekündigten MISFIT SOCIETY, welcher ebenfalls unter den miesen Soundbedingungen des Magzinkellers zu leiden schien auch vorsichtshalber am nahe gelegenen Betonpool geschwänzt. Zweifelsohne war ich angerückt um meinem Lebenslauf einen Liveauftritt von GANG GREEN hinzuzufügen und so erachtete ich es als logische Konsequenz den Abend zunächst mit dem Betrachten der lokalen Skateszene einzuläuten und meine gesamte musikalische Aufmerksamkeit für die vier alten Herren aus Boston aufzusparen.
Ihr dann wohl tatsächlich schon recht hohes Alter ließen sich GANG GREEN zumindest trinktechnisch keineswegs anmerken und schwangen sich vielmehr beflügelt von Bier und Jägermeister in jugendliche Höhen auf. Dass dieser Umgang mit Schnaps und Gerstensaft die musikalischen Fähigkeiten nicht unbedingt qualitativ steigerte, muss ich nicht erwähnen, dass die Band auch Jahrzehnte nach ihrer Gründung immer noch ein Besäufnis zur Bühnenshow aufpumpen kann, konnte ich allerdings nach nur wenigen Augenblicken bestätigen. Es war dann auch nicht wirkliche Hörgenuss mit dem ich Rockhits wie Skate to Hell oder uralten Hardcorekrachern wie Kill a Commie begegnete, sondern eher nostalgische Faszination die ich beim Beobachten der in die Jahre gekommen Mannschaft um Chris Doherty verspürte. Als bierselige Partyband waren GANG GREEN sich nicht zu Schade ihren ohnehin äußerst Langen Auftritt mit Fight for your right von den BEASTIE BOYS in die Länge zu ziehen, obwohl sie doch kurz zuvor Geschmack bewiesen und Kids of the black hole von den ADOLESCENTS gecovert hatten. Während das Publikum bei letztgenanntem Song permanent die Einsätze zum mitsingen verpatzte, bewies es beim Partyhit der BEASTIE BOYS dann doch noch Textsicherheit und es kam etwas ausgelassenere Stimmung auf. Dass diese erst bei der Zugabe in Form des GANG GREEN Klassikers Alcohol so richtig überkochen würde, war vorauszusehen: Plötzlich wurde es voll vor der Bühne und man konnte das zum Teil schon ausgesprochen reife Publikum dabei beobachten wie es das leicht schüttere Haar in der Bierdusche tränkte und sich in eine vergangene Zeit zurücksehnte.
Etwas übel aufgestoßen ist bei dem ganzen Spektakel das machohafte Rockstargehabe von Chris Im an alcoholic Doherty, der permanent versuchte Zuschauerinnen auf die Bühne zu zerren und dort zu begrabschen. Dass die weitaus jüngere Dame die er dabei auf nicht gerade appetitliche Weise abgeknutscht hat, dem guten Mann nicht einfach eins auf die Fresse gegeben hat, war wohl sein Glück, sympathisch hat es den Herren in meinen Augen nicht unbedingt gemacht. Die hinzukommenden Ausziehen! Rufe aus dem Publikum, die doch eigentlich schon seit den Achtzigern nur noch auf Schützenfesten Anklang finden, haben mich abschließend daran erinnert, dass ich ja eigentlich nur gekommen war um meinen Lebenslauf in Sachen Punk Rock Konzerte zu komplettieren. Ich werde also nicht unbedingt auf hässliche Einzelheiten eingehen wenn ich beim nächsten Fachgespräch feststelle:
GANG GREEN? Hab ich schon gesehen.