01.12.2019: SIGHTS & SOUNDS - Köln - Helios37

08.12.2019
 

 

Nur sehr kurzfristig im Vorhinein wurde die Tour von SIGHTS & SOUNDS im Zuge der Veröffentlichung des neuen Albums „No Virtue“ bestätigt. Andrew Neufeld klebt das Ganze kurzerhand einfach an seine Tour mit COMEBACK KID dran. Und mit dem Helios findet seine Band die wohl passendste aller Kölner Locations für eine Show.

So unspektakulär wie die Promo der Veranstaltung und der Tour im Vorfeld läuft dann auch der Konzertabend an. Präzise Angaben im Facebook-Event oder auf der Homepage des Helios sucht man vergeblich. Vor Ort erfährt man dann: Es gibt keine Vorband und es geht erst um 20:45 Uhr los. Nur sehr schleppend trudeln immer wieder einige Leute ein, die sich schon mal an der Theke versorgen und eine der vielen Sitzmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Ein typisches Sonntagabend-Feeling. Aber schade für SIGHTS & SOUNDS, gerade wo sie mit „No Virtue“ ein unglaublich vielseitiges und sicherlich auch eines der interessantesten Alben der alternativen Musikwelt 2019 hingelegt haben. Absoluter Geheimtipp, oder wie Neufeld später selbst noch einmal betonen soll: „Music for musicians“. Und damit liegt er goldrichtig. Zwar tauchen auch im weiteren Verlauf nicht mehr als geschätzt 30-35 Leute auf, aber diejenigen die da sind, wissen auch genau warum. Kein wilder Moshpit, keine Singalongs. SIGHTS & SOUNDS sind eine Band, die man live einfach aufsaugt. Man steht da, wippt mit, ist baff. Lässt sich plätten von dieser Technizität, diesem unglaublich guten Drummer, und auch dieser wiedererkennbaren Rock-Stimme von Andrew. Just taking it all in, wie man auf Englisch sagt. Kaum zu glauben, dass diese Band vor sechs Jahren mit BRING ME THE HORIZON auf Europa-Tour war und trotzdem nur so wenige Menschen auf den Plan ruft. Shame on them. Heute gibt es vor allem brandneue Songs zu sehen, aber auch der ein oder andere ältere Song mischt sich darunter, so zum Beispiel „The Clutter“, dessen Riffing und Gitarren-Sound an die SMASHING PUMPKINS erinnert. Highlights sind für mich ganz klar „Within My Reach“ – sicherlich einer meiner 10 Lieblingssongs dieses Jahres – und „Resurface“. Zu beiden Songs hat Neufeld was zu sagen: Bei „Within My Reach“ habe man bemerkt, dass er online mit Abstand am meisten abgespielt wurde. Kein Wunder, hat die Single doch einen Mitsingfaktor und Ohrwurmpotenzial, das höher eigentlich kaum sein könnte. An „Resurface“ habe man im Studio sehr lange gesessen, der Song sei auf dem neuen Album der gewesen, der am schwierigsten zu schreiben gewesen sei. Was dabei herausgekommen ist, lässt wirklich einfach nur die Kinnlade sinken. Allen voran das extrem technische Drumming von Neufelds älterem Bruder. Live wie auch auf Platte: SIGHTS & SOUNDS sollten mehr sein als nur der nette kanadische Geheimtipp.