02.02.2012: Mastodon, Red Fang - Essigfabrik - Köln

02.02.2012
 

 

Viel Spielzeit, zwei charismatische Bands – keine kurzfristig dazu bestellte lokale Schülerband, die man eh übergeht indem man „aus versehen“ nicht ganz so pünktlich eintrudelt. Was will man mehr? Nein, wer hier zu spät kommt, bestiehlt sich selbst, sind RED FANG im Herzen doch genauso Headliner wie die altbekannten MASTODON, von denen ja sowieso alles zu erwarten ist.

RED FANG sind ja auch spätestens seit ihrem letztjährigen Eisen „Murder The Mountains“ weit davon entfernt, in irgendeiner Form als so etwas wie eine Schülerband zu gelten. Schon ihr Debüt attestierte ihnen das gewisse Maß an Feuer und Ausstrahlung, welches man braucht, um als eigentlich recht geradlinig rockige Band hervorzustechen – und seit ihrem auf Relapse-Debüt und zweiten Album ist das immer mehr auch den nach guter Gitarrenmusik lechzenden Massen bewusst. Live konnte man sich nun davon überzeugen, dass diese Band so souverän und eingespielt daher kommt, wie sie es auf Platte vermittelt.

Aber das klingt eigentlich viel zu gehoben und abstrakt für eine Band wie RED FANG: Die haben nämlich einfach Spaß auf der Bühne – so, wie man das in ihren sehenswerten Musikvideos wie zuletzt in „Wires“ ja auch schon begutachten konnte. RED FANG sind einfach vier lustige Typen mit allesamt lässigen Bärten, die gerne Rockmusik machen und dabei gar nicht so sehr über all das nachdenken. Daher kommt der Hitkatalog der Band so gut: Weil die Songs so wenig verkopft, so sehr riffverliebt und locker sind. Und doch bietet die Band mehr: Zum einen einen angenehm Stoner-artigen Gitarrensound, zum anderen – wie am Ende des Sets demonstriert – auch mal einen leicht progressiven Ausflug wie in „Human Remain Human Remains“. Doch auch so ein Song wirkt wie im Proberaum zusammengejamt, nicht wie groß vorher geplant. Nicht ganz zu unrecht war die Band an diesem Abend für viele der eigentliche Headliner – und das will neben einer so berüchtigten Band wie MASTODON durchaus eine ganze Menge heißen.

Ach ja, und MASTODON. Eine Band, über die eigentlich schon alles gesagt wurde: Große konzeptionelle Alben, eine große Vielfalt und Eigenheit im Sound, eine Band völlig für sich stehend und mittlerweile überhaupt unantastbar. Da fühlt sich schon vor dem Auftritt wie nach dem Auftritt an – und doch konnten MASTODON über diese Erwartungshaltung hinaus überraschen. Zugegeben: Etwas langatmig wurde es zumindest für mich schon ab und an, als jemand der sich eher als Freund als als Fan der Band bezeichnen würde – vielleicht doch etwas zu viel Spielzeit, selbst für eine so gute Band wie MASTODON. Doch Songs wie „Crack The Skye“ vom gleichnamigen vorletzten Album zeigen gerade Live noch mal eine deutlich verstärkte Wirkung, baut sich doch gerade dieser Song wie ein Sturm auf und reißt die dicken Wände der Konzerthalle förmlich mit aller Gewalt auf. Oder „Curl Of The Burl“: Ein Song, der in all seiner Eingängigkeit eben gerade Live Spaß macht. Und tatsächlich öffnete sich da auch mal ein klassischer und gar nicht mal so kleiner Moshpit in der prüden Essigfabrik, in der Crowdsurfer schnell wieder von der immer mehr zu tun bekommenden Security rausgefischt wurden.

Im übrigen: Ansagen gab es eigentlich keine, nur gegen Ende – nach dem sehr sehr schön und pathetisch abschließenden „Creature Lives“ - bedankte sich die Band ganz stark für das Kommen der zahlreichen Gäste in einer fast schon jugendlichen und sehr sympathischen Art. Davor galt sich eben auf die Atmosphäre und nur die Atmosphäre der Songs zu konzentrieren. MASTODON gehören immerhin noch zu den Bands, die ihr ganz eigenes Thema verkörpern. Und nicht selten fühlte sich das Set an, als fänd es draußen und ganz versteckt im dichten Wald statt. Und während man ein Hirsch über die Bühne huschen zu sehen glaubt und sich die Farbwahrnehmung der Augen immer mehr zu verändern scheint, vergisst man für den Moment völlig dass da draußen so etwas wie Winter und Temperaturen von mitunter -10° herrschen. Wenn ein Konzert so etwas schafft, kann die Band eigentlich nur alles richtig gemacht haben.