Vergangenes Augustwochenende jährte sich das METAL UNITED FESTIVAL in Obertraubling bei Regensburg zum vierten Mal. Die bayerische Pocketausgabe des Wacken Open Airs fand am ehemaligen Airportgelände am Rande der kleinen Gemeinde statt und bat ausreichend Platz für die erwarteten 1600 Festivalbesucher.
Die Vorteile bei Festivals dieser Größenordnung sind definitiv kurze Laufwege und ein entspanntes Miteinander vor den Bühnen. Das Festival wirkt gut organisiert, Spültoiletten und Duschen gab es gratis und auch das Barpersonal sowie die Security am Einlass hatten gute Laune. Im Publikum fand sich zwischen schwarzen Bandshirts und vollgenähten Kutten ebenfalls ein pinkes Einhorn ein.
FREITAG
Die Pforten öffneten gerade rechtzeitig zum Feierabendbier um 16 Uhr. TEETH OF LAMB aus Amberg begrüßten die Festivalbesucher mit einer Mischung aus aggressivem Speed und melodischem Thrash Metal und ließen sich auch von der noch geringen Anzahl an Zuschauern nicht aus dem Takt bringen. Nach dem letzten Song sprang Veranstalter Freddy auf die Bühne und hielt eine kurze Begrüßungsansprache.
Der nächste Gig war ein Heimspiel – THE EDGE OF REASON aus Regensburg überzeugten mit einem Wechsel aus cleanem Gesang und brachialen Growls, falls man sich nicht von der quietschbunten Leo-Kombo des Sängers Ro Seven ablenken ließ. Je bunter die Bühnenoutfits, desto grauer wurde leider der Himmel über Obertraubling.
Pünktlich zum ersten Riff von HATEFUL AGONY fielen dann auch schon die ersten Regentropfen. Der Himmel hatte allerdings allen Grund zum Weinen, denn die Münchner Thrash Metal Band verkündete die letzte Show mit ihrem aktuellen Sänger. Gleichzeitig stellten sie ihren neuen Frontmann vor und so stand die Band einmalig am METAL UNITED FESTIVAL mit zwei Sängern auf der Bühne.
Nach der mega Bühnenperformance hatte es sich dann glücklicherweise auch wieder ausgeregnet, sodass REAPER‘S REVENGE den Sonnenuntergang mit gepflegtem Heavy Metal untermalen konnten. Das letzte Tageslicht nutzten auch die Fans und eröffneten den ersten großen Pit des Abends, begleitet von der engelsgleichen Stimme von Sänger Christian, der zwischen den Songs auch mal Brüller wie „Ich bin total erschöpft, ich bin dick!“ losließ. Ein gelungener Auftritt!
Zum krönenden Abschluss des ersten Festivaltages betraten die fünf Superhelden der GRAILKNIGHTS die Bühne – und das Publikum, von den Cape-Trägern liebevoll der „Battlechoir“ genannt, rastete aus. Nicht nur outfittechnisch bestand der Auftritt der Grailsheimer aus einem bunten Strauß, auch musikalisch vermischten sich die Genres fließend ineinander: Von Pirate Metal bis Dubstep – alles dabei. Selten agieren Bands so stark mit den Zuschauern wie hier, spätestens nach der Runde „Grailrobic“ kam auch der Letzte ins Schwitzen. Beim großen Finale konnte dann endlich der „Holy Grail“ vom bösen Dr. Skull zurückerobert werden, hurra!
Der Sieg der Superhelden ließ sich anschließend auf der MOSHER’S NIGHT mit DJ SCHNAPSI in der Eventhalle gebührend begießen. Bis in die frühen Morgenstunden wurde zu „All kinds of Metal“ ausgiebig gefeiert.
SAMSTAG
Kühl und durchwachsen startete der zweite Festivaltag morgens um 8 Uhr mit dem traditionellen Weißwurstfrühstück direkt vor dem Eingang zum Infield. Trotz des ungemütlichen Wetters waren die Bierbänke gut gefüllt. Die Hardrocker 2ND UNIT sorgten (wie auch schon die Jahre vorher) auf der Biergartenstage für gute Stimmung mit einem Mix aus Coversongs wie „Holy Diver“ sowie eigenen Kreationen. Auch als es wieder zu regnen begann, blieben die Gäste tapfer sitzen und als von der Bühne die Aufforderung „Bang your head“ kam, ließen sich das einige nicht zwei Mal sagen.
Belohnt wurde die Ausdauer mit Sonnenschein pünktlich zur ersten Infield-Band des Tages. GOD’S AWAY ON BUSINESS aus Schwandorf eröffneten den Festivalsamstag mit schnellen und harten Riffs, was wohl den letzten Langschläfer aus seinem Zelt katapultiert haben müsste.
Zur Besänftigung des morgendlichen „Krachs“ durften HYDRA im Anschluss die Wogen glätten. Die Symphonic Metal-Band aus Regensburg bestach ganz klar mit Frontfrau Lisa, die mit Leichtigkeit zwischen sopranem Klargesang und tiefen Growls hin und her wechselte, dass ihnen nach diesem Auftritt wohl einige neue Fans gewiss waren.
Mit FALSE CROWN (Post Hardcore) und APRIL IN FLAMES (Deathcore) wurden im Anschluss auch die Core-Fans bedient. WANTED INC. riefen mit klassischem Thrash Metal alle anwesenden Kuttenträger zum synchronen Headbangen bei inzwischen strahlendem Sonnenschein auf den Platz.
Spätestens nach VICTORIUS und PATH OF DESTINY war bei WIZARD das Festivalgelände wieder dicht gefüllt. Die Heavy Metal-Urgesteine eröffneten den Gig zur Feier ihres 30-jährigen Jubiläums mit einer Portion Konfetti und legten sofort los. Während zu Beginn nur die ersten Reihen textsicher mitgrölten, so stimmten zu „Hall Of Odin“ alle mit ein.
Die letzten drei Bands des Abends durften auf der großen Indoor-Bühne in der Eventhalle auftreten. Die Death-Thrash-Veteranen BURDEN OF GRIEF lieferten eine solide Show ab, der Samstagsheadliner BRAINSTORM konnte sich somit über ein feierwütiges Publikum freuen.
Aufgrund von kurzfristig notwendigen Umbauarbeiten verschob sich der letzte Act des Abends leider um eine ganze Stunde nach hinten. Als um 2 Uhr morgens dann endlich SCHERBENTANZ die Bühne betraten, waren einige der Gäste schon längst im Zeltbett oder auf dem Weg nach Hause. Wer jedoch bis jetzt durchgehalten hatte, der durfte sich auf eine aufwendige Show mit Pyroeffekten und extravaganten Bühnenoutfits freuen.
FAZIT
Das METAL UNITED FESTIVAL überzeugte mit seinem Charme, der familiären Atmosphäre und einer perfekten Location. Vom regionalen Underground bis hin zu international bekannten Bands war alles geboten – wir sind gespannt, was uns nächstes Jahr erwartet!