DREDG haben sich mal was Neues einfallen lassen, kein neues Album, aber warum nicht mal Konzerte spielen, auf denen man "nur" die beliebtesten Alben einfach spielt? "El Cielo" und "Catch Without Arms" stehen bei der aktuellen Tour auf dem Programm. In einigen Städten nur eines, doch Rock´n´Roll City Hamburg hat das Glück, dass die Herren von der Westküste hier an einem Abend beide Alben in Erinnerung rufen wollen. Könnte man als langweilig abtun, aber wenn man auf ein Konzert von Johann Ludwig Mozarts Symphonie Nr. 387 geht, weiß man ja auch ungefähr was einen erwartet.
So startet man zu bester Abendbrotzeit im Hamburger Grünspan pünktlich mit "Brushstroke: dcbtfoabaaposba". Somit muss auch nichts weiter zur Tracklist gesagt werden. Das Publikum zwischen Quarter- und Midlifecrisis, ohne Crisis, denn dagegen haben DREDG ja bekanntermaßen immer was im Gepäck. Schnell wird klar, dass DREDG hier keinesfalls etwas runterspielen wollen. Vielmehr sind sie voll dabei. Gavin Hayes singt sich die Seele aus dem Leib, so dass man einen Zusammenhang von Emotionen, Wort und Klang nicht lange suchen muss. Zwar gibt es wenig Interaktion mit dem Publikum, doch dieses grinst vollkommen befriedet und besonnen vor sich hin und wiegt sich ganz verzaubert. Alles fließt, wird von der Bühne aus angeschoben und rollt durch den Raum. Klarheit, Verständnis, Trost, Mut, Kraft. Wer könnte hier unglücklich zurück bleiben? DREDG bleiben während der Show relativ nah am Original und leisten sich wenig Improvisationsspielraum, doch es wirkt. Ein paar Bonussongs zum Abschluss, ein schweißüberströmter Dino Campanella verabschiedet sich nach einem fulminant getrommelten Konzert alleine mit einem kleinen Solo am Drumcomputer und man gönnt ihnen die Pause.
Das Volk wird aus dem Saal geräumt. Auch Menschen mit Kombiticket werden in die frische Hamburger Kiezluft gefegt. Hier soll sich ja niemand auf ein nicht bezahltes Konzert schmuggeln.
Um 22h geht es wieder hinein und die Sardinenbüchse füllt sich. "Catch Without Arms" wird zum Vollkontaktkonzert und lässt wenig Raum für eigene körperliche Interpretationen des Dargebotenen. DREDG ziehen ihre Pause in die unnötige Länge, das Publikum wird unruhig, die Luft ist zum Schneiden. Mit einer halben Stunde Verspätung geht es dann doch noch los. Dass es auf "Catch Without Arms" um einiges ruhiger zugeht als auf "El Cielo", ist der Saalsituation dienlich. Dino Campanella beherrscht sein Schlagzeug immer noch machtvoll, kann aber nun auch seine Kunst und Hingabe am Klavier beweisen. Welch Gegensätzlichkeiten. DREDG spielen ein wenig mehr mit dem Publikum, sind zu Scherzen aufgelegt und bewegen sich musikalisch auch öfter abseits der vorgegeben Wege. Nach der kräftigen Show um "El Cielo" lädt "Catch Without Arms" nun zum Runterkommen ein, Schwelgen und Loslassen. Und auch hier im Anschluss noch einige Bonussongs, bevor man sich vollkommen befriedet hinausbegibt, an die frische Luft, ins Leben und ....