Glaubt man Wikipedia, begann die Geschichte von MIGHTY OAKS in Hamburg. 9 Jahre nach ihrer Gründung macht die Band erneut Halt in der Hansestadt.
Akustisch, reduziert, im kleineren Rahmen. Friedrich-Ebert-Halle. Sitz-Konzert. MIGHTY OAKS.
MIGHTY OAKS kehren noch einmal zu ihren Wurzeln zurück und rücken den Anfang ihrer Karriere in den Mittelpunkt.
Rückblick: Direkt das Debutalbum "Howl" der Wahlberliner ging 2014 durch die Decke. Top-10 Platzierung, ausverkaufte Konzerte und Werbeverträge. Von null auf hundert.
Doch noch vor "Howl" veröffentlichten MIGHTY OAKS 2010 ihre erste EP "Driftwood Seat". Damals quasi noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nun, 8 Jahre später veröffentlicht die Band diese EP erneut. Eingefleischten Fans dürften die überarbeiteten Songs damit schon bekannt vorkommen. Geändert hat sich dennoch einiges.
2010: Sänger Ian hat gerade seine Wohnung verloren und schläft bei Bandkollege Claudio auf dem Sofa, während seine Mutter gegen den Krebs kämpft.
2019: Ian, Claudio und Craig sind Vater geworden, Ians Mutter in der Zwischenzeit verstorben und MIGHTY OAKS unaufhaltsam auf dem steilen Weg nach oben.
Passend zur Neuveröffentlichung ihrer ersten EP geht es auf eine ganz besondere Tour. Kleinere Venues und auf das wesentliche reduziert. Zu dritt und akustisch.
Wirklich klein wirkt die Halle an diesem Abend jedoch nicht. Es ist die größte Halle der Tour. Ausverkauft ist sie dennoch. Die Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg gehört zum angrenzenden Friedrich-Ebert-Gymnasium. Über den Schulhof geht es zum Einlass und wie es sich in der Schule gehört, geht es pünktlich mit dem ersten Glockenläuten los. Hier herrscht noch Zucht und Ordnung.
20:00 Uhr: Die Vorband an diesem Abend ist NOVAA. Zu zweit stehen die beiden etwas verloren vor dem verschlossenen Theater-Vorhang. Direkt davor: rund tausend Zuhörer. Sitzend. Über Rang und Empore verteilt.
NOVAA ist eine Singer-Songwriterin aus Berliner. Frisch mit dem New Music Award 2018 ausgezeichnet, hat sie nur Teile der Songs ihres heutigen Sets bereits online veröffentlich, der Rest ist nagelneu.
Ruhige, moderne Popmusik, auf ein Minimum reduziert. Einzig Gitarre und Gesang braucht es, um die Friedrich-Ebert-Halle zum Schweigen zu bringen. Mucksmäuschenstill ist es. Selbst die berühmte Stecknadel könnte man an diesem Abend fallen hören.
Auch NOOVA zeigt sich sichtlich beeindruckt von der Kulisse. "wow".
Die Musik von NOOVA pendelt zwischen Pop, Folk und Indie. Die Reduziertheit steht den Liedern gut, jene würden aber genauso gut mit Beat und Effekten funktionieren. Angenehme, aber moderne Mischung.
Alles in allem zeigt sich die Berlinerin extrem abgebrüht. Jeder Ton sitzt, die Ansagen gelingen und Hamburg ist von Sekunde eins an verzaubert.
Symphytische, zurückhaltende, entspannte Art. Und gute Musik. Zauberhaft.
21:00 Uhr: Die Musik wird leiser. Das Licht geht aus. Der Vorhang geht auf. MIGHTY OAKS laden zum gemütlichen Beisammensein.
In Hamburg gegründet, lange in dort beheimatet und nun wieder zurück. Die 3 Wahlberliner freuen sich sichtlich über ihr „zweites Heimspiel“.
Mittlerweile (normalerweise) mit sechs Mann unterwegs, war es der richtige Zeitpunkt abzuspecken, sich wieder auf das wesentliche zu reduzieren und eine kleine Akustik-Tour zu spielen, so die Band. Richtig so. Ian, Claudio und Craig wechseln wild die Instrumente, rennen vom Schlagzeug zum Klavier und wieder zurück. Jedes Instrument wird von jedem bespielt. Neue Ideen, neue Reize, die einem neuen Album nur guttun können.
MIGHTY OAKS erzählen viel. Zu viel, wie sie später selbst anmerken. Das Hamburger Publikum sieht das jedoch anders. Jenes freut sich über die verschiedenen Geschichten über das Leben auf Tour, Songwriting und die Vergangenheit im Allgemeinen.
Ihren größten Hit „Brother“ vergleicht die Band dabei mit einem kleinen Geschwisterchen. Man ist froh, dass man ihn hat, manchmal nervt er aber auch ganz schön. Im neuen akustischen Gewand macht es jedoch aktuell wieder Spaß „Brother“ live zu performen.
Die Stimmung ist an diesem Abend zurückhaltender als sonst. Man merkt den Unterschied zu den „normalen“ MIGHTY OAKS-„Steh“-Konzerten.
Der Versuch die Stimmung etwas aufzuheizen endet in wildem, unkontrolliertem Mit-Klatschen seitens der Zuschauer. Im zweiten Anlauf klappt es dann aber auch schon besser. Im hinteren Teil der Halle stehen Teile der Zuschauer sogar auf. Ein Vergleich zu normalen Konzerten kann dennoch nicht gezogen werden. Einzig zwischen den Songs wird genauso laut geklatscht wie sonst. Ansonsten wird sich zurückgelehnt und der Musik gelauscht.
Auch gefilmt wird an diesem Abend wenig. Und wenn doch, stürmt einer der vielen Security herbei, um das filmen zu unterbinden. Lösung? Mhh.
Ferner gibt es den typischen MIGHTY OAKS-Sound. Dreistimmiger Satzgesang gepaart mit akustischen Gitarren, Mandolinen, Bass, Schlagzeug und Klavier.
Nach 90 Minuten geht der Vorhang zu. Standing Ovation. Applaus. Zugabe vor dem verschlossenen Vorhang im kleineren Rahmen.
Ein Abend zum Träumen, Kuscheln und Zuhören. Auch mal schön.
Liebe, Liebe, Liebe.