Hamburg. Sonnenschein. Ausverkauftes Hafenklang.
Perfekte Voraussetzungen für einen Tour-Auftakt.
Acht Städte, sechs neue Songs, eine neue EP. GURR präsentieren "She Says" erstmals live.
Während draußen langsam die Sonne untergeht, strömen die Menschen Richtung Hafenklang. GURR rufen, Hamburg folgt. Ausverkauftes Haus zum Tourauftakt. Passt.
Der Weg von GURR kennt aktuell nur eine Richtung – steil bergauf. Rock am Ring, Deichbrand, Vorband von KRAFTKLUB, Nominierung als „hoffnungsvollste Newcomer“ beim Preis für Popkultur. Könnte schlechter laufen.
Zum eigentlichen Konzertbeginn um 20 Uhr ist es im Hafenklang noch ruhig. Erst nach und nach füllt sich der Raum vor der Bühne. Passend zum Beginn der Vorband (eine Viertelstunde später) ist es dann jedoch angenehm voll.
JEALOUS eröffnen den Abend. Schon vor Konzertbeginn haben die Drei sichtlich Bock auf den Auftritt und tigern durch den Zuschauerraum von A nach B, befestigen nochmal ihr Backdrop und singen sich zu den Liedern, die leise im Hintergrund laufen, warm.
Sonnenbrille auf, Rückkopplung abwarten, in den Zuschauerraum und ab geht's.
Riot Grrrl. Ein bisschen DECIBELLES, ein bisschen GURR. Ganz viel JEALOUS.
Zweistimmig, druckvoll, energiegeladen. Auch auf der Bühne liefern die Damen eine kraftvolle Bühnenshow. Kopf an Kopf - in bester Stierkampfmanier.
GURR nicken und filmen vom Bühnenrand mit. Scheint zu gefallen.
Am nächsten Tag erscheint die erste Single der Band. Zum Schluss gibt's ein Cover.
Rrriot.
Richtig voll wird es dann erst zu GURR. Umbaupause, Bier holen, Stehplatz suchen. Vor der Bühne wird es muckelig eng. Aufgeheizt haben JEALOUS das Hafenklang ja bereits.
GURR. Hier stimmt die Band ihre Gitarren noch selbst.
Offiziell zu zweit. Live zu viert, teilweise zu fünft. Sängerin und Gitarristin Andreya Casablanca hat sich in der Woche vor der Tour an der Hand verletzt und kann damit nicht das komplette Set an der Gitarre mitspielen. Glücklicherweise kann der Backliner einspringen. Bleibt mehr Bewegungsfreiheit für Andreya. Und die wird genutzt. Wild fegt die Wahlberlinerin über die Bühne. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Auch wenn die Damen jede Menge Feuer versprühen, sind GURR alles in allem ruhiger. Gerade die neue EP "She Says" (mit der die Band das Konzert eröffnet) ist mehr im Indie als im Punk zu verorten. Gleichzeitig kommen GURR weniger kantig, aber auch professioneller als JEALOUS um die Ecke. Abgebrüht, professionell und bestens aufgelegt.
Gerade zu den neuen Songs hat die Band viel zu erzählen. Vom Weed-Kauf in Hollywood, dem folgenden Trip und dem dazugehörigen Kater am nächsten Tag. Geschichten von und über BELA B oder dem Tarot-Kartenlegen im Tourbus. Zu fast jedem Song haben Andreya Casablanca und Laura Lee eine Geschichte parat.
Erst wenige Tage zuvor hat sich KAT FRANKIE nach der Geschichte hinter einem der GURR-Songs erkundigt. Und diese Geschichte hat es in sich. Auf einer Flugreise machte Andreya Bekanntschaft mit dem Extremsportler Dean Potter. Das Treffen schon fast wieder vergessen stößt die Sängerin einige Jahre später auf die gmx-Meldung, dass der Kletterer und Base-Jumper tödlich verunglückt ist. Bei einem Base-Jump hatte Dean Potter zusammen mit seinem Partner versucht, durch eine Felslücke zu fliegen, wobei beide nacheinander gegen Felsen prallten. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit waren beide sofort tot.
Zum Ende des Sets schafft es Andreya noch zu „Hot Summer“ ihr Mikro zu zerstören. Da hilft auch kein Kabeltausch mehr. Mikro der Bassistin und weiter geht's. Noch eine kurze Zugabe und raus.
Grandioser Abend. Zwischen Slacker Pop, Indie und Punk.
Rrriot.