(03.06.2017): ROCK AM RING FESTIVAL - Nürburg - Nürburgring

05.06.2017
 

 

Der zweite Tag startet mit der Pressekonferenz der Polizei Koblenz und Marek Lieberberg. Die verdächtigen Personen wurden gefasst, verhört und bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. Entwarnung. Der zweite Tag kann somit wie geplant weitergehen. Kurz nach 11:00 Uhr kommt die Nachricht auch auf den Zeltplätzen an.
Leider ist es nicht möglich, wie angekündigt, den Auftritt von RAMMSTEIN am Samstag nachzuholen. Dafür sind die Broilers geblieben, um ihr angefangenes Set zu Ende zu spielen. Dadurch verschiebt sich der Zeitplan der Volcano Stage nach Vorne, was nicht bis zu jedem durchsickert und so für einige entgeisterte Gesichter sorgt, als die DONOTS bereits auf der Bühne stehen, während die Meisten erst einlaufen. Die Ibbenbührener lassen sich davon nicht irritieren. Sie spielen ein gewohnt starkes Set aus neuen und alten Songs u.a. auch den brandneuen, am Mittwoch erschienenen Song „Keiner Kommt Hier Lebend Raus“ von der gemeinsamen Split 10“ mit ADAM ANGST. Die DONOTS haben bereits ihren Ruf, als eine der besten Live-Bands des Landes weg und bestätigen diesen auch diesmal. Pure Spielfreude trifft auf die Bereitschaft des Publikums alles zu geben. Als Überraschung haben sich die DONOTS die ANTILOPEN GANG eingeladen, die Sie während „Alles Muss Kaputt Sein“ unterstützen.
Kurz darauf entern SUM41 die Volcano Stage. Die Bühne wird einmal in Blut getaucht, ehe die Band jene betritt. Ein riesiges, aufblasbares Skelett im Hintergrund zeigt wo es lang geht. Mittelfinger hoch und Punk-Rock. Zum Anfang des Sets werden einige Zuschauer auf die Bühne geholt, die das Konzert vom Bühnenrand verfolgen dürfen. Vor und auf der Bühne wird gefeiert. Die Setlist gleicht einem Best-Of Album. Alle Hits werden gespielt, alle Wünsche erfüllt – keiner der vor der Bühne steht, geht unglücklich nach Hause. Und selbst die, die keine SUM41 Songs kennen, kommen mit Covern von SLAYER, METALLICA, DEEP PURPLE, WHITS STRIPES und QUEEN auf ihre Kosten. Abriss.
Jenes kann WIRTZ leider nicht behaupten. Vor seinem Set leeren sich die vorderen Bereiche extrem und viele die bleiben, setzen sich für den Auftritt des (mittlerweile) TV-Stars auf den Boden und bleiben nur, um ihren guten Platz nicht zu verlieren. WIRTZ ist das egal. Jener ist trotzdem glücklich über die noch immer imposante Masse und bringt dies auch beinahe minütlich zum Ausdruck. Im Vergleich zu SUM41 entwickelt sich die Stimmung jedoch nicht weiter, sondern büßt ein. Allem dem spielt WIRTZ sein Set gelassen zu Ende, macht noch, wie beinahe jeder heute, eine Ansage gegen Terror und verabschiedet sich anschließend hinter die Bühne.
Dort warten bereits die BROILERS, die nach dem Abbruch am Tag zuvor ihr angefangenes Set vollenden. Und diese brauchen kaum Anlaufzeit, um die Stimmung wieder da hin zu bekommen, wo sie bereits am Vortag war. Es wird von Beginn an mit gesungen, mit getanzt und mit gepogt. Auch die BROILERS nutzen die Gunst der Stunde, um sich gegen Terror auszusprechen, aber auch gegen all die Hass-Kommentare im Netz, die sich in den Kommentarspalten der Facebook-Posts gesammelt haben. Die Anwesenden wissen was passiert ist, wie friedlich alles war und wie man dem Terror auch ohne Hass entgegentreten kann. Danach wird sich wieder dem eigentlichen gewidmet: dem Musik machen. Und das können die BROILERS, auch wenn sie einige Lieder, die sie bereits am Vortag gespielt haben, einfach nochmal wiederholen. Die Stimmung kocht trotzdem. Bis in die hinteren Reihen wird lauthals mitgesungen und gefeiert.
Während das Rock-Publikum vor der Volcano Stage die BROILERS feiert, feiern die Rap Fans vor der Crater Stage. Jene steht heute mit der 187STRAßENBANDE, RAF CAMORA & BONEZ MC und den BEGINNERN ganz im Schatten des Raps oder wie die BEGINNER später am Abend sagen „Rap am Ring“.
Die 187STRAßBANDE verwandelt Rock am Ring in ihr eigenes kleines Ghetto. Die Bühne ist nicht besonders gut besucht und wer will kommt ohne Probleme nach Vorne in den ersten Wellenbrecher. Aber die „wenigen“ Anwesenden haben Bock. Jede Menge Bock. Oder Sie trauen sich beim Anblick von GZUZ einfach nicht sich zurückzuhalten. Die Arme noch oben. „Ihr seid ja schließlich auf einem Hip Hop Konzert.“ Das Publikum ist wiedermal ein komplett anderes, als auf der Hauptbühne. Keine Metalkutte weit und breit. Es wird textsicher mit gerappt und so ziemlich alles abgefeiert. Selbst das „187“, dass nach jedem Song angestimmt wird, wird brav nachgesungen. 187 mal. Mindestens.
Auf der Hauptbühne folgen den BROILERS die BEATSTEAKS. Nach WIRTZ und den BROILERS wird es wieder englischsprachig. Die Bühne ist bis in die hinteren Reihen press gefüllt. Die BEATSTEAKS aus Berlin laden zum Tanz. Mit Regenponcho und Fischermütze betritt Arnim die Bühne, um diese im Folgenden abzureißen. „Milk & Honey“, „Hand In Hand“ und „Automatic“ laden zum tanzen, „Let Me In“ und „Frida & die Bomben“zum pogen. In Gedenken an Lemmy covern die BEATSTEAKS „Ace Of Spades“, genau so wie „Easy (Like Sunday Morning)“ von Lionel Richie. Dazu gibt es auch noch zwei eigene, neue Songs vom bald erscheinenden Doppelalbum „Yours“, bei denen die Stimmung jedoch eher zurückhaltend ist. Insgesamt gesehen, schaffen es die BEATSTEAKS jedoch die Stimmung stets hoch zu halten und liefern ein abwechslungsreiches, extrem starkes Konzert, an das die TOTEN HOSEN im Anschluss erst einmal ran kommen müssen.
In der Umbaupause, vor dem Auftritt der TOTEN HOSEN, setzt der Regen ein. Das Ring-Wetter ist zurück am Ring, zur Freude von Campino: „Sogar der Wettergott spielt mit. So lieben wir das Wetter bei Rock am Ring“. Campino und Co. betreten nach einem langen Video-Intro die Bühne ihres Wohnzimmers. Applaus. Es geht los und DIE TOTEN HOSEN müssen gar nicht viel machen, um die Massen zu begeistern. Rock am Ring frisst den Herren aus der Hand. Die zweiten Düsseldorfer an diesem Abend, stehen den ersten in nichts nach. Im Gegenteil. Noch schneller ist der Stimmungsbarometer auf ausgelassen. Die TOTEN HOSEN werden auch zum X-ten mal herzlich vom Rock am Ring Publikum empfangen.
Ähnlich sieht es bei den BEGINNERN auf der Crater Stage aus. Die mittlerweile schon länger wieder vereinten, rücken den Nürburgring nach Hamburg und verwandeln die Crater Stage nun endgültig zu Rap am Ring. Unterstützt werden die drei von zwei Background-Tänzerinnen, sowie einem Schwein und einem Küken. Am beeindruckendsten bleibt jedoch die LED-Bühne, die sich zu allem verwandeln kann, was gerade gewünscht wird. Vom Sofa zum Regenbogen zum Fuchs. Für „Ahnma“ laden die BEGINNER GZUZ von 187STRAßBANDE auf die Bühne, um zusammen den Comeback-Hit zu performen. Und spätesten zur Zugabe packen die BEGINNER mit „Liebeslied“ wieder Rap auf die Rock am Ring-Karte.
Im strömenden Regen heißt es nun noch 45 Minuten warten,... warten auf den letzten Act des Tages,... warten auf KRAFTKLUB,... und das Warten soll sich lohnen. Für die Festivalsaison hat man über Facebook Tänzerinnen und Tänzer für die Festivalsaison gesucht, die KRAFTKLUB live unterstützen. Welche Ausmaße das annimmt, wird jedoch erst klar, als der Vorhang fällt. Um die 60 Tänzerinnen und Tänzer teilen sich zusammen mit Kraftklub die Bühne. Bunt gemischt. Mann, Frau. Groß, klein. Dünn, dick. Mitten aus dem Leben, von der Straße, aus der Schule auf die Bühne von KRAFTKLUB.
Los geht es mit „Ganz Egal Woran Ich Gerade Denke, Am Ende Denk Ich Immer Nur An Dich“ von dem erst am Freitag erschienenen, neuen Album „Keine Nacht Für Niemand“. Nach anfänglicher Zurückhaltung, geht es dann schnell. Trotz Starkregen herrscht Feierstimmung. Auf der Bühne mimen um die 60 Tänzerinnen und Tänzer auf einem Gerüst das wahrscheinlich erste lebende Banner. Durchweg ist Bewegung auf der Bühne. Egal wo man hinschaut kann man neues entdecken. Ein wirklich beeindruckendes Bild, das über das komplette Konzert durch choreographiert ist. KRAFTKLUB spielen gewohnt stark, sind spielfreudig und haben nach zwei Jahren ohne Festival jede Menge Bock, was man den Karl-Marx-Städtern durchweg ansieht. KRAFTKLUB ist der Regen egal. Rock am Ring ist der Regen egal. Bis auf die Unterhose nass, wird erst um kurz vor 03:00 Uhr der Weg Richtung Zeltplatz angetreten.