Wie hoch hätte man vor ein paar Wochen noch die Wahrscheinlichkeit eingeschätzt, die gestandenen NY Hardcore Heroen von AGNOSTIC FRONT in einem derart intimen Club wie dem MTC zu erleben? Wahrscheinlich ähnlich hoch, wie dass sich MADBALL auf die Bretter der Underground-Bühne begeben. "Beer & Music" macht beide Ereignisse innerhalb von einer Woche möglich, wobei erstgenanntes als kurzfristiges Event angesetzt wurde. Trotz besagter kurzen Frist hat sich das Happening offensichtlich schnell herumgesprochen, denn vor dem MTC tummelt sich an diesem Abend schon zur frühen Stunde ein frivoler und großteils in die Jahre gekommener Haufen fernab des hedonistischen Narzismusses der heutigen Shows allzu gerne eine Catwalkmentalität einhaucht.
Draußen wird noch fleißig der Umsatz der naheliegenden Büdchen in die Höhe getrieben, während sich im Kellergewölbe die ansässigen MY DEFENSE ihre Instrumente anlegen. Die doch recht überschaubare Kölner HC Szene scheint sich qualitativ beständig weiter zu entwickeln und auch dieser motivierte Fünfer ist hiervon nicht ausgeschlossen. Erst kürzlich hat man mit in DIY Manier die "I'mbreakable" veröffentlicht, die an diesem Abend bis auf "Not For Me" in Gänze abgearbeitet wird. Doch zunächst muss das noch recht zurückhaltenden Publikum in Stimmung gebracht werden und Frontmann Perry erweist sich als talentierter Animateur, der immer wieder durch die vorderen Reihen fegt, dem Pit den nötigen Anstoß gibt oder auch zum Stage diven animiert. Nach und nach geht es vor der Bühne munterer zur Sache und auch die Band gewinnt mit zunehmendem Set wie in einer Rückkopplungsschleife mit der Crowd an Fahrt, haut sympathische Ansagen raus und bringt gegen Ende des Sets mit "Same Old Song" noch einen Song der ersten Stunde.
Nun wird es aber Zeit für Roger Miret, Vinnie Stigma und ihren Jungs dem mittlerweile aus den Nähten platzenden Laden gen Exitus zu treiben. Mit "Fall Of The Parasite" eröffnet man das Set und das MTC verwandelt sich in einen einzigen Pit aus schwitzenden Leibern. Ob der überschaubaren Bühne dominiert der gute Roger das Geschehen, während der sonst so extrovertierte Vinnie ein wenig im Hintergrund agiert und auf seine Momente wartet. Miret genießt die Näher zum Publikum verkündet euphorisch, das Hardcore hier und jetzt lebt und lässt sich sogar dazu überreden "Your Mistake" ein weiteres Mal zu spielen. Dabei trägt er das verschwitzte DO OR DIE Shirt, während deren Sänger Chris als Rowdie gespannt am Bühnenrand steht und sich gelegentlich zu einigen Back Up Vocals hinreißen lässt. Erwarteter Höhepunkt wird mit "Gotta Go" erreicht, wofür Miret sich 5 weibliche Schönheiten aus dem Publikum holt bzw. holen möchte. Jenes Unterfangen gestaltet sich aufgrund der Männerdominanz als ausgesprochen schwierig und man spielt schon mit dem Gedanken einen Emo-Jüngling als Ersatz zu wählen, letztendlich stehen die geforderten 5 jedoch auf den Brettern und dürfen sich auch schon alsbald wieder via Stagedive verabschieden. Mit "Addiction" aber ohne Zugabe endet ein ausgesprochen guter und unterhaltsamer Hardcoreabend, von dem die Anwesenden noch eine ganze Zeit schwärmen werden.
Während die Massen noch langsam auf die Straße strömen steht dort schon Vinnie mit seinen Fans, lacht, klönt und macht Gruppenfotos. Welch wunderbarer Wochenauftakt!