Nach gerade mal 13 Monaten sind die CLOUD NOTHINGS zurück in Köln. Da das Gebäude 9 momentan leider im Umbau ist (ich vermisse es schmerzlich!) steigt die heutige Sause im Luxor.
Auch damals war es ein Montag, genau wie heute. Damals waren allerdings The Hotelier im Gepäck. Das Gebäude 9 war voll, vielleicht sogar ausverkauft. Das sieht heute im Luxor deutlich anders aus. Man könnte fast meinen, das Interesse an den Cloud Nothings sei etwas zurückgegangen?
Eröffnet wird der Abend heute nicht von internationalen Rängen, sondern sogar mit deutschen Texten durch die Hamburger Band HAVARII. Die Kapelle um Sängerin Mareike hat an diesem Wochenende erst drei Release-Shows zu ihrer neuen Split-EP „Tremor“ mit der Münchner Band Nächte hinter sich gebracht und sich – mit Zwischenstopp in Wuppertal, chapeau für das Routing – auf den weiten Weg nach Kölle gemacht. Soundmässig kommen HAVARII schleppend, hart und düster rüber. Ab und an baut sich ein wenig Atmosphäre auf, in diesen Parts versteht man die Lyrics von Mareike und ihrem Bandkollegen an der Gitarre besser. Musikalisch eine runde Sache, mit der bewährten Dynamik zwischen laut/mitreissend auf der einen und leiser/verkopfter auf der anderen Seite. Auch merkt man HAVARII an, dass sie in ihren mittlerweile 6,5 Jahren Bandgeschichte schon einige Shows auf dem Kerbholz haben und ihr Handwerk beherrschen. Dennoch „holt mich die Band nicht ab“, wie man heutzutage so sagt. Weder die Live-Show noch der Sound lassen mich vermuten, dass ich noch häufig an diesen Auftritt zurückdenken werde oder mich das dringende Bedürfnis überkommen wird, mir die Musik zuhause anzuhören. Die Interaktion zwischen Band und Publikum finde ich etwas verstockt, vielleicht haben HAVARII heute auch einen etwas schwereren Stand als sonst, da sie meiner Meinung nach zwar nicht meilenwert von den Cloud Nothings entfernt sind, aber auch nicht gerade hervorragend zur Hauptband des Abends passen. Allerdings legen die Hamburger mit „Zwischen Welten“ ein sehr eindrucksvolles Finale ihres Sets hin.
CLOUD NOTHINGS haben seit dem oben erwähnten letzten Auftritt in Köln ein neues Werk namens „Last Building Burning“ nachgelegt. Und es bewahrheitet sich tatsächlich, was ich circa eine Stunde vorher gerüchteweise vor dem Luxor vernommen hatte: Sie spielen es tatsächlich komplett am Stück durch, ohne große Unterbrechungen. Ballsy move, muss man auch erst mal bringen. Leider finde ich die Platte bei weitem nicht so stark wie ihren Vorgänger, dennoch eine coole Idee, um die Leute bei der Stange zu halten. Chaotischer ist sie definitiv wieder geworden, was ja auch ausdrücklicher Wunsch von Dylan Baldi und co. war. Die eingängigen Hooks findet man nach wie vor in „Leave Him Now“, schöne Gitarrenriffs in „Offer an End“ und pures Chaos „Dissolution“. Der Song macht seinem Namen alle Ehre und löst sich auch live in sich selbst auf, bis nur noch Krach ohne wirklichen Takt gemacht wird. Drummer Jayson Gerycz hat eine Art „Pseudo-Schlagzeugsolo“, in dem er wirklich zeigt, zu welchen Dingen er eigentlich so fähig ist. Als ob der Rest vom Set das nicht schon genug erahnen lassen würde. Einer der besten Drummer in der Punkszene momentan, if you ask me. Unglaublich schnell, dabei unglaublich präzise. Und schön reduktionistisch unterwegs auf einer Tom und einem Becken zusätzlich zur Hi-Hat. Dass „Last Building Burning“ erstmal komplett runtergespielt wird, hat auch den Vorteil, dass das Kölner Luxor danach vorspielmäßig richtig angeheizt ist. Baldi kommentiert nur kurz, dass sie ein neues Album raus haben und das gerade in Gänze gespielt haben (für diejenigen, die es noch nicht bemerkt haben und sich nur wunderten, was das da vorne eigentlich für eine Band sein soll) und legt dann mit „Modern Act“ endlich den ersten älteren Song vor. Sofort geht der Schweinepogo los, nun singen auch mehr Leute mit. Wie das zu erwarten war. Trotz fortgeschrittener Zeit nehmen sich CLOUD NOTHINGS Zeit für eine kurze Reise durch die bandeigene Diskographie und bespaßen das Luxor mit einer ausgewogenen Mischung aus den drei Alben vor „Last Building Burning“. Drei Songs von „Life Without Sound“, drei von „Here and Nowhere Else” und zwei von „Attack on Memory“. Die perfekte Portionierung, auch wenn ich meine Lieblingssongs der Band („Up to the Surface“, „Things Are Right With You“, „Internal World“, „Realize My Fate“) vermisse. Im Gebäude 9 gab es damals allerdings auch maximal die Hälfte davon. Zur obligatorischen Zugabe kramen die CLOUD NOTHINGS nochmal tief in ihrer Hits-Hosentasche und insbesondere Jayson Gerycz kommt in „Wasted Days“ voll auf seine Kosten. Ähnlich wie die ersten Reihen im Luxor. Heute war zwar deutlich weniger los als am letzten Montag am selben Ort (als Fucked Up hier gespielt haben), aber dafür waren kaum Smartphones und solcherlei Späße zu sehen – heute also eher Diehards in hoher Konzentration. So macht mir das mit altem Punkerherz deutlich mehr Spaß als unter hundert Leuten, von denen 50% keinerlei Regung von sich geben.