Sonntagabend im wahrscheinlich schönsten Kellerclub Kölns: Auf dem Plan steht heute Folk in feinster Singer-Songwriter-Manier, und es scheint fast so, als würden sich viele Genre-SympathisantInnen in Köln und Umgebung finden lassen, denn selbst nach Beginn des Sets von dem aus der Domstadt stammenden Support TOBEY TRUEBLOOD ist die Schlange vorm MTC noch überraschend lang. Konsequenz dessen ist, dass die Show wie auch einige andere Stopps auf TIM VANTOLS derzeitiger Tour ausverkauft ist.
TOBEY TRUEBLOOD aka Tobias Körner, der von einem Percussionisten als auch einem E-Gitarristen unterstützt wird, ist also schon am Werke, als ich den stickigen Konzertraum betrete. Obwohl man dem Frontmann seine Aufregung ein kleines bisschen anmerkt, ziehen die drei Musiker ihr Set solide durch. Musikalisch ist das Ganze allerdings nicht so mein Fall; irgendwie zu brav, irgendwie zu sehr Lagerfeuer-Soundtrack. Was ja nicht unbedingt etwas negatives heißen muss, aber für mein Dafürhalten fehlten den Songs einfach ein paar Ecken und Kanten, das gewisse etwas, welches ich nach TOBEY TRUEBLOODS ca. 45-minütigen Set und der darauf folgenden viertelstündigen Pause in TIM VANTOLS Songs nicht zu vermissen brauche.
Dass die Show ausverkauft ist, merkt man spätestens beim Opener „Four Wheels And A Sixstring“, denn vor der kleinen Bühne des MTC wird es jetzt richtig eng, Stimmung will aber trotzdem noch nicht so wirklich aufkommen. Im Laufe der Show nimmt die Zurückhaltung des Publikums glücklicherweise kontinuierlich ab, die mitgesungenen Lyrics werden immer lauter, was nicht zuletzt Vantols engagierten Animierungskünsten zu verdanken ist. So wird kurzerhand die Textzeile „Nothing Is What It Seems“ in „Nada Es Lo Que Parece“ übersetzt, um seinem spanischen Bassisten, der zum ersten Mal Deutschland besucht, Tribut zu zollen, und die vielen Stimmen im Zuschauerraum lassen nicht lange auf sich warten; die Band jedenfalls scheint von der Reaktion positiv überrascht zu sein. Ganz besonders amüsant wird es gegen Ende des Sets, als die vier auf der Bühne „Before It All Ends“ mit Fußstampfen und Klatschen, das stark an den Rhythmus von Queens „We Will Rock You“ erinnert, einleiten wollen, welches auch sofort vom Publikum übernommen wird. Ein Besucher aus den hinteren Reihen lässt es sich nicht nehmen und stimmt kurzerhand auch Queens Klassiker an und ohne lange zu zögern grölt das gesamte Publikum sofort mit.
Dass das Konzert besonders wichtig für die Band sei, wird vom Frontmann immer mal wieder zwischen den einzelnen Songs betont, die eine bunte Mischung aus seinen beiden bisherigen Alben, aber auch einigen vielversprechenden neuen Liedern und einem OLD CROW MEDICINE SHOW-Cover sind. So wird nicht mit Shout-Outs z.B. in Richtung von Tims heute anwesenden Eltern gegeizt, und auch über den Support von TOBEY TRUEBLOOD scheint der Holländer sehr dankbar zu sein.
Obwohl TIM VANTOLs Backing-Band eigentlich bei so gut wie jeder Tour aus anderen Mitgliedern besteht, liefern die vier eine so souveräne und energiegeladene Show ab, dass man meinen könnte, sie hätten schon hunderte von gemeinsamen Konzerten auf dem Buckel. Denn so viel wie die einzelnen Bandmitglieder auf der Bühne Gas geben, so wenig Bewegung sieht man leider bis zum letzten Song „If We Go Down, We Will Go Together“ im Zuschauerraum: Das von Vantol in der Mitte des Sets gewünschte Ausrasten bleibt leider aus, was aber nicht auf die Spielfreude der Jungs zurückzuführen sein kann.
Es hat sich also einiges getan, seit ich TIM VANTOL im Jahre 2012 zum ersten Mal noch solo als Support von THE MENZINGERS hier im MTC gesehen habe; die ausverkauften Shows hat sich der ständig auf der (von ihm liebevoll betitelten) „Road Sweet Road“-befindende, den Allerwertesten-abtourende Singer-Songwriter-Barde jedenfalls redlich verdient.