Ich erinnere mich genau an das stumpfe Fachsimpeln und höhnische Lachen, als ich auf einer Party Anfang des Jahres davon erfuhr, dass die CRO-MAGS doch tatsächlich touren und einen Stop in Hannover planten. Wortfetzen wie „eh nie mehr wie früher“, „ich weiß noch, 1990...“, „das kann nix werden“ etc. wurden selbstbewusst durch den Raum gepfeffert. Sicher, diese Band hat Geschichte geschrieben - aber oftmals ist Geschichte eben nun mal Geschichte und sollte nicht zwanghaft in die Gegenwart katapultiert werden...
Als netter Appetizer an diesem regnerischen Donnerstag standen STRENGTH APPROACH aus Italien auf dem Menü. Im Gegensatz zu der cleanen Produktion der „Sick Hearts Die Young“ LP kam der Hi-Speed-Old-School-Hardcore der 4 Herren allerdings leicht monoton rüber und schien das Publikum eher zu verwirren als zu begeistern. Eine selten merkwürdige, fast an eine Beerdigung erinnernde Stimmung lag über den Köpfen des Faust-Publikums. Keine nickenden Köpfe, keine Fäuste in der Luft - sogar für Hannover ein Rekord-Halbkreis vor der Bühne von sicherlich 6 Metern. Trotzdem machten STRENGTH APPROACH ihre Sache gut, knüppelten sich tapfer durch ca. 30 Minuten kraftvollen und fäusteballenden Hardcore mit ordentlich neuen Songs vom „All The Plans We Made Are Going To Fade“ Album zwischen SINKING SHIPS und alten GOOD RIDDANCE.
Nach übertrieben-amerikanischer Umbaupause (fast 25 Minuten!!!) folgte dann das New Yorker Ungetüm, bestehend aus John Joseph, Craig von SOIA, AJ Novello (LEEWAY) und Mackie Jayson (MADBALL), nach einer Krishna-anmutenden Präsentation von 6 Räucherstäbchen in einer Banane steckend, die auf dem Schlagzeugpodest für schnelle Kopfschmerzen sorgen sollten. Energisch und frisch dampfte der 4er los, hingegen allen Vermutungen wirkte die Band von Anfang an doch frisch und aufgetaut. „Face The Facts“, „Show You No Mercy“ und „Survival Of The Streets“ liessen das erwartete Bild wahr werden und erfüllten die Gesichter der ersten Reihen mit Glück und Zufriedenheit (und scheinbaren Gedanken an eben 1990...). Der Moshpit mit ca. 32 Lenzen Altersdurchschnitt nahm dankend an, was der NYC Koloss an Tanzeinlagen (saubere Arbeit, Mr. Joseph, Abzüge für Mr. Novello), „The True Shit“-Ansagen und anderen Auszügen aus der Hardcore-Klischee-Bibel präsentierte. Nach obligatorischen Zugabenblock trotz anhaltender technischer Probleme am Schlagzeug machte man sich doch angetan auf den Heimweg - wohlgemerkt 2009 und nicht 1990 - um nochmals das Gewissen zu beruhigen.
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Moppi/Maik