Nach dem kleinen Intermezzo im letzten Dezember in der Bochumer Matrix, sind Trash Talk ein weiteres mal in Europa unterwegs. Dieses Mal im ungewöhnlichen Package mit den Briten von Rolo Tomassi. Ich weiß nicht ob es am steigenden Bekanntheitsgrad eben dieser Band oder an der neuen Bookinagentur des Vierers aus Sacramento liegt. Jedenfalls ist an diesem Abend sofort zu erkennen das sich der Eintritt im Vergleich zur grandios besuchten Show in Bochum fast verdoppelt hat, da überlegen manche Leute schon 2-mal.
Da ich die Show in der Matrix wegen des starken Schneefalls nicht besuchen konnte beschließe ich also mir in Köln ein Bild , von den zerstörerischen Livefähigkeiten, der Band zu machen.
Und siehe da, der Underground ist auch trotz des hohen Eintrittspreises gut besucht. Um kurz nach 8 ist dann bereits Throats an der Reihe, die zurzeit ziemlich viel in Europa unterwegs sind. Bereits im Januar konnte ich mir das kurze intensive Set der Band in Nijmegen zu Gemüte führen. Damals noch völlig unbeeinflusst gehe ich heute mit einer gewissen Erwartungshaltung vor die Bühne. Der sehr düstere chaotische Sound von Throtas irgendwo zwischen Converge und Schweinerock birgt eine gewisse Atmosphäre, da der Sänger wie wild auf der Bühne und genauso davor herumtobt kommt die so oft geforderte Authenzität ebenfalls rüber. Ich weiß nicht ob mich die sehr vertrackten Songs der Band auch auf Platte kicken .Live ist das aber immer wieder ein anderes paar Schuhe, denn man ist für kurze 20 Minuten in der düsteren Grundstimmung des Sets gefangen.
Fans von den leider verblichenen Cursed, sollten den Jungs unbedingt mal Aufmerksamkeit schenken.
Das Publikum gibt sich noch sehr ruhig, es kommt der Eindruck rüber das sich jeder seine Energie für den Headliner dieses Abends aufsparen will .Daher kommt eine große Anzahl von Kids auch erst nach dem Set von Throats ins Underground. Ich überzeuge mich durch einen kurzen Blick auf den Merchtable von Trash Talk davon, dass sich das Publikum ein weiteres Mal gut eingedeckt hat. Jeder weiß mittlerweile wie heiß das Trash Talk Merch begehrt ist.
Als nächstes spielt das sprichwörtlich schwarze Schaf des Abends, denn Rolo Tomassi passen mit ihrer wilden Mischung aus Synthesizer Popmelodien und wilden Screamoparts nun wirklich nicht ins heutige Lineup. Chaotische Songstrukturen bieten heute alle 3 Bands. Bei Rolo Tomassi jedoch kommen ein paar Besonderheiten dazu. Die zierlich , hübsche Sängerin und das große Keyboard was auf die Bühne getragen wird lassen bereits erahnen in welche Richtung es in der nächsten halben Stunde gehen soll. Ich habe schon schlimme Befürchtungen dass mich nun eine Kopie von Horse the Band, I wrestled a Bear once oder sonstigen Synthesizer Deathcore-Geschichten erwartet. Als der Rest der durchweg legere gekleideten Band die Bühne betritt und schon gleich mit dem Set beginnt werde ich aber eines Besseren belehrt. Die sehr hohe Stimme der Sängerin in den ruhigen, teilweise sogar sehr klassischen Momenten der wie gesagt sehr chaotischen Songs bieten hier nämlich eine absolute Ausnahmeerscheinung und vor allem die immer wieder einkehrende Gratwanderung zu wilden Screamo Parts mit weiblichen Gesang seitens der Sängerin und der Backvocals vom Rest der Band zeigen sehr hohes musikalisches Können
Ich fühle mich teilweise an die verblichenen Blood Brothers erinnert. Der Genrezeiger dreht sich in dem ziemlich langen Set der Briten jedenfallls rund. Es fällt schwer die Musik in irgendeine Schublade zu stecken, da man immer wieder eine Mischung aus Screamo –Parts und progressiven Elementen brachial in die Ohren gehämmert bekommt.
Die Leute im Underground, die heute scheinbar größtenteils wegen Trash Talk angereist sind, scheint das wenig zu interessieren. Die Band bekommt trotz dessen immer wieder ein Höflichkeitsapplaus spendiert.
Nach einer weiteren Umbaupause ist nun der zerstörerische Haufen aus Sacramento an der Reihe. Das große Loch vor der Bühne ist mittlerweile gut gestopft und das Publikum dürstet nur so danach der angestauten Aggression freien Lauf zu Lassen. Hier bieten Trash Talk das Ventil. Denn schon beim ersten Seitenanschlag rastet das Publikum aus .
Es bildet sich sofort ein großer Haufen vor der Bühne und die ersten Leute springen von der Bühne, auch oft ins Nichts. Die Aggressionen kommen heute Abend nicht nur vom Publikum. Um die bisherige Authenzität und vor allem das böse Image zu wahren geht auch Frontmann Lee nicht zimperlich mit den vorderen Reihen um . Da werden Leute mit dem Mikrofonkabel stranguliert oder mit den Füßen getreten. Gut, das ist Hardcorepunk kann man nun sagen und man erinnere sich nur an frühe Black Flag Videos.
Ob manche Leute das heute auch noch verstehen?
Klar Hardcorepunk sollte wütend, angepisst und aggressiv sein, fragt sich nur ob man diese Aggression selber propagiert oder ob man andere Leute beteiligt. Nachdem ich gehört habe, dass die Band an anderen Dates der Tour sehr lustlos rüberkam, war ich gespannt auf heute Abend. Heute gibt Trash Talk jedoch alles, wirkt angepissst, spielfreudig und energisch. Wo hier die Grenzen gesetzt werden ist die andere Frage. Das Set erstreckt sich über alle Outputs der Band. (Walking Disease , Babylon, birth plague…).
Live ist die Band ein weitere Mal ein Garant für Power und das textsichere Publikum geht von Anfang an mit. Die 2 neuen Songs an diesem Abend (u.a Explode) überzeugen mich jedoch wenig. Als ich gut durchgeschwitzt die Venue nach einem kurzen, intensiven Set verlasse und auf der Heimfahrt noch mal „Shame“ in den Player schmeiße , bestätigt sich mein vorheriger Eindruck. Trash Talk ist auf der Bühne oft überzeugend, abgesehen vom Diskussionspotenziel der Band. Auf Platte können sie mich aber immer noch wenig überzeugen.
In der Hinsicht bleibe ich in diesem Genre auf Ceremony und Bracewar hängen, und gehe einmal nicht dem Trend nach, „who care’s?“!