OPETH
Eine der weltweit bekanntesten schwedischen Metalbands überhaupt. Dass Frontmann Mikael Åkerfeldt (selbsternannter Gitarrist, Songwriter, Sänger, Produzent und „Sexy Beast“) gerne mit progressiven Elementen, die auch im Jazz Verwendung finden, experimentiert, ist soweit bekannt. Selbst ist der in Stockholm aufgewachsene Åkerfeldt auch großer Fan von Bands wie BLACK SABBATH, DEEP PURPLE oder JUDAS PRIEST. 2015 feierte die Band OPETH, innerhalb derer es immer wieder einen Wechsel von Mitgliedern gab, ihr 25-jähriges Bestehen und gab zu diesem Anlass ein sofort ausverkauftes Konzert im Konserthuset ihrer Heimatstadt Stockholm zum Besten.
„Sorceress“ (2016)
Die Verwendung des Adjektivs „progressiv“ ist gerade bei der neuen Platte „Sorceress“, die diesen Herbst erschienen ist, angebracht. Ganz anders als die Alben vorher gibt sich das zwölfte Studioalbum: Mit Songs wie „Will o the Wisp“ oder „Era“ wird eine gesetztere und experimentierfreudige Stimmung an den Tag gelegt. Mehr Cleangesang als Screamvocals, gewohnte OPETH-Manier an den Gitarren (akustisch wie verzerrt), treibende Drums sowie die Verwendung von Synthesizern hinterlegt mit melodischen Basslinien bei Songs wie „Sorceress“ sind dabei bezeichnend. Seit „Damnation“ (2003) stellt die am 30.09.2016 durch Nuclear Blast/Sony veröffentlichte Platte „Sorceress“ mit ihren 16 Songs das durchaus ruhigste Studioalbum der Band dar, die Death-Metal-Einflüsse früherer Alben sind fast vollständig verschwunden.
Viele Fans trauern dieser Entwicklung nach, allerdings sprach sich Frontmann Åkerfeldt dafür aus, dass die Band nunmehr einen neuen Weg einschlug und dahingehend ihrem musikalischen Herzen folgte. Åkerfeldt selbst fand wohl in seinem Nebenprojekt, der Death-Metal-Band BLOODBATH, einen stilistischen Ausgleich. Immer wieder also schlug OPETH experimentelle Wege ein: die stetige Weiterentwicklung des eigenen Musikstils sowie die persönliche Verwirklichung innerhalb ihrer Musik machen es gerade so schwer, die Band eindeutig einer Stilrichtung zuzuschreiben. OPETH ist eine Klasse für sich, wirkt zeitlos und unterliegt trotzdem stetigem Fortschritt.
Tourauftakt in Stockholm
Am 05.11.2016 begannen OPETH zusammen mit der dänischen Band MYRKUR ihre Europatournee in Stockholm, die am 24.11.2016 in Berlin abschließen wird. Der Tourauftakt anlässlich ihres neuen Albums fand im Annexet in Stockholm statt, die Konzerthalle war mit über 2000 Besuchern gut gefüllt. Beide Liveacts unterschieden sich hinsichtlich ihrer Performance sowie ihrer Stilrichtungen sehr voneinander. OPETHs Vorband MYRKUR, die sich durch ihren Choralgesang der Frontfrau Amalie Bruun sowie Einflüssen von Black Metal definieren, eröffnete das Konzert an diesem Abend. Die Setlist bestand jedoch ausschließlich aus dem Gesang von Amalie Bruun, Klavierbegleitung sowie einer Zweitstimme, die die sakralen Elemente ihrer Musik zur Geltung brachte. Die performten Songs wurden aus der 2016 erschienenen Liveplatte „Mausoleum“ ausgewählt.
Als Hauptact gaben OPETH ein Sammelsurium an Songs von neun ihrer insgesamt zwölf Studioalben Preis, das abwechslungsreiche Set dauerte gut zwei Stunden. Verwunderlich war jedoch, dass das Konzert lediglich drei Songs („Sorceress“, „The Wild Flowers“ und „Will o the Wisp“) der aktuellen Platte beinhaltete. Bis auf zwei Songs des Albums „Ghost Reveries“ (2005) wurde jeweils nur ein Song der sieben anderen Alben performt.
Setlist:
01. "Sorceress" ("Sorceress" 2016, 12. Studioalbum)
02. "Ghost of Perdition" ("Ghost Reveries" 2005, 8. Studioalbum)
03. "Demons of the Fall" ("My Arms Your Hearse" 1998, 3. Studioalbum)
04. "The Wilde Flowers" ("Sorceress" 2016, 12. Studioalbum)
05. "Face Of Melinda" ("Still Life" 1999, 4. Studioalbum)
06. "In My Time Of Need" ("Damnation" 2003, 7. Studioalbum)
07. "Will o the Wisp" ("Sorceress" 2016, 12. Studioalbum)
08. "Cusp Of Eternity" ("Pale Communion" 2014, 11. Studioalbum)
09. "The Drapery Falls" ("Blackwater Park" 2001, 5. Studioalbum)
10. "Heir Apparent" ("Watershed" 2008, 9. Studioalbum)
11. "The Grand Conjuration" ("Ghost Reveries" 2005, 8. Studioalbum)
Zugabe
12. "Deliverance" ("Deliverance" 2002, 6. Studioalbum)
Åkerfeldts Humor
Neben der musikalischen Seriosität gab es zwischen den Songs ebenfalls eine Kostprobe von Mikael Åkerfeldts trockenem Humor in der Landessprache. Åkerfeldt schwankt nicht nur auf der Bühne zwischen in Worte gefasstem Nonsens und stockholmbezogenen Provokationen, die zu verstehen es oft etwas Hintergrundwissen benötigt. Auch seine Facebook-Seite „Mikael Åkerfeels“, die er selbst betreibt, beinhaltet oft egozentrische Memes, die einen eigenen Humor besitzen. Wiederholt sprach Åkerfeldt an diesem Abend beispielsweise von der im Süden gelegenen Stadt Göteborg als „Schwedens Anus“ (invertierte geografische Bezugnahme auf Göteborg als Schwedens Vorderseite und Stockholm als dessen Rückseite, augenscheinlich ist Åkerfeldt kein sonderlicher Fan der Stadt) und bezeichnete auch ihre Showeinlagen sowie das Bühnenbild der laufenden Tour als „schweineteuer“.
Charts
„Sorceress“ landete im Oktober auf Platz 1 der deutschen Albumcharts, in Schweden auf Platz 7 und auf der weltweiten Rangliste belegte das Album Platz 8. Die Band steht bezüglich ihrer progressiven Einflüsse oder auch dem sogenannten Psychrock mit „Sorceress“ auf dem kreativsten Standpunkt ihrer gesamten Ära. Für die momentan laufende Tour sind insgesamt vier Konzerte in Deutschland geplant.