betonen, dass viele amerikanische Bands ihren hohen Status unter deutschen Fans nicht wirklich verdient haben. Wo also soll man besser nach der Antwort auf die Frage: Lohnt sich ein Konzert-Abend auch ohne importierte Bands? suchen, als in der Katakombe, die heute Abend fünf deutsche Bands geladen hat. Für gerade mal acht Euro.
Als wir ankommen, haben wir die erste Bands, Once Upon a Time leider schon verpasst.
Eyeshotemily aus Hessen sind also die erste Kapelle, die ich zu sehen bekomme. Der Vierer weiß mit seinem melodischen Hardcore zu überzeugen und hat man bereits namhafte Bands wie No Turning Back, Down to Nothing oder auch Bane supportet, so kann man natürlich eine gewisse Bühnenerfahrung aufweisen. Trotz gut ausgestalteter Songwriting-Arbeit kommt jedoch niemand im Publikum wirklich in Bewegung, was wohl an dem Bekanntheitsgrad der Band einerseits und an dem relativ leeren Raum andererseits liegt. Geschätzte 40 Leute haben sich versammelt, viel mehr sollten es an dem Abend auch nicht werden. Sänger Thomas hat also genug Platz, um sich vollends zu verausgaben, bis Eyeshotemily mit einem Hinweis auf ihr Merch das Feld für die restlichen Bands räumen.
Deutlich erfahrener und erprobter präsentieren sich die Altenkirchener von Second Try, deren Name sich ebenfalls durch diverse Supportings in den Kopf von so manchem Fan gebrannt hat, so auch in meinen. Die selbst betitelte Band, die man auch im liegen angucken kann (mir war etwas schlecht) zeigt, dass eine Hardcore-Kapelle mit zwei Frontern sehr wohl gut funktionieren kann, ohne dass die beiden sich großartig in die Quere kommen. Von beiden kommt etwa zu gleichen Teilen eine relativ reife Gesangsleistung und eine enorme Performance. Ausdauer haben Second Try also allemal. Der streckenweise sehr rotzige, dreckige Hardcore, denn sie aufspielen, gefällt mir wirklich gut. Hätte die Band ihr Merch nicht daheim vergessen, wäre ein Plattenkauf definitiv angebracht gewesen, dachte ich mir zumindest. Mit Building Bridges, den ein paar (mitgebrachte?) Anhänger mitsingen können, endet ein solides Set.
Dann kommt die für mich größte Entdeckung des Abends. Lighthouse, desöfteren mit den Headlinern des Abends, Ritual, on tour, zeigen eine Show, die mich echt vom Hocker haut. Die erste Veröffentlichung, die auf den Namen Abyssus Abyssum Invocat hört, ist also wirklich ans Herz zu legen. Die Musik ist ziemlich brutal, ohne nervig zu wirken, es gibt aber dennoch auch stille Momente, die zeigen, dass Lighthouse etwas von Musik verstehen. Nicht nur der Sänger, sondern die ganze Band ist voll dabei und ich frage mich zeitweise wirklich wie man so mit seinen Instrumenten herumfuchteln kann obwohl man dabei das Lied richtig spielen muss. An der Reaktion des Publikums hat sich bisher noch nicht wirklich was geändert. Zwar ein lauterer Applaus, aber Bewegung sucht man hier außerhalb der Band wieder vergebens. Ich wage jedoch mal voraus zu sagen, dass Lighthouse angesichts dessen, dass sie auch das Angry Youth Fest vor ausverkauftem Haus gespielt haben, bald schon eine breitere Fanbasis haben werden. Verdient wäre dies allemal, denn der Fünfer hebt sich deutlich von der breiten Masse an Emporkömmlingen ab.
Muss ich zu Ritual wirklich noch viel sagen? Mir persönlich muss nichts mehr bewiesen werden. Einfach eine atemberaubende Live-Band und zu Recht mit an der Spitze des deutschen Hardcore. Was auffällt ist, dass außerhalb des Ruhrpotts / außerhalb von NRW jedoch nicht viel geht bei den Shows, nicht wirklich was zurückkommt von den Fans. Wie auch in Wiesbaden und Leisnig fühlt man sich in der ersten Reihe ziemlich einsam, lässt sich davon jedoch nicht beirren. Wenn die Leute nicht für Ritual da sind, wofür dann überhaupt? Nation of Flies, gleich gefolgt von Somewhere the Rain sorgen für ein paar erste Bewegungsansätze im Publikum. Überwiegend haben sich die Leute jedoch in einem Halbkreis vor die Bühne gestellt, um der Performance zu lauschen. Zu hören bekommt man neben vielen Songs der neuen Platte Beneath Aging Flesh and Bone auch Klassiker wie Wolves, The Dead in Disguise oder zuletzt Stone and Glass. Dann ist der Abend relativ früh auch schon wieder beendet.
Die Bilanz: Ein paar verkaufte Shirts für die Bands (zumindest die, die ihr Merch dabei hatten), ein paar Leute, die sichtlich Spaß hatten, durchweg gute Musik, aber leider viel zu wenig Leute. Daher als Fazit ein Ratschlag von mir: Besucht die Katakombe. Die Leute sind recht nett, die Getränke billig, der Raum sowie der Sound der Anlage bestens. Und da ja nach wie vor größere Konzerte wie die von Trapped Under Ice oder der Dead Swans / The Carrier Tour stattfinden sollen, muss man auch mal die kleineren unterstüten. Es kann sich, man glaubt es kaum, wirklich lohnen!!
ACHTUNG: Das Bild stammt nicht von der Show in Aschaffenburg sondern von der Show in Essen