Endlich war der Samstagvormittag erreicht. Für mich hieß das, ab zum Treffpunkt der Mitfahrgelegenheit und 2h später in Dresden das erste Bier trinken. Da ich die Kumpels in Dresden länger nicht gesehen hatte, wurde der Tag auf einem angenehmen Alkohollevel verbracht. Die Stimmung war gut, H2O, Sick of it All und der Rest der Gang waren in der Stadt. Und wir hatten Bock.
Dass der Konzertabend trotzdem unter einem schlechten Stern stand, vermuteten wir schon, als uns die Ankündigung des Veranstalters über die Verlegung in die Messehalle erreichte. Dazu muss angemerkt werden, dass ähnlich wie im Huxley’s in Berlin, die Stimmung für eine Hardcore/Punk Show in einer derart überdimensionierten Halle einfach nicht aufkommen kann. Ich meine: Messehalle? Hallo? Wieso verlegt MAD überhaupt das Konzert. Dann doch lieber weniger zahlende Gäste und eine „gemütlichere“, voll gepackte Location…Außerdem müssten auch nicht unbedingt 10 Bands spielen. Das guckt sich eh niemand an. Aber nun gut.
Der Running Order entsprechend, waren wir eine halbe Stunde vor dem Anpfiff für H2O an der Halle, tranken noch schnell diverse Köstlichkeiten aus und gingen zügig rein. Zitat vor der Abfahrt zur Halle: „Wenn ich H2O verpasse, werde ich richtig aggressiv.“ Aggressiv im pazifistischen Sinne von: Kann ja wohl nicht sein! Ja, gesagt getan. In der Halle angekommen, hörten wir Lous Stimme und die letzten Zeilen von „What happened“. Mmh. 20 Sekunden später verließ die Band die Bühne und wir hatten H2O verpasst. Ihr Slot wurde vorverlegt. Dafür gab’s ´ne Runde Bier, denn man gönnt sich ja sonst nichts (0,4l = 3¤). Bei BORN FROM PAIN guckten wir uns das Spektakel von hinten an und wurden in unserer Annahme bestätigt. Eine mäßig gefüllte Messehalle konnte keine wirkliche Stimmung verbreiten. Wir waren aber auch durch die H2O Aktion mental angeschlagen. Das Pit war durch die Größe der Halle ziemlich weitläufig, was je nach Moshgewohnheiten gut oder schlecht sein kann. Ich finde es vor allem atmosphärisch aber auch bewegungstechnisch ungünstig. BORN FROM PAIN rissen ihre Show solide ab, sodass wir dann doch Lust auf TERROR verspürten. Diese machten das, was sie immer machen. Sie ballerten in 35 Minuten durch ein Best Of Set ihrer bisherigen Platten und rissen die Bude ab. Obwohl ich Terror live sehr schätze, habe ich mir das moshen aus besagten Gründen gespart und innerlich Songs wie „Better off“ oder „Always the hard way“ abgefeiert.
Gespannt war ich dann auf DISCIPLINE, die ich in meiner Musikkonsumkarriere bisher völlig ausgelassen hatte. Ihre Musik konnte mich trotz regelmäßigem Biernachschub – jetzt war es schließlich auch egal – nicht begeistern. So verbrachten wir die zweite Hälfte des Sets am ANTIFA Lets Fight White Pride! Stand. Ich kann nur immer wieder betonen, wie wichtig solche Stände, vor allem auf größeren Konzerten sind. Denn auch dieses Jahr wurde wir mehrmals von offensichtlich rechten Hardcore Spinnern angemacht, angepöbelt und überhaupt. Gründe waren wahrscheinlich unsere Solidarität mit dem Stand und die offenkundig linken Shirts. So was nervt natürlich. Da muss klar sein, was die Linie des Veranstalters ist, damit man auf den Toiletten nicht zusammengelegt wird. So sieht das nämlich aus. MAD kann natürlich nicht verhindern, dass Nazis zu diesen Shows kommen. Und solange man sie in Ruhe lässt, passiert auch nichts. Das kann aber nicht der eigene Anspruch sein. Deswegen holt eure Gegen Nazis und Antifa Shirts raus und zeigt ihnen, dass sie nicht erwünscht sind. Denn die Bands bei diesem Line-up werden das sicher nicht tun...
Zurück zur Mucke. HEAVEN SHALL BURN waren noch nie mein Fall und so guckte ich mir den sicherlich ansprechenden Metal-Core von hinten an und ließ die Jungs machen. Sound war ok, mehr kann ich nicht beurteilen. Dann war es auch Zeit für SICK OF IT ALL. Wenn eine Band das Potenzial hat, den Abend krönend abzuschließen, dann die New Yorker Haudegen um den immer gut gelaunten Lou. Die Songs kannte ich eigentlich alle und die Setlist bestand größtenteils aus den Klassikern der Live Platte und einigen wenigen der „Death to Tyrants“. Das obligatorische „Scratch the Surface“ schob die Wall of Death zusammen, “Step down” brachte die Meute noch mal in Bewegung und auch „Call to Arms“ sollte nicht fehlen. Aber gerade bei Sick of it All merkte man, dass der Großteil der Leute wegen anderen Bands da war, schon kaputt gemosht, oder einfach schon zu betrunken war. Die Beteiligung an der Show ließ doch arg zu wünschen übrig. So empfand ich die Idee weniger Bands spielen zu lassen, in einer kleineren Location und billigeren Preise für alle als legitimen Denkanstoss. Sick of it All beendeten ihr Set und die meisten Leute waren sicherlich froh, nach hause zu können. Uns ging es genauso, waren wir doch aus verschiedensten Gründen unbefriedigt. Das sollte aber den fröhlichen Verlauf des restlichen Abends nicht beeinflussen. Geiler Abend, nur das Konzert hätte besser sein können…
Besucher: ca. 4000