06.12.2009: Moneybrother, Franz Nicolay - Hamburg - Grünspan

06.12.2009
 

 


Schön schön. Nicht nur Nüsse und Spekulatius auf dem Nikolausteller, sondern auch das schwedische Partybündel Moneybrother. Nach Armageddon-anmutender Anreise, wetterbedingt, soll das Tanzbein allerdings noch ruhen, der Lachmuskel sich hingegen reichlich rühren. Mastermind Franz Nicolay (The World/Inferno Friendship Society, The Hold Steady) war der Einladung der Nordlichter gefolgt und supportet in Europa mit seiner großartigen Soloshow, bei der abwechselnd Gitarre, Banjo oder Akkordeon zum Einsatz kommen. Hymnenartige Songs – teils WI/FS anmutend, teils Lagerfeuer- oder Grillabendtüchtig mit einer gewaltigen und markanten Stimme. Leider weiß ein Grossteil des Hamburger Publikums nicht recht mit der dargebotenen Show umzugehen, daher geht das abwechslungsreiche Programm des New Yorkers stellenweise leider unter. Nachdem auch der letzte Song (sogar mit unplugged Gesang) seinen Weg durch den Gruenspan macht, gibt Franz, der optisch auch eine Gondel in Venedig steuern könnte, das Ruder weiter an „the magnificent Moneybrother“.



Und die heute Abend 7 feier-gebürsteten Schweden lassen sich nicht lumpen. Mit einem breiten Dauergrinsen gehen Anders Wendin und Co. direkt mit „Born Under A Bad Sign“ in die Offensive. Zündstoff wie „Stormy Wheather“ oder „Don´t Call The Police“, später natürlich auch „Reconsider Me“ und „They´re Building Walls Around Us“ wirkt kompromisslos und direkt im Tanzbein. Die sagenhafte Vielzahl an Instrumenten auf der Bühne (u.a. kommen zum Einsatz: Gitarren, Harmonika, Saxophon, Posaune, Orgel, Kuhglocke, Querflöte, Bongos, Mundharmonika, teils 5 stimmige Chöre .....) sowie die unfassbar sympathische Band um den dürren Ex-Monster-Sänger machen das Konzerterlebnis wirklich einzigartig. Auch hier hält sich Hamburg doch etwas reserviert (jaja, Sonntagabend...) – aber das scheint niemanden der Anwesenden Künstler auf der Bühne zu jucken. Die gut gekleidete und multiinstrumentale rechte Hand von Anders holt alles an Tanz-Moves raus, was ein 50er Jahre Streifen in der klischeehaftesten Diner-Szene zu bieten hätte. Noch beim Schreiben dieser Worte zittern meine Finger vor Neid. Der Anzug, der Hut, die Frisur, die Socken – ein besseres Schwiegermutters-Liebling-Outfit gibt es nicht. Spielfilmreife 90 Minuten hält die 7-köpfige Truppe den Saal auf Trab und beim Lachen, einschließlich zeitgenössischer Performance eines mir unbekannten Weihnachtsliedes von Anders zusammen mit Franz Nicolay. Ordentliche Zugabe,11 von 10 Sympathiepunkten, 8 von 10 Soundpunkten und 1 von 10 Langeweilepunkten - mehr passt nicht in den Nikolausstiefel. Schmeißt Eure Fernseher aus dem Fenster und kauft Euch Moneybrother-Tickets!

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