MATZE ROSSI, geboren am 17. März 1977 in Schweinfurt, bürgerlicher Name Matthias Nürnberger, deutscher Singer Songwriter.
Früher viel in Punk und Hardcore Bands aktiv, tingelt MATZE, schon seit über 10 Jahren, alleine durch die Nation. Der Nietengürtel und die Tattoos sind geblieben, ansonsten erinnert wenig an die Punk Vergangenheit des Schweinfurters. Nur hier und da, wenn die rauchige Seite von MATZES Stimme durchkommt, erkennt man aus welchem Bereich der dreifache Familienvater wirklich kommt.
Das Konzert fängt pünktlich, um 21:00 Uhr an und wir verpassen (mit 3 Minuten Verspätung) den ersten Song von MATZE ROSSIS Vorband bzw. Vormann YELLOWKNIFE. YELLOWKNIFE ist das Projekt des Kölners Tobias Mösch. Alleine, mit seiner Gitarre, steht der Kölner vor dem bestuhlten Karlstorbahnhof in Heidelberg, der um einiges besser besucht ist, als ich zuerst vermutet hatte. Der Saal ist schön aufgemacht. Die Stühle stehen nicht klassisch in einer Reihe, sondern leicht versetzt, sodass hier und da ein paar kleine Tische mit Kerzen inmitten der Massen passen. Der Kölner spielt, anders als MATZE ROSSI, englischsprachige Singer-Songwriter Mukke. Und diese hat Hand und Fuß. Extrem professionell wirkt das Ganze. Nach jedem Song wird gestimmt, kurz den Zuschauern ein paar Floskeln zum nächsten Song erzählt und extrem ruhig und sympathisch auf das Merchandise Problem hingewiesen, da das Auto endlich ein wenig leerer werden muss(, da ab dem nächsten Tag ein weiterer Mitfahrer zu den beiden hinzustoßen wird). Die Zuschauer hören aufmerksam zu und erweisen YELLOWKNIFE im "aufmerksamen Zuhören" die nötige Ehre.
Nach rund einer halben Stunde ist Schluss. Es werden noch ein paar Stühle in den Raum geräumt, damit die Zu-spät-Kommer (wie wir) auch noch einen Sitzplatz zugewiesen bekommen und kurz darauf beginnt auch schon SENOR MATZE ROSSI sein Set.
„Frank Black und die Pixies; Ihr habt mein Leben zerstört; doch ich bin euch nicht mal Böse; weil dank euch aus mir kein Arschloch wird“
Ohne großen Auftritt, ohne Trommeln und Trompeten, betritt MATZE ROSSI die Bühne. Die meisten befinden sich (zu dieser Zeit) noch am Getränkestand, auf der Toilette oder bei einer gemütlichen Zigarette vor der Türe, als MATZE auf der Bühne bereits loslegen will. Und so füllt sich der Raum auch erst langsam, während der ersten Ansage. Zum Glück ist der Schweinfurter (an diesem Abend) zum quasseln aufgelegt, weshalb es auch der letzte Zuschauer, passend zum ersten Song, bis auf seinen Platz schafft. Der Rede- und Musikanteil dürfte an diesem Abend beinahe 50/50 sein, soviel hat MATZE ROSSI zu erzählen. Über seine Songs, seine Kinder und vor allem über seine Zuschauer. Gefühlt kennt MATZE ROSSI die kompletten ersten Reihen persönlich. Eine Dame reist ihm auf der aktuellen Tour hinterher, eine Andere tut es ihr (in geringerem Maße) gleich und eine dritte hat das Albumcover, von seiner aktuellen LP „Ich Fange Feuer“ in Mannheim (!!!), meiner wunderschön-hässlichen Heimatstadt, geschossen. Und beinahe jede davon darf sich in seinem Set verewigen, indem einer ihrer Songwünsche auf der Bühne gespielt wird. Und das obwohl MATZE ROSSI noch immer, auch nach all den Jahren, ohne Setlist arbeitet. MATZE liebt seine Fans, sein Leben, seine Kinder, seine Freunde. Das merkt man. In jeder Ansprache, in jeder Textzeile. Vielen seiner Freunde und Weggefährten hat er ein Lied geschrieben - einer hat dieses leider nicht mehr hören können. Die Rede ist von WAUZ, seiner Zeit Sänger der unglaublich-grandiosen Hardcore-Band RED TAPE PARADE und vor 3 Jahren, innerhalb kürzester Zeit, an Krebs gestorben. Ein Tod der auch mich damals ziemlich mitgenommen hat - ein Tag an den ich mich noch genau erinnern kann. Für ihn hat er den Song „Best Friends“, als WAUZ sich bereits inmitten der Chemo-Behandlungen befand, geschrieben. Und genau dieses Lied sorgt auch an diesem Abend für einen der emotionalsten Momente. Ohne Verstärker und ohne Mikrofon hallt der Refrain durch den Karlstorbahnhof.
„All for one and one for all – we are best friends, we are best friends“
Erst klar nach 23:00 Uhr neigt sich das Konzert dem Ende zu. Ein schöner, langer Abend mit 2 Künstlern die für ihr Musik brennen und für alles dankbar sind, was sie so erleben dürfen. Für einen schönen Konzertabend braucht man manchmal nicht mehr als 2 Gitarren (bzw. inklusive Wechselgitarren 4) und 2 Stimmern. Schön war's - Dankeschön.