06.04.2019: TIGERYOUTH, ORION (SANDLOTKIDS) - Hamburg - Molotow SkyBar

07.04.2019
 

 

Der nimmermüde TIGERYOUTH ist wieder auf Tour. Baby- und damit auch Tourpause vorbei. Die Autobahnen des Landes haben ihren liebsten Trucker zurück. Wurde auch Zeit.

Nach einigen Support-Shows für LYGO ist Tilman wieder Solo unterwegs. Fließender Übergang.
Der Schnurbart ist getrimmt, die Gitarre frisch besaitet, das Auto aufgetankt. Nach der Album-Release-Show in Osnabrück und Shows in Trier, Köln und Dortmund steht nun Hamburg auf dem Plan. Molotow, SkyBar.

Den Support übernimmt ORION von SANDLOTKIDS. Englischsprachiger Akustik-Emo-Indie-Post-Punk mit starker Stimme. ORION spielt sowohl eigene, als auch Songs seiner Band. Ältere, neuere, brandneue Songs.
Sonst mit Band im Rücken fühlt sich der SANDLOTKIDS-Frontmann etwas verloren auf der Bühne. Zurückhaltend, in sich gekehrt, dabei jedoch super sympathisch.
Hamburg zeigt seine Zuneigung in Form von Stille. Absoluter Stille. Einzig Tilman hört man immer mal wieder lauthals mit singen. Später outet sich der Main-Act als größter SANDLOTKIDS-Fan überhaupt. Und davon gibt es nach diesem Abend mit Sicherheit ein paar mehr.
Jedes Wort glaubt man dem Münchner. Gänsehaut.
Neben der Aufgabe die Menge für TIGERYOUTH einzuheizen, übernimmt ORION auch den Job als persönlicher Aufpasser für Tilman. Funktioniert eher semi.

Mit einer Flasche Wein im Gepäck betritt TIGERYOUTH die Bühne. Gitarre unters Kinn, nach vorne und nach hinten schaukeln. Ohne große Worte geht es los. Keiner wippt so schön von links nach rechts, von vorne nach hinten wie Tilman Benning.

TIGERYOUTH spielt vor allem Songs von seinem neuen Album „Schmuck“. Eine Setlist hat der Wahlberliner nicht. Alles im Kopf oder in den Köpfen der Zuschauer gespeichert. Denn neben den geplanten Songs nimmt Tilman auch immer wieder Songwünsche aus dem Zuschauerraum mit in das Set auf. Auch wenn er jenen teilweise etwas kritisch gegenüber steht bzw. sich Hamburg vor allem depressive „Runter-Zieher“ wünscht.

Zum Runter-Kommen gibt es ein Glas Whiskey. Auf Ex. Obwohl Tilman sowohl alleine, als auch mit Band schon unzählige Konzerte auf dem Buckel hat, ist der Singer Songwriter (nach eigener Aussage) ziemlich aufgeregt. Der Versuch die Aufregung mit Alkohol runterzuspülen funktioniert nur semi. Die Aufregung bleibt. Aus dem Zuschauerraum hallt es „Der Alkohol tut dir nicht gut, Tilman“. Tilman selbst ist sich da noch nicht sicher.
Aufpasser ORION beobachtet das Schauspiel aus sicherer Entfernung. Obwohl der Berliner dem Münchner immer wieder versichert, es an diesem Abend nicht übertreiben zu wollen, scheint der SADNLOTKIDS-Frontmann die Hoffnung bereits aufgegeben zu haben. „Mach was du willst“. Gesagt, getan. Flasche auf und noch ein Schluck.
Alles fürs Image. Klar.

Um sich möglichst nicht in Widersprüche zu verwickeln, redet TIGERYOUTH so wenig wie möglich. Ein paar Anekdoten gibt es dennoch. Neben jeder Menge Danksagungen u.a. für Kai Petersen, der die letzten beiden TIGERYOUTH-Alben aufgenommen hat, erzählt Tilman auch immer wieder Geschichten zu den neuen Songs. So ist eines der Stücke für den kürzlich verstorbenen Betreiber eines Jugendzentrums in Tilmans Heimat. Für mehr Freiräume, für mehr Jugendzentren, für mehr unabhängige Konzertlocations.

Obwohl Tilman auf „Schmuck“ einmal mehr mit Effekten und Background-Vocals arbeitet, verlieren die neuen Stücke live nicht an Kraft. Im Gegenteil. Die neuen Lieder fügen sich wunderbar zwischen die alten Songs. Eine Setlist die kaum Wünsche offen lässt.

TIGERYOUTH. Tour. Neues Album.
Es hat wieder zusammengefunden, was zusammengehört.