"Ausverkauft – Sold Out!", prangte an diesem von Schmuddelwetter geprägten Nikolausabend der Zettel an der Tür des Hamburger Hafenklangs. Bereits im Vorverkauf waren alle Tickets vergriffen – ein klares Vorzeichen für das, was da heute Abend im Hafenklang passieren sollte.
Denn der Rock´n´Roll Wanderzirkus aus den Niederlanden JOHN COFFEY machte heute Halt in der Hansestadt. Welch eine Fanbase das Quintett aus Utrecht sich in den letzten Jahren mit seinem schwitzigen Hardore Rock´n´Roll, intensiven Touren und einem berühmten YouTube Video, das so sinnbildlich für die Coolness dieser Band ist, erspielt hat, ist einfach beeindruckend.
Doch bevor die Holländer die Bühne enterten, wurde diese erst einmal von den grandiosen ROLO TOMASSI bespielt. Mit ihrem atmosphärischen Mathcore – Posthardcore Gemisch wirkten die Engländer im Vorprogramm zwar leicht deplatziert, an ihrem guten Auftritt änderte dies aber nichts.
Nur gut eine halbe Stunde lang gaben ROLO TOMASSI ihren musikalischen Wahnsinn zum Besten und spielten dabei viele Lieder von ihrem letzten Album "Grievances". Das Organ von Frontfrau Eva Spence ist dabei einfach furios mit einer Spannbreite von klarstem Gesang bis zu markerschütternden Screams. Ihr Bruder James leistete ihr zwischendurch immer wieder Unterstützung, indem er sich ein Mikro schnappte, sein Keyboard verließ und screamend die Bühne unsicher machte.
Ansonsten zeigte sich die Band aus Sheffield eher zurückhaltend, es gab wenig Ansagen, keine Zugabe und so war das Set dann recht schnell vorbei.
Und trotz des guten Auftritts von ROLO TOMASSI wartete zu diesem Zeitpunkt beinahe das gesamte Publikum nur noch auf JOHN COFFEY.
Und schon beim ersten Ton wurde klar, dass sich das Warten gelohnt hat. Schon als die langhaarigen Schnurbartträger die Bühne betraten, reckten sich die Hände nach oben. So wurde etwa eine Stunde pure Party eingeleitet, in der sich die spielfreudige Band und das euphorische Publikum gegenseitig immer weiter aufputschten.
JOHN COFFEY zeigten sich gewohnt Fan nah, so dass sich wohl jedes Bandmitglied mindestens einmal bei einem Bad in der Menge wieder fand. Sänger David sogar gleich mehrfach und betonte dabei seine Liebe für Hamburg und das loyale Publikum. Dieses bedankte sich anschließend noch in Form einer "Wall Of Death" (oder so ähnlich) und trug die Testosteron Pakete minutenlang auf den Händen.
Die Songauswahl war dabei ein wilder Mix aus ihrem letzten Album "he Great News" und dessen Vorgänger "Bright Companions". "Romans", "Dirt & Stones", "Broke Neck", "Eagle Chasing Flies", JOHN COFFEY ließen nichts missen, Verschnaufpausen gab es quasi nicht, zu sehr geht der Sound der Niederländer nach vorne.
Als Zugabe spielten sie dann eine Cover Version von NIRVANAs "Breed". Hierbei leistete ROLO TOMASSIs Gitarrist noch Unterstützung, um so auch seinem Kollegen von JOHN COFFEY das Crowdsurfen zu ermöglichen.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Eigentlich nicht viel. Es war laut, es war schwitzig, Drummer Carsten hing teilweise von den Deckenrohren des Clubs und wer hier zufällig auf der Bühne landete, wurde vom JOHN COFFEY Frontmann auch schonmal mit einem herzhaften Kuss begrüßt.
Alles in allem sind die Jungs aus Utrecht wirklich ein absolutes Phänomen. Genau solche Shows wie die heutige lassen ihre Anzahl an Fans immer weiter wachsen – und das völlig verdient. Auch wenn die Niederländer mich auf Platte selten wirklich begeistern konnten, sind sie Live einfach eine Macht und schaffen es ein schönes Gefühl von Zusammengehörigkeit im gesamten Raum zu erzeugen.
So hatten die meisten Besucher des heutigen Abends in ihren Nikolaus Stiefeln wohl hauptsächlich Schweiß, doch der hat sich absolut gelohnt!