AFI haben sich ja in den letzten Jahren durch eine stetige Abwesenheit in Europa ausgezeichnet, aber mit dem aktuellen Longplayer Decemberunderground musste auch mal wieder ein Abstecher nach Europa sein. Nach dem die Band schon in den USA für einiges an Furore gesorgt hat, steht anscheinend Europa als nächstes an, da fast jedes Konzert in eine größere Halle verlegt wurde. So auch in Köln, wo die ursprünglich geplante Live Music Hall sich dann doch als zu klein erwiesen hat und man in das wesentlich größere Palladium wechselte. Dem Tourtross haben sich, neben AFI auch die Hardcore-Punker von The Explosion und Dispute angeschlossen und das zu einem Ticketpreis von sehr fairen 18, was ich bei der aktuellen Preisentwicklung wirklich sehr löblich finde! Wie so üblich bei Bands, die gerade anscheinend im Trend liegen, war auch bereits Stunden vor Konzertbeginn ordentlich was los vor dem Palladium und die, vorzugsweise mit schwarzen Kajalstift geschminkten, Kids warteten schon sehnsüchtig auf ihre Helden, die gut 6 Stunden später auf der Bühne zeigen sollten, dass Sie den hohen Erwartungen gerecht werden!
Mit Disput und ihrem sehr ordentlichen Punkrock, begann der Abend im Palladium. Die Jungs sahen alle noch recht jung aus und haben eine ordentliche Show gespielt, bei der aber auffiel das es auch nicht zu mehr reicht als dem Prädikat Ordentlich. Alles in Allem fehlte dann doch die Eigenständigkeit, damit diese Band wirklich was reißen könnte. Nichts desto trotz gefiel mir der Auftritt ganz gut, das Publikum quittierte den Auftritt mit verhaltenen Applaus und nach einer knappen halbe Stunde war dann auch Schluss und Disput verließen die Bühne des Palladiums.
Danach war erstmal eine kleine Umbaupause fällig, um dass erste Highlight des Abends zu begrüßen: The Explosion! Die Hardcore-Punker aus den USA haben es von der ersten Minute an verstanden einen in ihren Bann zu ziehen. The Explosion legten ein richtig nettes Set zum Tanzbein schwingen hin und schafften es sogar zum Teil auch die Masse ein wenig in Bewegung zu bringen, trotz der Bürde als Vorband auf die Bühne zu müssen. Ich war sehr überrascht über den starken Auftritt der Jungs, die eine tolle Mischung aus Arschtretendem Punk und Rock geboten haben. Die Band lohnt es sich definitiv mal anzutesten! Da die Jungs auch gute Freunde von AFI sind, hatten sie fast eine dreiviertel Stunde Zeit ihre Songs zu zeigen, bevor sie dann die Bühne verlassen mussten.
Jetzt wurde es Zeit für AFI, die mit ihren letzten beiden Alben teilweise sehr experimentell geworden sind, ohne dabei ihre klassischen Trademarks zu verlieren. Mit komplett weißem Equipment und weißem Bühnenoutfit, selbst für den Roadie, ging es dann fulminant mit dem Intro der aktuellen Platte los. Sänger Davey zeigte sich als sehr gut entwickelter Sänger, der jederzeit in der Lage war die Songs wie auf der Platte zu interpretieren, was ich persönlich nicht so erwartet hätte. Unheimlich gut gefiel mir die Aktivität der ganzen Band auf der Bühne, wie bei dem Song The Leaving Pt. II. AFI haben vielleicht ihre Punkrock-Wurzeln auf CD nicht mehr so deutlich gezeigt, treten dafür aber live deutlich energischer auf und strotzen in Köln nur so vor Energie und Spiellaune. Liedtechnisch gab es einen Mix aus den beiden letzen Releases Sing The Sorrow und Decemberunderground. Schade eigentlich, dass die alten Sachen von den Jungs nur mit den zwei Songs The Day Of The Phoenix und God Called In Sick Today beachtet wurden. Aber sei es drum, die Menge hatte großen Spaß und zeigte sich bei allen Songs textsicher und sorgte für eine einmalige Atmosphäre im Palladium! Einiges zur dieser einmaligen Atmosphäre konnte die ausgeklügelte Lichtshow beitragen, die allen voran mit dem weißen Outfit der Jungs sehr genial wirkte und bei jedem Song angepasst wurde. Selbst Songs wie Love Like Winter oder Death Of Seasons konnten absolut überzeugen, obwohl diese eher vor elektronischen Spielereien strotzen. AFI gaben sich ca. eine Stunde die Ehre und verabschiedeten sich dann mit der Zugabe Miss Murder vom Publikum, dass sichtlich ausgelaugt wirkte aber sicher nicht unzufrieden, was man bei dieser Show auch gar nicht sein konnte. Daumen Hoch für AFI, die immer noch mehr Punkrock sind, als manch einer erwartet hätte!