07.12.2012: Red Bull Soundclash - K.I.Z. vs. KRAFTKLUB - Köln, Palladium

07.12.2012
 

 


Das Prinzip ist ein altes aber dennoch erfolgsversprechendes. Bands die gegeneinander antreten. Die Bühne als Arena, das Publikum entscheidet über Sieg oder Niederlage. Über Ruhm oder Schmach. Die Jägermeister Rockliga scheiterte irgendwie am ähnlichen Konzept, oder gibt es die noch? Red Bull sind hingegen bekannt für ihren guten Marketingriecher, virale Kampagnen und Extremsponsorings. Der Weltall Sprung von Felix Baumgartner generiert eine mediale Reichweite die sich kaum nominell beziffern lässt. Auch sonst scheint man in Österreich vieles richtig zu machen und das Palladium zu Köln ist an diesem Abend trotz massiven Wintereinbruchs restlos ausverkauft. Heerscharen von Musikbegeisterten schliddern also schon frühzeitig in freudiger Erwartung über die vereisten Straßen in Richtung Eventlocation.

Aber werfen wir einen kurzen Vorabblick auf die Kontrahenten des Abends. Da wären KRAFTKLUB mit ihrem gelebtem, ostdeutschen Underdog-Charme. Uniformierte Chartstürmer mit erfolgsversprechendem THE HIVES Gestus und Dauerrotation im Radio. Dafür jedoch ein überschaubarer wenn auch hitlastiger Backkatalog. Auf der anderen Seite K.I.Z.. Kontrovers, ironisch und stets kurz vor der Indizierung. Deutlich weniger Radiopräsenz aber immerhin 3 Alben in den Top 10 und eine loyale Fanbase. Eben jene skandiert auch schon lautstark „Hurensohn, Hurensohn“ im proppenvollen Palladium, in dem die Schlange an der Theke nur noch von der vor der Garderobe überboten wird. Ein kleiner Vorteil für K.I.Z.? Battletum ist nach wie vor Kernessenz des Hip Hop, und so lässt sich abgesehen vom anfänglichen Publikumslärm ein weiterer, leichter Vorteil für die Berliner von K.I.Z. vermuten, wenn der Abend denn echt als Schlagabtausch stattfinden sollte.



Der „Imperial March“ setzt die Szenerie für diesen Abend. Die Gruppendynamik im Innenraum des Palladiums lässt die Temperaturen außerhalb der Location rasch vergessen, und als KRAFTKLUB die ersten Runde des Soundclashs, den sogenannten „Warm Up“, mit „Ritalin/Medikinet” einleitet, verspricht es ein unterhaltsamer Abend zu werden. Noch befinden wir uns jedoch im üblichen Konzert Modus und mit „Mein Leben“ und „Eure Mädchen“ legen die Jungs aus der Karl Marx Stadt zwei weitere Hits nach, während das Publikum munter im Takt springt. Direkt im Anschluss fällt der Vorhang auf der zweiten Bühne am anderen Ende der Location und K.I.Z.s Beats lösen die Gitarren ab. „Geld Essen“ wird als Opener gewählt, DJ CRAFT wird von seiner persönlichen Krankenschwester im Rollstuhl auf die Bühne gefahren und anstatt Konfetti regnet es K.I.Z. Dollar währen „Ellenbogengesellschaft“ die Menge unterhält. Die Berliner setzen eindeutig mehr auf Entertainment und kommen beim Publikum auch entsprechend gut an.



„The Cover“ heißt die zweite Runde des Soundclashs und jetzt wird es ein wenig spannender bzw. unalltäglicher. Beide Bands müssen ihre eigene Version von „Die Da“ der FANTASTISCHEN VIER intonieren. KRAFTKLUB eröffnen ein weiteres Mal und verlassen sich auf ihrer lautstarken Kernkompetenzen während K.I.Z. recht unspektakulär und sehr nah am Original bleiben. Klarer Punkt für KRAFTKLUB. Die nächste Runde schimpft sich „The Takeover“, bei der die eine Band einen Song anspielt und die andere ihn zu Ende bringt. Hört sich spannend an, ist es auch, und als K.I.Z. beim Takeover von „Ich will nicht nach Berlin“ den Text in „verpisst euch aus Berlin“ umdichtet kennt das Publikum keinen Halt. Das doch sehr rocklastige „Klopapier“ von K.I.Z. macht es den Jungs von KRAFTKLUB hingegen ziemlich leicht, sorgt jedoch für keinerlei Überraschungen. Aufregend wird es dann wieder als K.I.Z. zu „Hölle“ mit Sturmmasken verkleidet die Bühne betreten, das Publikum mit Feuerlöscher-ähnlichen Geräten einnebelt und mit Feuerfontänen die Stimmung weiter anheizt . Es interessiert mittlerweile niemanden mehr, welche Band hier gerade die Oberhand hat. Das Publikum ist glücklich, es bilden sich immer wieder spontane Circle Pits und auch die eine oder andere, friedliche Wall Of Death kann ausgemacht werden. Mit „The Wildcard“ geht es weiter und jede Band darf sich durch mehr oder weniger erfolgreiche Gastfeatures noch einmal in Szene setzen. K.I.Z. fahren mit CASPER ein richtig großes Kaliber auf und auch die Anwesenheit der talentbefreiten Ochsenknecht Knaben (Jimi Blue und Wilson Gonzalez) wird humoristisch-ironisch inszeniert. KRAFTKLUB bringen SIDO ins Spiel und intonieren gemeinsam „Fuffis im Club“. Das ereignisreiche Event endet ohne einen öffentlich gekürten Sieger, dafür jedoch mit beiden Bands auf einer Bühne und einem Medley welches mit „Was hat dich bloß so ruiniert“ von den STERNEN und „Neuruppin“ ausklingt.



Auch wenn sich der Redbull Soundclash als kein wirklicher Battle im Hip Hop Sinn mit spontaner Aktion und Reaktion herausstellte, konnte sich das Publikum über ein unterhaltsam durchinszeniertes Konzertereignis freuen, an das man sich noch lange erinnern wird.



Bilder: (C) Dirk Mathesius und Jens Oellermann