FRITTENBUDE und FUCK ART LET’S DANCE – Audiolith lädt zum großen Tanzabend nach Heidelberg.
Es ist Mittwochabend, die Hälfte der Arbeitswoche ist geschafft und das Wochenende ist am Horizont schon leicht zu erkennen (wenn auch noch verdammt weit weg). Grund genug dem tristen Alltag, (wieder einmal) für ein paar Stunden zu entfliehen und sich auf den Weg nach Heidelberg, in die Halle02 zu machen. Dass ein Mittwochabend allerdings doch nicht der perfekte Konzert-Tag ist, erkennt man schon auf dem Parkplatz und erst recht in der Halle. Die Hälfte des Konzertsaals ist abgehängt und der Raum so künstlich verkleinert. Dafür dass man sich zuvor bereits Sorgen, um ein vorläufiges „AUSVERKAUFT“, gemacht hat, kommt das Ganze doch ziemlich überraschend. Nichts desto trotz ist die (nun kleinere) Halle zu Konzertbeginn doch ganz gut besucht und man muss sich zumindest keine Sorgen über nicht-aufkommende Stimmung machen.
Dass Zusammenhalt, bei einem der sympathischsten Plattenlabels Deutschlands, groß geschrieben wird, sieht man auch heute wieder. Denn genau wie vor 2 Jahren, stehen wieder 2 Audiolith Hausbands auf der Bühne, der mittlerweile (mehr oder weniger) frisch renovierten Halle02. FUCK ART, LET’S DANCE eröffnen souverän den Abend. Und das trotz Erkältung und Penizillin-Gut-Drauf-Gefühl. Teilweise wirkt das Ganze sogar soundtechnisch so dermaßen auf den Punkt, dass es sich auch um eine Best-Of CD der Hamburger hätte handeln können, die 40 Minuten rotieren und dann wieder im Pappschuber verstaut werden durfte.
Aber Souveränität und Abgebrühtheit hin oder her. Die Jungs haben sichtlich Spaß und leiten diesen direkt an die (noch etwas tanzfaule) Menge weiter. Nur beim üblichen „Wir-als-Band-filmen-euch-jetzt-mal-kurz“ kommt urplötzlich richtig Stimmung auf und alle Arme sind in der Luft zu finden. Heidelberg, ihr Kamerageilen Schweine! Schämt euch!
Doch spätestens bei FRITTENBUDE braucht es keine Handykamera mehr, um die Arme in die Höhe zu bekommen. Ein Satz genügt, um die Hände der Menge, für die nächsten 1 ½ Stunden, nicht mehr den Boden sehen zu lassen. Von Lied 1 an wird gefeiert. Hip Hop, Rap,… was machen FRITTENBUDE eigentlich? Egal! Es wird gepogt, geravet und gebounced. Der Pulk, der sowohl aus Punks, Schickie-Mickie-Damen , Hip Hoppern und 0815-Studenten besteht, gibt alles und bleibt auch in seiner Tanzstil-Wahl so unterschiedlich, wie er selbst. Der Bass bringt nicht nur den Brustkorb zum Vibrieren (und damit in Bewegung), sondern auch jeden einzelnen Konzertbesucher, heute Abend in Heidelberg. FRITTENBUDE, mittlerweile zu fünft, warten mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Synthesizer auf und bringen somit den kompletten Sound live auf die Bühne. Was sicherlich auch mit DJ funktioniert hätte, wird hier komplett auf der Bühne erzeugt. Jede Base Drum, jeder Bass Lauf – alles live. Da können sich so einige Rapper noch was abschauen.
Während bei den Musikern mehr, auch wirklich mehr bedeutet, hätte es bei der Lichtshow zwischenzeitlich etwas dezenter zugehen können. Vielleicht wollte man auch nur den Vorzeige-Epileptiker und auf rechten Veranstaltungen auftretenden Verschwörungstheoretiker Xavier Naidoo, der ja nur einige Kilometer entfernt wohnt, auf Abstand halten – wenn ja, ist dies damit gelungen. Ein Flackern reiht sich an das Nächste und selbst meine Augen wollen zwischenzeitlich nicht mehr so recht hinterherkommen.
Trotz der relativ kühlen Art von Frontmann Johannes Rögner kocht die Halle02. Erst recht bei seinen Ansagen über das immer wiederkehrende Nazi Problem Deutschlands („Täglich Grüßt das Murmeltier“) und den Tipp Nazis in Zukunft einfach aufzuessen. Ist das eigentlich schon Anstiftung zum Kannibalismus?
Und das obwohl Johannes Rögner aka Strizi Streuner sich die Hasskommentare an diesem Abend eigentlich, wegen der Anwesenheit seiner kleinen Cousine, verkneifen wollte. Umso schöner, dass er sich doch überwunden hat. Denn FRITTENBUDE bzw. Audiolith im Allgemeinen ohne Politik ist wie alkoholfreies Bier. Da fehlt irgendwas. Außerdem ist es doch immer wieder schön Menschen zu sehen und zu hören, die die gleiche, gute Einstellung haben und diese versuchen zu vermitteln.
Nach Rund 1 ½ Stunden verlassen FRITTENBUDE zum ersten Mal die Bühne, lassen sich aber nicht lange bitten, noch einige Zugaben zu spielen.
Um auch die Audiolith-Shirt tragenden Damen zufrieden zustellen folgt (als erste Zugabe) „Bilder mit Katze“. Und die ersten Herzen beginnen zu schmelzen. „Du kaufst der Frau die du liebst, ein Shirt von Audiolith“ - da waren wohl tatsächlich noch mehr anwesende Herzbuben so einfallsreich wie ich, bei der Geschenkauswahl.
Aus dem glitzernden Konfetti Regen ging es dann raus, in den kalten, nassen Herbstregen,… hätte jetzt gut gepasst. Stattdessen ist draußen noch immer bestes Wetter und man kann, ohne sich den Arsch abzufrieren, gemütlich zurück zum Auto laufen(, was mir auch um einiges lieber ist).
So D.I.Y. Audiolith und ihre Bands einmal waren, so professionell sind sie heute. Ein Abend ohne große Schwäche, mit einer super Vorband, super Hauptband und super Stimmung.