Im Rahmen der Telekom Street Gigs treten allseits bekannte Kapellen an ungewöhnlichen Plätzen auf. Dadurch dass man keine Tickets kaufen, sondern lediglich im Internet gewinnen kann, entsteht dabei eine sehr intime Atmosphäre. Diesmal sind es die Editors, die im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main zwischen alten S-Bahn-Wagons und Dampfloks aufspielen.
Als Vorband im Gepäck: ABBY aus der Landeshauptstadt. Die Herren dürften sich sicherlich geehrt fühlen, sind aber selbst kein Underground-Act mehr, traten sie doch bereits in New York, Los Angeles oder London auf. Auch eine Tour in Europa und Auftritte bei vielen namhaften Festivals (Iceland Airwaves, SXSW) haben die 4 Jungs schon auf dem Kerbholz. Auch wenn man schon mit Get Well Soon oder Trail of Dead auf der Bühne stand, sind die Editors nochmal eine andere Hausnummer. Anstatt vor ausverkauftem Laden heizen ABBY allerdings „nur“ einigen hunderten von Auserwählten ein. Der Laden hat sich bereits gut gefüllt, auch auf die Support-Band will man in seinem Glück nicht verzichten. Das Publikum ist bunt gemischt, vom Metaller bis zum feinstgekleideten Snob alles vertreten. Die Indie-Band ABBY hat jüngst ihr Debüt-Album namens „Friends and Enemies“ veröffentlicht und so besteht logischerweise der Großteil des Livesets aus relativ neuen Nummern, lediglich ein alter Song hat es in die Setlist geschafft. Filou, Lorenzo, Tilly und Henne (welch äußerst wohlklingende Namen) haben es in den Jahren ihres Bandbestehens durchaus geschafft, Songs mit Ohrwurm-Charakter zu schreiben. Abseits der rockigen Gitarrenklänge (jedoch ohne Bass) werden stets auch elektronische Noten in die Songs eingebaut, die das Ganze auch durchaus tanzbar machen – was Einige zu früher Stunde bereits ausnutzen. Nachdem ABBY mehrmals ankündigen, dass sie am 14. Oktober bereits zurück in Frankfurt sein werden (dieses Mal dann im Nachtleben), verabschieden sie sich mit „Monsters“ von den Zuschauern.
Kein geringerer als Simon Gosejohann nutzt die Umbaupause, um auf der Bühne die Verlosung verschiedener von der Telekom zur Verfügung gestellten Preise anzumoderieren. 3 der Gäste hatten so nicht nur das Glück, umsonst die EDITORS zu sehen, sondern beispielsweise auch ein neues Handy zu bekommen. Zusätzlich dazu wurden von der Telekom Goodie-Bags mit Taschenlampen, Kopfhörern und Pappboxen, die man sich zusammenbasteln kann, ausgeteilt. Für die kulinarischen Genüsse gibt es Fritz Kola und unter anderem Brezeln. Die Wartezeit auf den Headliner wird einem also durchaus versüßt.
Um 20.15 ist es dann soweit, der Livestream wird ebenfalls von Gosejohann anmoderiert und dann betreten Tom Smith und Kollegen endlich die Bühne im Verkehrsmuseum. Ohne große Worte lassen die EDITORS dann mit „Sugar“ gleich den dreckigsten Song des neuen Albums vom Stapel, der verzerrte und dynamisch gespielte Bass bringt die ersten Fans in Bewegung. Mit „A Ton of Love“, der ersten Singleauskopplung des aktuellen Albums, wird gleich im Anschluss das Tempo wieder ein wenig rausgenommen und Ruhe kehrt ein. Der Klang ist von Minute aus perfekt, genau wie auf dem Album. Wenn die Band nicht ab und an ihre Songs zusätzlich ausschmücken würden, könnte man fast denken, es handele sich um Playback. Allerdings dürfte einem bei Tom Smiths Grimassen schnell klar werden, dass man das unglaublich fälschen kann – die EDITORS sind einfach unschlagbar gut. Fans der älteren („Bones“) und ältesten („Munich“) Schaffensphasen werden im Anschluss ebenfalls bedient, bis mit „Smokers Outside the Hospital Doors“ dann einer der größten Hits der Engländer folgt. Wobei die Kategorisierung der Editors-Lieder in Hit und Nicht-Hit wirklich schwer fällt. Zu „Formaldehyde“ wurde kürzlich ein Video veröffentlicht, live darf das Lied dann natürlich auch nicht fehlen. Bei „All Sparks“ können die EDITORS-Diehards natürlich jedes Wort mitsingen. In der Mitte des Sets werden ruhigere Nummern gespielt, langweilig wird es jedoch nie. Die Performance – vor allem vom Frontsänger – fesselt zusätzlich zur Musik. „An End Has a Start“ ist dann ein weiterer Höhepunkt des Auftritts, die Menge springt und tanzt. Nach „The Racing Rats“ und „Eat Raw Meat = Blood Drool“ verlassen die Briten die Bühne ganz unspektakulär. Dass da noch eine Zugabe folgen muss, kann sich wohl jeder im Raum denken. Und die kann sich sehen lassen! Zunächst gibt Smith alleine mit seiner Gitarre „Nothing“ zum Besten. Zusammen mit dem Rest der Band bereitet man dann mit „Bricks and Mortar“ das große Finale bevor und spielt „Honesty“ mit verlängertem Interlude und dann schließlich „Papillon“ mit verlängertem Outro – der Song zieht sich auf eine Länge von fast 10 Minuten, und man würde sich wünschen, dass er nochmal doppelt so lange weiter geht.
Dass die EDITORS nicht nur auf dem Southside- oder dem Hurricane-Festival, sondern auch in kleineren Locations vor wenigen Leuten funktionieren, haben sie heute eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Eine Ehre und eine traurige Sache zugleich, dass man die Gelegenheit jedoch wahrscheinlich nicht mehr bekommen wird.
Abby Setlist:
Song Remains
Streets
Evelyn
Calypt
Again
Calm Down
Monsters
Editors Setlist:
Sugar
A Ton of Love
Bones
Munich
Smokers Outside the Hospital Doors
Formaldehyde
All Sparks
Two Hearted Spider
The Phone Book
In This Light and on This Evening
An End Has a Start
Bullets
The Racing Rats
Eat Raw Meat = Blood Drool
Nothing
Bricks and Mortar
Honesty
Papillon