08.11.2008: Never Say Die! Festival Tour - Köln - Essigfabrik

08.11.2008
 

 

„Everyone is an Enemy“

Zum zweiten Mal rollt die Never Say Die! Tour nun durch Europa. Mit insgesamt sieben Bands macht man sich dieses Jahr auf die Socken und beackert bereits bekanntes Land. Die zweite Show fand also in Köln statt. Dort wo letztes Jahr noch eher Hardcore mit Metalcore gepaart wurde, kommt heute Metal zum Zuge und mit den Headlinern PARKWAY DRIVE und UNEARTH wurden würdige Anführer gefunden.

Als man an der Essigfabrik ankommt, stellt man entsetzt fest, dass die Show restlos ausverkauft ist. Eine Warteschlange, die einfach nicht voran kam und im Vergleich zum letzten Jahr viele Damen und Herren des jüngeren Semesters. Es wird halt alles anders aber nicht unbedingt schlechter. Als die Essigfabrik endlich betreten werden kann erblickt man bereits die ersten Hampelmänner, die zu CARNIFEX ihre Gliedmaßen durch’s Pit werfen. CARNIFEX an sich liefern einen guten Gig ab und punkten durch bösen Deathcore. Ansagen wie „Everyone is an Enemy“ werden natürlich nicht ignoriert und so gibt es schon die ersten blutigen Nasen um 19.00Uhr auf der örtlichen Toilette zu begutachten. Aufgrund der enormen Einlassprobleme ärgern sich allerdings nicht wenige darüber den Auftritt verpasst zu haben. All denen bleibt zu sagen: Es war gut.

WHITECHAPEL hingegen haben zu Beginn kaum Bewegung im Publikum wobei das, wie auch sonst, nach und nach doch kam. Ihr wilder Mix aus Death- und Grindcore wurde energisch vorgetragen und noch war der Sound überraschend gut. Auch wenn WHITECHAPEL sich sichtlich Mühe gaben, wirkte ihr Vortrag etwas ermüdend und so freute man sich auf PROTEST THE HERO, welche als einzige Band ein wenig Abwechslung ins Billing brachten.

Mit ihrem unbeschreibbaren Stilmix gaben sie eine feine Mischung aus altem und neuem Material zum besten und waren die wohl einzige Band mit cleanen Vocals und wenig Bewegung. Dabei machten sie ihren Job fast exzellent. PROTEST THE HERO hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und gerade die Vocals von Sänger Rody machten dann Spaß, wenn er seine von Pathos getränkten Salven vortrug und ein wenig an SERJ TANKIAN erinnerte. Leider war nach einer guten Halben Stunde schon wieder Schluss und die ARCHITECTS durften ran.

Diese hörten allerdings so schnell wieder auf zu spielen wie ihr Gig rasant begann. Plötzlich fielen sämtliche Instrumente aus und nur das Schlagzeug war noch zu hören. Ein Problem. Knappe 15 Minuten dauerte es und Bemerkenswerterweise war gerade in dieser Zeit am meisten Stimmung als MADONNA lief. Parodie auf den Kommerz oder so. Wie auch immer. Irgendwann waren alle Probleme halbwegs behoben und die ARCHITECTS spielten gerade mal vier Songs. Diese hatten es allerdings in sich und heute wirkten sie um einiges besser als noch Anfang des Jahres in Trier. Fast schon hörte man hier reinen Hardcore, wenn da nicht die gelegentlichen Ausflüge in diverse andere aneckende Genres wären. Schade war es trotzdem als schon nach kurzer Zeit überraschend Schluss war. Als Wiedergutmachung gab es einige Tracks umsonst und eine lange Umbaupause stand an bis zum Auftritt von DESPISED ICON.

Diese legten nach einer gefühlten Stunde sofort heftig los und brachten den Innenraum der Essigfabrik in brutale Bewegung. Der fast schon Beatdown ähnliche WhateverCore sorgte für viel Gymnastik im Pit. Die beiden Sänger taten mit ihren Ansagen da ihr übriges und hatten leichtes Spiel. „Come on, 2step with us“ hieß es da und selbstverständlich ließ sich niemand zweimal bitten. Leider bleibt bei allem Gepolter die Abwechslung und Sympathie auf der Strecke und auch Ansagen wie „If you know these Words, fuck the Guys in the Front and rip that Mic out of my Hand and singalong“ brauchten nicht gerade Sympathiepunkte ein. Nach ein paar Minuten kam der Auftritt auch einfach zu stumpf rüber und so verzog man sich lieber in den Innenhof um mal ein wenig auszuspannen. Sieben Bands an einem Abend sind eben definitiv zuviel und erst recht wenn so überraschende Abräumer der Marke THIS IS HELL fehlen.

Mit UNEARTH ist aber Schluss mit einseitiger Härte und zum ersten Mal ist die Stimmung am überkochen. Der Sound ist zwar miserabel aber die lustigen Kerlchen von UNEARTH wissen daraus einiges zu machen. Stage Dives werden gefordert und prompt bekommen die Animateure was sie verlangen. Sänger Trevor gibt oft das Sprachrohr ab um die textsicheren Fans zufrieden zu stellen. Natürlich machen die Jungs auch genügend Unsinn aber leisten dabei eine heftige Show mit allem drum und dran. Über das alte Material freut sich die Meute natürlich besonders und davon gibt es auch genügend. Auch wenn die neuen Songs mit ihrem 80’s Metal Einschlag wesentlich positiver daher kommen. Nach gut 45 Minuten ist leider auch schon Schluss mit der Energie die versprüht wurde und ein letztes Mal geht es vor die Türe um sich wieder zu sammeln. Nun kommt der Headliner.

Vom Co-Headliner zum Headliner. PARKWAY DRIVE sind derzeit das definitiv fetteste was das Metalcore Genre zu bieten hat und eine Band die so tight und sympathisch auf der Bühne agiert, hat den Erfolg einfach verdient. Und viel zu sagen gibt es da im Grunde auch nicht mehr. PWD beginnen ihr Set und alles steht Kopf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Waghalsige Sprünge sind zu sehen selbst der kleinste Mann lässt sich zu Stunts hinreißen. Höhepunkt ist da sicherlich der, schätzungsweise, 15jährige Junge der während dem Diven seinen Schuh + Socken ausgezogen bekommt und auf der Bühne staubtrocken zu Winston geht und ihm auf Biegen und Brechen verklickert, dass sein Schuh nun von Dannen ist. Prompt bekommt der kleine Bube seinen Schuh auch schon zurück und es kann weitergehen. Der Sound ist leider Gottes völliger Matsch und trotz aller Energie scheint irgendwas zu fehlen. Nach und nach leert sich die Halle merklich und zum Teil kann man es verstehen. Waren die Australier doch erst im Mai das letzte Mal in Köln. Daher sollte man sich nun auch mal eine, wohlverdiente, Pause gönnen, sonst könnte PWD nämlich das Schicksal der Desinteresse einholen und das wäre sicherlich unverdient. Ein langer Abend geht verschwitzt und müde zu Ende bis zum nächsten Jahr also.

Galeries:

Parkway Drive - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)
Unearth - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)
Despised Icon - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)
Architects - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)
Protest The Hero - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)
Whitechapel - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)
Carnifex - Köln - Essigfabrik (08.11.2008)