Auch wenn es langsam wärmer wird,... Musik ist der wärmste Mantel. MATZE ROSSI und FRAU PAULI laden zum abendlichen Chorabend. Mitsingen ist angesagt. 1, 2, 3, Los.
Es lebe der Sport. Wer zu MATZE ROSSI ins Nachtasyl will, der muss erst einmal seine Kondition unter Beweis stellen. 1. Stockwerk, 2. Stockwerk,... oben angekommen erwartet die Zuschauer das wunderschöne Nachtasyl. Jede Menge Leuchten verwandeln die Decke in einen der schönsten Hamburger Sternenhimmel seit Langem. Keine Wolke am Himmel. Kein Regen. Und schön muckelig warm.
Die Zuschauer machen es sich auf dem Boden gemütlich, was den Weg zur Bar allerdings erschwert, glücklicherweise aber nicht unmöglich macht. Wo ein Wille da ein Weg. So wird sich einmal durch die sitzende Masse bewegt, im besten Fall kein Glas umgeworfen und man am Ende mit einem Bier belohnt.
Den Abend eröffnen FRAU PAULI. Zwei Frauen, Akustik-Gitarre, Geige. Deutschsprachige Singer-Songwriter(in)-Musik. Bereits um 05:30 Uhr hat der Tourbus von FRAU PAULI und MATZE ROSSI in Darmstadt abgelegt. Punk-Rock zwanzig Jahre später. Ausgeschlafen wirken FRAU PAULI dennoch. Lustige Ansagen, schlagfertige Antworten - die beiden Damen sind gut aufgelegt. Textlich geht es um Liebe, Depressionen und Berlin. Lieder davon wie etwas nichts geworden ist. Und deine Mudda, die überraschend oft in den doch sehr sentimentalen, ernsten Texten von FRAU PAULI vorkommt.
"Hamburg oder Berlin? Göttingen."
Die Aufgabe der Vorband an diesem Abend ist (laut eigener Aussage) die Stimmung in den Keller zu fahren, damit MATZE ROSSI im Anschluss wieder Hoffnung verbreiten kann. Das Lächeln und die klare, schöne Stimme von FRAU PAULI verhindern das jedoch. Es wird gelacht, zugehört und mitgewippt.
Den letzten Song begleiten MATZE und MARTIN auf der Gitarre und am Kontrabass. Wo im Soundcheck bereits Tränen geflossen sind, kann sich FRAU PAULI diesmal zusammen reißen. Dennoch emotionaler Abschluss.
Nochmal pullern. Ein Bier. Weiter geht's (nach einer wirklich kurzen Umbaupause) mit MATZE ROSSI. Begleitet wird dieser von MARTIN STUMPF an der Gitarre, Klavier und am Kontrabass. Alleskönner.
Noch vor dem ersten Song weißt MATZE ROSSI darauf hin, dass seine Konzerte ein "Geben und Nehmen" sind. Mitsingen ist angesagt. Und das lässt sich Hamburg nicht zwei Mal sagen! Lautstark unterstützt das gesamte Nachtasyl MATZE ROSSI bei seinen Songs. Chorabend und Dirigent ROSSI gibt den Takt vor. Sichtlich berührt nimmt der Schweinurter zur Kenntnis, wie textsicher die Zuschauer an diesem Abend sind und bedankt sich immer wieder beim Publikum.
"Es gibt nichts Schlimmeres als kalte Nieren. Außer Nazis. Die sind noch schlimmer."
Zwischen den Liedern erzählt ROSSI immer wieder lustige Geschichten vom Songwriting oder dem Tour-Alltag. Die Sitzheizung im Tourbus, die zum ersten Dissens zwischen MARTIN STUMPF und ihm seit Jahren geführt hat, bekommt dabei eine besonders Rolle. MATZE ROSSI liebt Sitzheizungen und stellt diese auch im Tourbus auf Maximum. MARTIN STUMPF dagegen mag keine Sitzheizungen. Zwei Diskussionspositionen die nicht zusammen kommen.
Zweites großes Thema: Job kündigen. Immer mehr E-Mails erreichen den Singer-Songwriter, dass Zuhörer zu seinen Songs ihre Jobs kündigen. Gut so findet der ehemalige TAGTRAUM-Sänger.
Auch Thema: Im nächsten Jahr feiert MATZE ROSSI sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Mit 11 Jahren ging es los. Schul- bzw Geburtstagskonzert. Nun fast 30 Jahre später tourt der 41-jährige durch ausverkaufte Clubs und erreicht tausende von Menschen. Wie gut doch alles laufen kann.
Hamburg ist laut. Hamburg singt mit. Hamburg klatscht mit.
Und verdient sich damit einen Tagebucheintrag.
Zeit für die nächste Chorprobe.