08.04.2015: THE USED, EVERY TIME I DIE, MARMOZETS, THE EERIES - Santa Ana CA - The Observatory

15.04.2015
 

 

All die Hardcore-Fans und die Kids, denen Musik das Leben (ge-)rettet (hat), legen Bert McCracken heute Emotionsgranaten zu Füßen: Beim akustischen "On My Own" treibt es dem energischen Giftzwerg letztendlich die Tränen in die Augen. Fünfzehn Jahre THE USED, ein klein wenig ist der Frontmann, ehemalige Gossip-Magnet und Profimotivator in Stolz versunken. Mitgebracht hat seine Band aus Utah auf die US-Tour nicht bloß die Post-/Grungerocker THE EERIES, deren einziger wirklicher Highlightmoment das Zerschlagen einer Geburtstags-Pinata ist - sondern auch MARMOZETS aus Grossbritannien.
Drei Geschwister plus zwei Geschwister mach eine Krachrockband mit ebenso Hang zur Hookline ala THE HIVES wie zum Core-Gefrickel. Wer das überschaubare und mit der Single "Why Do You Hate Me?" endende Set musikalisch nicht versteht, freut sich über den sicherlich nicht ganz nüchternen Ausdruckstanz von Frontschwester Rebecca Macintyre. Während die linke Bühnenhälfte mit verkrampfter Gitarrenakrobatik und einem überheblich beschäftigt tuenden Stagemanager eher Kopfschütteln zurücklässt, erkämpfen sich MARMOZETS ihr Publikum erfolgreich mit Humor, Pfund und nicht gerade zimperlichen Noiserockattacken.
Was und wieviel EVERY TIME I DIE-Türsteher und Gitarrist Andy Williams zu sich nimmt, steht dem Set seiner Band heute nicht im Weg. Selbst wenn, würde es zertreten, verprügelt, geschleudert oder pulverisiert werden. Die New Yorker zerbersten das ausverkaufte Observatory mit "Idiot" und "Wanderlust", vom spontanen Salto ins Publikum bis zum stampfenden Mosh-Abo auf der PA-Box lassen EVERY TIME I DIE keinen Lehrbucheintrag aus. "Wir brauchen hier verdammt noch mal mehr Bodies!" fordert Keith Buckley und winkt ein Stagedive-Inferno herbei. Sein Bruder Jordan springt lieber von allem, was sich ihm bietet - und gewinnt im Batikshirt mit Rastafari-Faultierdruck (?) Stilpreise. Grund zu lachen gibt es auch am Merchandisestand: "Gay Or Straight - We All Masturbate" prangt es vom Aufnaeherset des Headliners, waehrend EVERY TIME I DIE den Vogel mit ihrem "Ebolarama Since 2003 - Watch Where You Spit" T-Shirt abschiessen. Als das Set um "Decayin' With The Boys" und natuerlich "The New Black" endet, tauchen BLACK FLAG vom Band und ausuferndes Kreischen den Saal in Spannung. Schon gestern waren THE USED hier zu Gast - das "Sold Out"-Schild befindet sich auch heute neben dem Fenster des Kassenhaeuschens.
Zertruemmerte Fernseher bilden die Kulisse der THE USED-Buehne, mittendrin sitzt Drummer Dan Whitesides, der heute ein lupenreines technisches Set abliefert. Ab Sekunde ist nicht bloss McCracken auf Hundertachtzig, aus das brechendvolle Observatory kratzt noch Reserven aus allen Ecken. Der Opener "Maybe Memories" wird fraglich durchzogen von REFUSED's "New Noise", ein Zustand, fuer den Dennis Lyxzén sicher zu klagen bereit waere. "Take It Away" und "The Taste Of Ink" lassen dann die Katze aus dem Sack - THE USED klingen auch dreizehn Jahre nach ihrem Debutalbum noch unglaublich praesent und dynamisch. Wohlgemerkt ist (SAOSIN-)Gitarrist Justin Shekoski Single, haemisch holt McCracken dann lieber ein gleichgeschlechtliches Pärchen auf die Buehne. "Wenn ihr nur eine Sekunde aufhoert wild rumzumachen, schmeiss ich Euch von der Buehne. Der naechste Song ist naemlich ein Liebeslied." erklaert der Saenger grinsend und nimmt sich waehrend "I Caught Fire" der Handtasche von einer der Damen an. Etwas holpriger wird es beim Opener des aktuellen Albums "Imaginary Enemy", bei dem weitaus weniger Dezibel aus dem Publikum schallen. Dennoch kann man klar von "Hardcorefans" sprechen. Emotionen und Power quillen pausenlos in Richtung THE USED, die mit "Pretty Handsome Awkward" und "All That I've Got" ein rundes Hit-Set zusammenschustern. Lediglich die Zeit fuer das zaehe RAGE AGAINST THE MACHINE-Medley am Ende haette das Quartett sinnvoller nutzen koennen. Nach einem zu kurzen Zugabenblock kleben mindestens drei maechtige Refrains im Ohr, die den Weg zum Parkplatz mit Nostalgie fuellen - waehrend der aufgescheuchte Nachwuchs dafuer Hot Dogs und Tourshirts vorzieht.