„Wir waren in dieser Bar, es war spät, wir hatten schon einen im Kahn und waren gut drauf. Da haben wir gesagt, dass wir hier eigentlich mal einen Gig machen möchten. Danach wurde der Terminkalender herausgeholt und das war es dann“
Somit kam das Konzert der Bielefelder OPERATION CHERRYTREE in der heimatlichen Extra Blues Bar eher zufällig zustande. Und vor dem Hintergrund, dass es sich erst um den dritten vollwertigen Gig dieser interessanten Band in dieser Konstellation handelte, lag auch noch etwas Pionierstaub auf der Bühne. Apropos Konstellation: Dieses Quartett hat sich gesucht und gefunden! Sieks (Guitars) und CH (Drums) zocken schon seit Ewigkeiten zusammen. Irgendwann gesellte sich Sänger Wyno dazu. Und dann stieß letztes Jahr noch Bassist Jansen eher zufällig zur Band, so dass von einer neuen Ära in der Bandhistorie gesprochen werden kann. Das neue Album „Scum And Honey“ erscheint via Noizgate Records am 24.11., eine exklusive Releaseshow folgt am 25.11. im Movie zu Bielefeld.
Diese Band in eine stilistische Schublade zu packen, ist so gut wie unmöglich. Nach zwei Konzerten würde die Beschreibung alternativer Groove Rock (mit Metalkäntchen) als Versuch herhalten müssen. Genau dieser etwas holprige Versuch, die Band in ein Genre zu pressen, ist den zahlreichen Besuchern an diesem Abend sicherlich auch nicht gelungen. Ganz im Gegenteil: Da haben sich einige doch ob der Ausrichtung zunächst etwas unbehaglich gefühlt. Gerade live bauen OPERATION CHERRYTREE einen ungemeinen Druck auf, der sich durch die exorbitant guten Musiker an ihren Instrumenten entladen darf. Die Drei !!! stehen für das Fundament des Sounds, wie Säulen in der Brandung. Im Gegensatz dazu kann Sänger Wyno keine Sekunde stillstehen, wandert über Tische, wandert durch das Publikum und lässt sich sogar auf den Händen tragen. Er badet quasi in den meterhohen Wellen, die seine Hinterleute extra für ihn aufgebaut haben. Im Gegensatz zu ihnen lässt er sich jedoch immer mal wieder wegspülen, um mit letzter Kraft zurückzuschwimmen. Er atmet, durchlebt und interpretiert die Songs teilweise höchst emotional, credibility inklusive. Insgesamt wirkte nicht ein Takt aufgesetzt, alles an diesem Abend strotzte nur so vor Überzeugungstätern.
Das Hauptohrenmerk der Setlist lag natürlich auf den neuen, im November erscheinenden Songs, deren Live-Tauglichkeit den Zuschauern zum Fraß vorgeworfen und gierig von diesen inklusive lautstark geforderter Zugaben aufgesogen wurden. Und dieses Vorwerfen zelebrieren die Vier, so dass das Auditorium an diesem Abend mit vollen Musikmägen in die Bielefelder Nacht entlassen wurde.
Ein richtig geiler Auftritt einer richtig geilen Band!