10.04.2007: Enter Shikari - Köln - Prime Club

10.04.2007
 

 


ENTER SHIKARI, gehypt, geliebt, gehasst. Binnen kürzester Zeit sind die britischen Jungspunde in aller Munde geraten. Hörte man anfangs nur positives von alles Seiten, trieben spätestens mit dem ersten großen Artikel in einem Print Zine die negativen Kommentare wie aufgedunsene Wasserleichen an die Oberfläche der "Szene". Dass man gleich auf ihrer Deutschlandtour im Vorprogramm von BILLY TALENT in ausverkauften, riesigen Hallen der Musikgemeinde vorstellig wurde verstärkte noch die Polarisation der vier Jungs aus Hertfordshire. Da ich mir die Show in der riesigen Philipshalle nicht wirklich angeschaut habe, wollte ich dennoch die Gelegenheit nutzen ENTER SHIKARI auf ihrer Headliner Tour in der familiäreren Atmosphäre des Kölner Prime Clubs zu erleben.

Ganz so familiär war der Dienstag Abend dann doch nicht, denn schon frühzeitig hieß es "ausverkauft". Als ich mich gegen 21:00 Uhr (geplanter Anfang der Show), an ziemlich gereizten Teenies vorbei in Richtung Bühne vorkämpfte – niemand gab an diesem Abend gerne den mühsam eroberten Platz auf – wunderte ich mich ein wenig, dass es von allen Seiten blinkte und funkelte. Das junge Publikum ergänzte die Emo-Scheitel und Betty Page Outfits um Leuchtstäbe und Glitzerlichter und repräsentierte damit angemessen den musikalischen Querschnitt aus Eurodance / Trance und Emocore für den ENTER SHIKARI stehen. Wie sich herausstellte handelte es sich um eine reine Headlinershow an diesem Abend, von Vorband also keine Spur. Obwohl der Prime Club also ausverkauft war und das Publikum regelmäßig die Band mit "ENTER, ENTER!" Rufen aus dem Backstage Bereich hervorzulocken versuchte, ließen sich die Engländer ordentlich Zeit. Kurz vor 22:00 Uhr war es dann soweit und von PRODIGY Klängen begleitet betreten ENTER SHIKARI mit blau leuchtenden Brillen und blinkenden Ringen bestückt die Bühne um die Crowd zum Ausrasten zu bringen.

Sofort geht das Gedränge los und ENTER SHIKARI beginnen sichtlich von der Stimmung begeistert mit ihrem Set. Natürlich besteht dieses fast ausschließlich aus dem Material ihrer aktuellen Scheibe "Take To The Skies", diese wird jedoch inbrünstig vom Publikum mitgegröhlt. Frontmann Rou Reynolds pendelt zwischen seinen Keyboards und dem vorderen Bühnenbereich und legt ordentlich Meter zurück, während Bassist Chris Batten für die melodischen Parts zuständig ist und eher den vom Publikum aus gesehen rechten Flügel belagert. Zwischendurch kommen immer wieder die rein elektronischen Interluden, bei denen auch Drummer Rob Rolfe nach vorne kommt und sich die Band wild zuckend und vom Stroboskop begleitet in Extase tanzt. Vor der Bühne ist nicht genug Platz für derartige Verrenkungen aber dennoch fließt der Schweiß in strömen und nach und nach findet die Menge gefallen am Stage Diven. Im Anschluss an das grandiose "Johnny Sniper" macht die Band eine kurze Pause um dem Publikum den Hintergrund des Songs zu erklären. Dabei war man sich des jungen Publikums durchaus bewusst und holt einen Kollegen auf die Bühne, der sich als Dolmetscher betätigt. Johnny Sniper ist jedenfalls eine Comicfigur, die die Band in ihrem Sexualkundeunterricht kennerlernte und beim Kopulieren auf die sichere Verhütung achtet. Eine willkommene Verschnaufpause, auch wenn sie ein wenig gezwungen rüber kam.

Ein energetischer und schweißtreibender Abend endet mit einem Remix und natürlich dem MySpace Hit "Sorry You’re Not a Winner". Irgendwie hatte der Abend irgendwas einer Hardcore Love Parade mit skurrilen Erscheinungen wie Hundekostümen oder besagter Leuchtausrüstung. Dennoch dürften an diesem Abend nur freudige Gesichter den Prime Club mit der Gewissheit verlassen, dass gerade in einer derartigen Clubatmosphäre, eine Band wie ENTER SHIKARI noch viel besser als auf Platte funktioniert.