Ein Bunt gemischtes Publikum fand sich an diesem Abend im MTC ein um sich mal wieder gepflegt die Noise-Kante zu geben. Ein Zeichen dafür, welche Bandbreite Torche und Pelican ansprechen.
Man wartet gespannt auf den ersten Act des Abends, begleitet von düsterer Hintergrundmusik, welche mich stark an Bohren u Co. erinnerte. Nicht ganz pünktlich betreten Torche um 21:10 die Bühne. Sofort geben die 4 Buben aus Florida Gas und schießen dem zahlreich- erschienenen Publikum die Riffs um die Ohren.
Nach 3 Songs ist der Drummer so stark am transpirieren, dass auch er seine Burka-artige Vermummung ablegt. Ich selbst war anfangs etwas skeptisch gegenüber der Musik von Torche. Ich kam bislang nicht wirklich mit dieser Symbiose aus Sludge und poppigem Rock zurecht, was sich aber sehr schnell zum Gegenteil wandte. Mein Gott sind die Tight! Ich denke die etlichen, Haarwedelnden Menschen vor der Bühne waren der selben Meinung. Ich finde es sehr überraschend, dass Torche angesichts ihres doch relativ Downtempo-gehaltenen Sounds so eine unglaublich positive Stimmung verbreiten.
Zum Ende hin wird dann ordentlich die Handbremse gezogen und das Untier serviert eiskalt ein beinahe 1000 Stunden dauerndes „Tarpit Carnivore“, das einem das Gefühl gibt, seine Magengrube würde explodieren. Wenn es einen braunen Ton gibt, dann kommen Torche wohl sehr na an ihn heran. Niemand würde denken dass dieses Feeling noch durch irgendwas zu überbieten wäre. Ausser wenn Gitarrist und Sänger noch eine Stagedive- Ehrenrunde durch den Club machen. That’s Rock’n’Roll!!! Bei Songs wie „Healer“ oder „Grenades“ werde ich auf meinem nächsten Guitar-Hero Stimmzettel in jedem Fall für Torche voten!
Sichtlich beeindruckt, war ich schon fast der Meinung, dass Pelican mir den Abend nicht noch mehr versüßen könnten, als er es schon war. Deutlich weniger schnell, aber in keinster Weise weniger Druckvoll beginnen die Post-Rocker ihr Set und zeigen dass es in Chicago noch andere Dinge außer Louis Armstrong oder guten Basketball zu bieten hat. Ich habe wenige Bands gesehen die auf der Bühne ein so extrem perfektes Zusammenspiel präsentieren. Das Publikum, welches sich mittlerweile etwas enger aneinandergekuschelt hat, erlebt ein auf und ab von epischen Klangsphären und knochenbrechenden Brachialriffs. Es ist nicht leicht zu beschreiben wie man zuerst in eine Delay-Traumwelt gezogen wird um dann kurzerhand wieder durch einen Downtempopart an Land geholt wird. Eine knappe Stunde und 10 Minuten halten Pelican eine Noise Wand die selbst Gott persönlich nicht einzureissen vermag...und schliesslich doch ihren Tod findet.
10.0 auf der Richterskala für „City Of Echoes“ und „Dead Between The Walls“.
Fazit: Aus diesem Kampf gehen diesmal keine Gewinner hervor. 2 Bands so verschieden und doch so gleich. Godzilla und Megalon spazieren Hand in Hand nach Hause und ich bin Taub, was sich aber angesichts dieses grandiosen trotz leichter Soundschwächen in dem kleinen Club bezahlt macht.