Wollte man den Allgemeinplatz, dass große Ereignisse ihre Schatten voraus werfen, blind unterschreiben, so hätte es während der letzten Tage gespenstisch dunkel sein müssen in der Domstadt. Nun ja, das war es irgendwie auch. Ob die suizidalen Witterungsverhältnisse jedoch etwas mit jenem schmerzlich vermissten Vierer aus Los Gatos, Kalifornien, der so leichtfüßig Prog mit Pop und weltumarmender Melodik kreuzt, zu tun hatten, sei mal dahingestellt. Fakt ist: Die lange Abwesenheit DREDGs sowie das ständig verschobene Veröffentlichungsdatum ihres kommenden Albums "The Pariah, the Parrot, the Delusion" (im Mai soll es wohl erscheinen ) haben mächtig Erwartungen geschürt. Nicht umsonst, war das für eine Band jener Größenordnung erstaunlich kuschelig gewählte Gebäude 9 bereits lange vor dem exklusiven Showcase ausverkauft. Über Sinn und Unsinn einer solchen Veranstaltung ließe sich an dieser Stelle vortrefflich streiten. Ein Konzert für eine solch überschaubare Lokalität zu buchen, stellte jedenfalls den Exklusivitätsanspruch des Gigs klar heraus. Und was machen DREDG daraus? Sie spielen, so wie sie es bisher immer getan haben: Hingebungsvoll, ein wenig pathetischer vielleicht als sonst, professionell dennoch mit einer Wagenladung Seele. Neuen Stücken durfte das erwartungsvolle Publikum selbstredend auch lauschen. Hierzu erstmal nur so viel: Das, was DREDG auf ihrem letzten Werk ohne Arme gefangen haben die Eingängigkeit und die noch größere Geste nämlich scheint präsenter als je zuvor. Böse Zungen im Publikum sprachen gar von Stadionrock.
Vorwürfe, welche die ersten beiden (neuen) Songs des Abends nicht unbedingt entkräften. Zu samt perligem Piano wiegt sich Gavin Hayes in Trance, die Stimme glasklar, mit einigen der Technik geschuldeten Aussetzern. Auf eine Vorband haben DREDG gänzlich verzichtet. Für genügend Atmosphäre sorgt man auch alleine, wird sich die Band wohl insgeheim gedacht haben. Das Publikum indes ist wieder mal recht undurchschaubar während der Darbietung und frenetisch nach der Performance sämtlicher Songs. Letztere sind ja mittlerweile liebgewonnene alte Bekannte, denen Dino Campanella mit seinen charakteristischen, weit ausholenden Snare-Schlägen noch mehr Druck und ein leicht schütter gewordener Mark Engles mit konzentriertem Picking noch mehr Tiefe verleiht. Zwischendurch immer wieder leicht Abstruses aus der Konserve - Hundegebell und übersteuertes Gelächter. Die neuen Songs fügen sich recht harmonisch ein in den DREDGschen Klangkosmos, Gänsehautmomente bleiben jedoch erstmal (natürlich) reserviert für 'Same Ol Road' oder 'Sanzen' oder 'Ode To The Sun'. Bei einem der großartigen Interludes unterstützt Gavin Hayes seine Mitstreiter mit einer zweiten Gitarre, die wenigen gesprochenen Zwischentöne, haben dann ausgerechnet etwas zu tun mit nun ja Genitalherpes. Über alle Maße kommunikativ sind DREDG jedoch noch nie gewesen. Hier ist sich die Musik genug. Und vor allem jene kleinen auditiven Gimmicks, welche dafür sorgen, dass das Publikum auch ohne Small Talk-Faktor aus der Hand der Kalifornier frisst. Der Anflug von Kakophonie in einem Meer aus elegant fließenden Tönen in 'The Canyon Behind Her' zum Beispiel. Der programmierte Beat in 'Sang Real'. Oder schlichtweg die Tatsache, dass hier eine Band zwar verdammt professionell aufspielt aber dennoch nicht so bisweilen technisch unterkühlt wie TOOL. Während stetig mehr Drumsticks den Luftraum im Gebäude 9 unsicher machen, das Publikum darüber philosophiert, ob die Neue wohl mit dem alten Material mithalten kann und DREDG sich für ein weiteres (wohl ausgedehnteres) Stelldichein im Juni ankündigen, reift auch die Erkenntnis, einem verdammt packenden, jedoch nicht unbedingt perfekten Konzerterlebnis beigewohnt zu haben. Dafür hätte ein Gutteil der Zuschauer nämlich zum einen etwas geben und zum anderen etwas bekommen müssen: Mehr eigene Motorik und älteres Material ('Yatahaze' und 'Of The Room' vielleicht). Im Juni ergibt sich dazu wohl eine durchaus realistisch anmutende Gelegenheit. Bis dahin werden die Zuhörer wohl auch mit den neuen Kompositionen vertraut sein. Man darf sich drauf freuen. Große Ereignisse und Schatten und so