Was für ein schöner Tag, was für eine wunderbare Ankündigung im Konzertkalender für den Abend. Es droht gut zu werden, doch es gibt bekanntermaßen schlimmere Vorzeichen für einen Abend auf dem Hamburger Kiez. ADAM ANGST sind ausverkauft. Da muss man sich doch jegliche Zweideutigkeit verkneifen. Es ist ja aber auch doch ein Heimspiel für die Herren heute und es kann nur besser laufen als beim naheliegenden Fußballverein (in dieser Stadt gilt das für beide).
Den Aufwärmjob haben heute LYVTEN aus der Zürich an Land gezogen. Und auch Schweizer können mehr als akzentfreies Hochdeutsch sprechen, wie sind in den folgenden Takten beweisen. Es ist einmal mehr dieses wunderbare Posthardcoregschrammel mit detailverliebten Einstreuungen, das sofort aufs Herz schlägt. Laut und krachend mit einem gesunden Maß an Feinfühligkeit. Die Herren haben die Herzen somit ziemlich schnell auf ihrer Seite und ADAM ANGST können sich auf ein fein vorgewärmtes Publikum schon nach den ersten drei Songs ihrer Vorband einstellen. Andernfalls könnte man sich fragen, wer hier wen supporten würde, wäre das nicht gerade Hamburg.
ADAM ANGST stehen kurz danach auf der Bühne und sehen gar nicht so aus, wie ihre Texte. Strahlend blickt man ins Publikum, legt ohne große Vorwarnung sofort los. Und das Publikum geht mit. Bis drei muss hier nicht gezählt werden und Hände, Haare und Mitgesang fliegen in die Luft. Was LYVTEN angewärmt haben, brennen ADAM ANGST sofort euphorisch nieder. Falls man am 1. Mai noch einen Zündler in der Schanze brauchen sollte, stellt diese Jungs aufs Straßenpflaster. Die Temperatur schießt in die Höhe und mit vollem Elan ist man hier und heute voll auf der Seite der Guten, die die Bösen besingend bekriegen. Mitschreiensingengröhlen funktioniert bei ADAM ANGST sehr gut, dabei bleibt es euphorisch bewegt aber friedlich, die Bierdusche aus, die Monitore vorne auf der neidrigen Bühne heile und nichts zu wünschen übrig. Man hat die Brandstifter gefunden, feiert sie ab für mal wieder Wahrheiten, mal wieder echte Probleme und mal wieder mehr als nur Gefühlsduselei. Hin und wieder braucht auch Hamburg mal wieder einen kleinen Anschub und genießt diesen offensichtlich und heute Abend sehr. Gespielt wird Bekanntes, es gibt nur eine Platte und dementsprechend klein ist das Repertoire. Keine unangenehmen Überraschungen, doch vermisst wird eben auch nichts. Sowas kann ja auch mal ganz entspannend und kraftschenkend sein. Eine kleine Zugabe gibt es und spätestens bei "Professoren" ist alles zu spät. Was für eine wunderbare Tanz- und Gesangsverantstaltung. Man wird hören, was da noch kommen mag.
Der Durstlöscher anschließend perlt dann auch wieder. Das Molotow kann, darf und muss bleiben wie es (jetzt) ist. Ein sehr befriedigender Abend und das unter der Woche. Sachen gibts....