Am verlängerten Pfingstwochenende gastierten unabhängig von einander doch einige gute Bands in Berlin, so eben auch Flogging Molly. Ich hatte sie zuvor nur zwei Mal auf Festivals gesehen und wollte sie mir eigentlich in einem kleinen Club anschauen. Das Flogging Molly mittlerweile große Hallen füllen, hätte mir auch klar sein können. Ursprünglichen war das Konzert auch für den überschaubaren ColumbiaClub angesetzt, die große Nachfrage hat dann aber eine Verlegung ins Huxleys erzwungen.
Dies war bei unserer Ankunft um 22 Uhr zu ¾ gefüllt (so ca. 2000 Menschen) und die Stimmung war noch ziemlich verhalten. Wir hatten aber vorgesorgt und seit dem Nachmittag das eine und auch andere Bier im Park getrunken, weshalb die Rockstaratmosphäre irgendwie befremdlich wirkte, uns aber dann auch nicht weiter störte. Diese wurde durch die für Punkrock eigentlich ungewöhnlichen Menschenmassen erzeugt, wovon die Hälfte vom Alter her meine Eltern hätten sein können. Hinzu kamen die Merch- und Bierpreise (Shirt 20¤, Bier 0,4 3,50¤) und der saftige Eintrittspreis (25¤), was vorsichtig formuliert unangemessen war.
Pünktlich um 22 Uhr ging es dann direkt mit PEPPER los. Davor hatte wohl noch eine Punkrock-Kapelle aus Frankfurt gespielt, die ich aber verpasst habe. Pepper kannte ich vorher nur vom Namen und sie sorgten mit ihrem Auftritt nicht dafür, dass ich sie mir noch mal anhören werde. Einige Stimmen im Publikum meinten aber, dass sie auf CD besser sind. Nunja. Die drei aus Hawaii stammenden Musiker spielten sich unspektakulär durch ihr Set. Die beiden Sänger spielten oberkörperfrei, versuchten mit Musiker-Floskeln die Stimmung anzuheizen, schafften das aber nur mit der Ankündigung, nach der Show umsonst Schnaps zu verteilen. Die Musik erinnerte stark an Sublime, hat mich aber kein Stück überzeugt. Es drängte sich der Eindruck auf, sie wollten einfach zuviel. Einziger kurzer Höhepunkt war die halbe Minute, als sie Bro Hymn spielten. Da wurde kurz nicht geglaubte Energie frei.
Die bestimmt halbstündige Umbaupause vertrieben wir uns am Merchstand und tranken Unmengen von eisgekühltem Jägermeister. Ich hab ja eigentlich nicht dran geglaubt, aber auf unsere Frage, was jetzt mit dem Schnaps sei, holten sie kommentarlos die Literflasche Jägermeister raus und füllten die Bierbecher. Die fünf Menschen die gerade da rumstanden, knallten sich also in 5min so krass viel Jägermeister rein, dass die Stoßrichtung des weiteren abends klar vorgegeben war.
FLOGGING MOLLY begannen ihr 80 minütiges Set mit älteren Stücken und mischten im weiteren Verlauf die Songauswahl ganz gelungen durcheinander. Sofort entstand ein ansehnliches Pit, das die Trinkhymnen abfeierte und den zielstrebig aufgebauten Pegel in Bewegung umsetzte. Ich konnte wegen meines Innenbandrisses nicht moshen, musste mich also mit älteren Semestern im hinteren Bereich tummeln. Wobei ich die Bewegung schon gebraucht hätte, so weiß ich nicht mehr welche Songs gegen Ende gespielt wurden, weiß aber, dass es lustig war. Die Songs von Flogging Molly sind auch einfach super abzufeiern, vor allem mit dem entsprechenden Alkoholgehalt im Blut. Als die Zugabe gespielt war, flüchteten die Massen nach Saustoff lechzend nach draußen. Wir vertrieben uns den angebrochenen Abend auf den Straßen Berlins und arbeiteten bestens gelaunt an der Vervollständigung des Vollsuffs.