Im Jahre 1993 schicken sich acht Wahnsinnige aus Staten Island, New York an, die Hip-Hop Welt aus den Angeln zu heben. Sie hören auf so wohlklingende Namen wie Ghost Face Killer (früher noch in dieser Schreibweise), Method Man, RZA, Ol´Dirty Bastard, Raekwon, U-God, GZA und Inspectah Deck und verpassen einem damals stagnierenden Genre eine dringend benötigte Frischzellenkur. Mit ihrer Mischung aus rauen, erdigen Beats, fernöstlicher Philosophie, einer an Kung-Fu Filme angelehnten Ästhetik und krudem Humor erobert der WU-TANG CLAN die Herzen von Hip-Hop Fans in der gesamten Welt im Sturm. Und das Ganze in nahezu rekordverdächtiger Zeit. Angesprochenes Debüt - "Enter The Wu-Tang (36 Chambers)" - dürfte allerdings, ob seiner Kompromisslosigkeit und Rauheit, auch in den Klassikeralbenlisten der "Gitarrenfraktion" auf einem der vorderen Plätze rangieren.
In Anbetracht des kommenden WU-TANG Konzerts im Kölner Palladium durfte also wieder einmal der arg strapazierte Begriff der "Vorfreude" bemüht werden. Zwar sind einem im Vorfeld Geschichten zu Ohren gekommen, welche die Live-Auftritte des CLANs als eher mässig beschrieben, davon will man sich die Laune aber nicht vermiesen lassen.
Und auch die vor der Halle gesammelten ersten Eindrücke lassen auf einen unterhaltsamen Abend schließen. Man merkt: die Leute haben Bock zu feiern. Und das ist ja schon mal nicht das Schlechteste…
Einen ersten Dämpfer erhält die Stimmung jedoch als verkündet wird, dass die Fotografen ganze sechs (!!!) Minuten Zeit haben, den notorischen CLAN zu Beginn seines Auftritts ablichten zu dürfen. Zudem sickert recht schnell durch, dass mit Method Man der wohl bekannteste und charismatischste Charakter des WU-TANG CLAN an diesem Abend fehlen wird. Warum sollte diese Tatsache auch im Vorfeld erwähnt werden?! Der zwecks Stimmungseinheizung engagierte Dj schafft es dann auch nicht wirklich die wartende Meute bei der Stange gehalten. Hier wäre ein lokaler Support wohl die bessere Wahl gewesen. Fast leid tun hingegen kann einem der Mensch, der während des "Dj-Sets" in regelmäßigen Abständen die Bühne entert, um dem ungeduldigen Publikum zu verkünden, dass die Jungs immer noch im Hotel residieren. Mehr Buhrufe hat wohl selbst unser aller Lieblingsboxbirne Axel Schulz nach seinem letzen Kampf nicht kassiert.
Um kurz vor zehn ist es dann schließlich so weit. Unter Anfeuerung des Publikums stürmt der CLAN auf die Bühne und haut mit 'Wu-Tang Clan Ain´t Nuthing Ta Fuck Wit' direkt mal einen Klassiker raus. Im Laufe des Auftritts bietet der CLAN einen guten, repräsentativen Querschnitt seines mittlerweile 14-jährigen Schaffens, wobei Hits wie 'Protect Ya Neck', 'Bring Da Ruckus' 'Reunited' auch hätten in ihrer Gänze gespielt werden dürfen. Scheinbar haben die Jungs jedoch nicht so viel Zeit…Etwas befremdlich wird es auch als dem (zweifellos großartigen) verstorbenen ODB gehuldigt wird, indem man 'Shimmy Shimmy Ya' und 'Brooklyn Zoo' vom Band (!!!) laufen lässt. Das Publikum freut sich zwar über die "Anwesenheit" Ol´Dirty Bastards, dennoch bleibt ein komisches Gefühl und so richtig überspringen will der Funke (zumindest bei mir) nicht. Eine Tatsache, die sich während des gemeinsamen Interviews mit RZA und Raekwon im Übrigen komplett anders gestalten soll. Aber dazu an anderer Stelle mehr…
Gegen kurz nach elf wird ein Großteil des Publikums das Palladium wohl eher mit ambivalenten Gefühlen verlassen. Auf der einen Seite froh die Helden vergangener Tage noch einmal live-haftig erlebt zu haben. Auf der anderen Seite - mit einem ungläubigen Blick auf die Uhr - ein wenig verprellt aufgrund der wirklich sehr kurzen Spielzeit. Eigentlich wusste man all das auch bereits VOR dem Konzert. Legenden ändern sich eben (leider) nie…